Tous Actualités
Suivre
Abonner Schweizerischer Nationalfonds / Fonds national suisse

Schweizerischer Nationalfonds / Fonds national suisse

Fjorde im Schweizer Mittelland

Bern (ots)

Ein Team von Forschenden, unterstützt vom Schweizerischen Nationalfonds, hat eine Bohrung in den Berner Untergrund abgeteuft. Ihre Entdeckungen wurden jetzt publiziert: Vor ein paar hunderttausend Jahren haben Fjorde das Bild des Schweizer Mittellands geprägt.

Vor ein paar hunderttausend Jahren hatten unsere Vorfahren, die durch das Schweizer Mittelland streiften, eine wunderbare Landschaft vor ihren Augen. Die Alpen gingen direkt in einen riesigen See über - eine richtige Fjordlandschaft. Ein Team von Forschenden, unterstützt vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF), hat den Beleg dafür in einem unterirdischen Tal bei Bern gefunden. Genauer gesagt in den Sedimenten, die das Tal heute ausfüllen. Der Forschungsartikel dazu ist in der Fachzeitschrift Scientific Drilling (*) erschienen.

Die Geschichte ist in den Sedimenten enthalten

Vor rund 300'000 Jahren hat das Flachland rund um die Alpen einen grösseren Gletschervorstoss und -rückzug erfahren. "Wir können bestätigen, dass die Gletscher, als sie sich wieder in Richtung Alpen zurückzogen, eine Fjordlandschaft hinterliessen. So auch in der Region Bern: Ein See bedeckte das ganze Aaretal und einen guten Teil des Mittellandes um die Stadt Bern", erklärt Fritz Schlunegger, Geologe an der Universität Bern.

Wegen der Abfolge verschiedener Eiszeiten ist das Tal unter der Stadt Bern aufschlussreich für das Verständnis der regionalen Landschaftsentwicklung. "Die von den Flüssen dort angesammelten Sedimente blieben seither ungestört. Ausserhalb des Tals hat das Vorrücken und Zurückweichen der Gletscher die Sedimente mehrfach verschoben", erklärt der Wissenschaftler.

Verbesserte Sicherheit

Solche unterirdischen Täler existieren auch unter der Reuss, der Limmat, der Rhone, dem Genfer- und Bodensee und dem Seeland. Ihre Eigenschaften interessieren nicht nur Geologinnen und Geologen, denn sie sind zentral für die Sicherheit von Oberflächenbauten und Lagerstätten für radioaktive Abfälle. "Es geht hier um eine Zeitspanne von einer Million Jahren", erklärt Fritz Schlunegger. "Man muss also Standorte ausschliessen, wo in Zukunft durch Gletscher wieder Täler entstehen könnten, damit die Endlager nicht zurück an die Oberfläche kommen."

(*) M. Schwenk, P. Schläfli, D. Bandou, N. Gribenski, G. Douillet and F. Schlunegger: From glacial erosion to basin overfill: a 240 m-thick overdeepening-fill sequence in Bern, Switzerland. Scientific Drilling (2021).

--------------------------

Forschungsförderung in allen Disziplinen

Diese Forschungsarbeit wurde vom SNF mit dem Instrument der "Projektförderung" unterstützt. Nach einem Auswahlverfahren können Forschende mit diesen finanziellen Beiträgen Vorhaben zu selbst gewählten Themen und Forschungszielen eigenverantwortlich durchführen.

Dieses Projekt wurde mit Unterstützung der ETH Zürich, der Gebäudeversicherung des Kantons Bern, der Stiftung Landschaft und Kies sowie von Swisstopo umgesetzt.

---------------------------

Der Text dieser Medienmitteilung und weitere Informationen stehen auf der Webseite des Schweizerischen Nationalfonds zur Verfügung

Pressekontakt:

Fritz Schlunegger, Universität Bern, Baltzerstrasse 1+3, 3012 Bern, Tel.: +41 31 631 87 67 / + 41 79 751 72 54, E-Mail: fritz.schlunegger@geo.unibe.ch

Plus de actualités: Schweizerischer Nationalfonds / Fonds national suisse
Plus de actualités: Schweizerischer Nationalfonds / Fonds national suisse
  • 28.02.2022 – 08:00

    Ältere Menschen kommen mit Stress überraschend gut zurecht

    Bern (ots) - Die kognitiven Fähigkeiten von Menschen über Sechzig verschlechtern sich unter akutem Stress nur in wenigen Bereichen. Beim Arbeitsgedächtnis haben sie gegenüber Jungen sogar die Nase vorn. Ist Ihnen bei einem Bewerbungsgespräch vor lauter Aufregung schon einmal ein Name nicht mehr eingefallen? Oder haben Sie bei einem Vortrag Ihren Text vergessen? Im Labor konfrontieren Forschende ihre Versuchspersonen ...

  • 31.01.2022 – 08:00

    Nachhaltige Verarbeitung von Elektroschrott in Indien dank Coworking

    Bern (ots) - Ein indisch-schweizerisches Forschungsteam entwickelt ein ökologisches und solidarisches Geschäftsmodell, das die Umweltbelastung beim Recycling von Elektroschrott verringert. In Indien werden über 90 Prozent des Elektroschrotts im informellen Sektor verarbeitet. Diese Tätigkeit bietet vielen Familien ein Einkommen, belastet jedoch oft die Umwelt und ...