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Forschungsinstitut für biologischen Landbau

IFOAM fordert 100 Millionen Euro für Forschung im Biolandbau

Frick (ots)

Alfred Schädeli, FiBL
Die Forschung für die biologische Landwirtschaft
werde durch die EU seit Jahrzehnten vernachlässigt, schreibt die
EU-Gruppe der Weltbioorganisation IFOAM in einem offenen Brief an die
EU-Landwirtschaftsminister und Parlamentarier. Gemäss dem
Rahmenprogramm für 2002 bis 2006, über das der Ministerrat bis Ende
Jahr entscheiden will, soll es noch schlimmer kommen. Die
Gentechforschung soll mit über zwei Milliarden Euro gefördert werden,
die Biolandbau-Forschung kriegt nur noch Brosamen. So gefährde
Brüssel die Ziele der Agrarpolitik der Mitgliedstaaten und setze die
Leaderrolle Europas im weltweit wachsenden Biomarkt aufs Spiel,
kritisiert der Dachverband. Er fordert 100 Millionen Euro für die
Forschung im Biolandbau. Diese Woche diskutiert das Europäische
Parlament die Anträge der Kommission.
Die Verteilung der EU-Forschungsgelder für die Landwirtschaft
stehe in krassem Widerspruch zur EU-Agrarpolitik, kritisiert die
EU-Gruppe der internationalen Bio-Dachorganisation IFOAM in einem
offenen Brief an die EU-Parlamentarier und die Agrarminister der
EU-Staaten. Das Ziel der Länder, in den nächsten zehn Jahren 15 bis
20 Prozent Biolandbau zu erreichen, lasse sich nur umsetzen, wenn die
Biolandbau-Forschung in der Lage sei, diesen ehrgeizigen Prozess mit
hoher fachlicher Kompetenz zu begleiten. Wenn die Biobauern und
Bioverarbeiter hingegen fachlich unzureichend unterstützt würden,
seien die europäischen Agrarmärkte in Zukunft am weltweit boomenden
Biomarkt nicht mehr konkurrenzfähig, heisst es weiter.
Gegenwärtig fliessen nur gerade 2 Prozent der
EU-Agrarforschungsgelder in die Biolandbau-Forschung, die durch die
EU seit jeher vernachlässigt wurde. Und dieser unhaltbare Zustand
soll gemäss Rahmenprogramm für die Jahre 2002 bis 2006 noch schlimmer
werden. In dieser Periode gedenkt die EU die Forschung im Biolandbau
nur noch im Bereich der Lebensmittelsicherheit zu unterstützen. Es
sei absurd, die gesamte Biolandbau-Forschung unter diesem
Programmpunkt laufen zu lassen, kritisiert die IFOAM. Die
Lebensmittelsicherheit sei nur eine von vielen Facetten des
Biolandbaus. Vordringlich sei die Forschung in anderen Bereichen,
etwa die Ermittlung der Hemmnisse, welche die Landwirte in der EU
davon abhalten, auf Biolandbau umzustellen. Die IFOAM verlangt daher
einen eigenen Programmpunkt Biolandbau, unter dem solche Projekte
laufen könnten, mit einem Budget von 100 Millionen Euro. Dieser
Betrag entspräche 17 Prozent des vorgesehenen Budgets für die
Lebensmittelsicherheit. Die Förderung des Biolandbaus soll als
eigener Aktionspunkt vorrangig in die vorgeschlagene Liste der
Politik orientierten Forschungsprioritäten aufgenommen werden, in
einem speziellen Forschungsaktivtätsprogramm im 6. Rahmenprogramm, in
dem ein Budget von 440 Mio Euro vorgesehen ist.
"Das ganze Rahmenprogramm krankt an einer äusserst
technologieorientierten Sichtweise," bedauert der Schweizer
IFOAM-Vertreter Otto Schmid vom Forschungsinstitut für Biolandbau
FiBL in Frick. Je näher ein Forschungsprojekt an der Praxis sei,
desto geringer sei die Chance, dass es unterstützt werde.
Interdisziplinäre Projekte, die vernetztes Denken erfordern, hätten
daher einen schweren Stand. Vor diesem Hintergrund sei auch
verständlich, dass die EU die Genom-Forschung mit riesigen Summen
fördert und die Forschung im Biolandbau praktisch leer ausgeht.
Der 230 Seiten starke Entwurf des Forschungsprogramms liegt zur
Zeit dem Europaparlament zur Beurteilung vor. Die IFOAM hofft, dass
noch Korrekturen zugunsten des Biolandbaus vorgenommen werden. Nach
Fahrplan soll der Ministerrat das Rahmenprogramm bis Ende Jahr
verabschiedet haben.

Kontakt:

Otto Schmid und Dr. Urs Niggli
Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL)
5070 Frick
Tel. +41 62 865 72 72
Internet: www.fibl.ch