Hey - Was guckst Du ? - Schweizer TV-Landschaft im Wandel
Unterägeri (ots)
Böse Zungen behaupten, die Schweizer TV-Landschaft sei eine Medienwüste. Doch was Europa vormacht, könnte hierzulande bald Wirklichkeit werden. Ein duales Rundfunksystem mit privat kommerzieller Unterhaltungsindustrie - gesponsert von Schweizer Unternehmen.
Ein medialer Brennpunkt, der am 12. Juni in Zürich öffentlich diskutiert wird. Eingeladen dazu sind Vertreter aus Industrie und Medien.
Kameras gingen aus, Türen wurden geschlossen, sie hatten verloren: Roger Schawinski, Tele 24 und Jürg Wildberger, tv 3. Sie hatten verloren und die Schweizer Unternehmen gleich mit dazu. Warum? Eingeschränkte Werbemöglichkeiten, lautet die Antwort. Privat organisiertes Fernsehen mit kommerziellem Geschäftsmodell versank in der Schweiz vor 16 Monaten endgültig in Schutt und Asche. Nicht ganz. Stimmt: Irgendwo verstreut tauchen am Bildschirm ab und zu regionale TV-Sender oder Fenster auf, so eine Art zaghaftes Verlegerfernsehen, das durch bescheidene Programmqualität nur wenige Zuschauer anzieht. Alles irgendwie amateurhaft.
Schnitt. Kamerawechsel: Im Nachbarland Deutschland wurden indes Medien-Profitcenter aus dem Boden gestampft, die ihr Fernsehprogramm mit der Industrie verdienten und gestalteten. Mit deutscher Industrie und auch der schweizer Grossindustrie, versteht sich. Die Player der TV-Szene im Grossen Kanton katapultierten sich als RTL, SAT 1, VOX und Kabel 1 lautstark und immer tiefer in die Herzen der Zuschauer. Und tatsächlich: Die Deutschen fanden rasch Gefallen an Soapoperas mit massiver Werbeunterbrechung, an Gameshows und Millionenspielen mit Werbeunterbrechung, an Traumhochzeiten und am voyeuristischen Genuss vielfältiger Big Brother-Sendeformate mit hunderten Werbefenstern verkleidet.
Regionale Schaufensterprogramme unterbrachen täglich das Mantelprogramm und fanden auch ihre regionalen Zuschauer. Und alles wurde vom Rezipienten des 20. Jahrhunderts gefressen. Vielleicht blieb ihnen auch nichts anderes übrig. Und dieses zur Mammutindustrie avancierte, privat kommerzielle TV im Nachbarland der Schweiz, wurde sehr schnell von der Industrie geliebt. Geliebt, ja. Denn hier tat sich schon vor mindestens 12 Jahren eine sattgrüne Kommunikationswiese für tausende Marken, Produkte und Firmen auf. Nicht nur stundenlange Werbeblöcke, Tag und Nacht, lockten die Firmen, sondern auch faszinierende Productplacementkapazitäten in konsumentenfreundlichen Sendungen und knallhartes Sponsoring gesamter Sendestaffeln (man denke an Marienhof) boten Unternehmen Absatzmärkte. Sogar Fanclubs bei Medienhäusern wie RTL boten und bieten Unternehmen Werbemöglichkeiten: Überall dort tummelten sich und befinden sich noch immer Markenprodukte und Firmennamen. Den öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten, namhaft jener traditionellen "Arbeitsgemeinschaft für öffentlich - rechtlichen Rundfunk Deutschland", ARD, mit ihrem Grundversorgungsauftrag aus der Zeit des politischen Neubeginns der 50er Jahre, wurde es Angst und Bange. Doch Konkurrenz belebt das Geschäft - und die Kreativität.
Schnitt, Kamerawechsel: "In der Schweiz lassen wir keine Nischen zu", Zitat eines Mannes, der nicht genannt werden möchte. Nur das nicht. Keine Nische in der monopolistischen TV-Landschaft der Schweiz, bitte. Dafür Leistungsauftrag à la service public. Beinahe konkurrenzlos baut sich eine strukturell privat-rechtlich organisierte SRGSSRidéesuisse wie eine TV-Statue vor dem Schweizer Zuschauer auf. Sie versucht ebenfalls so etwas wie Grundversorgung im Fernsehen zu übernehmen. Und wo beleben Spartenprogramme und die vielen Big Brother ähnlichen Sendegestirne den rot-weissen TV Himmel?
Warum locken hier keine privat organisierten und kommerziell orientierten TV-Sender zumindest ein paar Millionen Deutsch SchweizerInnen vor die Mattscheibe?
Vielleicht, weil dieses Land ja so anders ist. Vier verschiedene Landessprachen und Kulturen und so verschiedene Populationen und Landesgräben. Kein grosser (Zuschauer) Markt. Vielleicht deswegen lohnt es sich für niemanden überhaupt nur an privat-kommerzielles TV unter Mitgestaltung der Industrie zu denken. "Die sind alle an die Wand gefahren mit ihren TV-Ideen, daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern", sagt ein Kenner des Schweizer Mediengeschäftes, der wiederum nicht öffentlich sprechen möchte.
Und dennoch: Zur Diskussion steht das neue RTVG. Zur Diskussion steht die Liberalisierung des Fernsehens in der Schweiz. Zur Diskussion stehen neue TV-Konzessionen. Die Schweiz befindet sich schon längst in einem massiven Medienwandel, auch wenn es so manch einer noch nicht wahrhaben möchte. Das klingt wie ein Stück Annäherung an ein modernes TV-Europa. Und vor der Landesgrenze stehen sie längst bereit: Ausländische TV-Macher, die sich hier austoben wollen. Und dann bekäme die Industrie doch noch eine Chance und würde mit komplett innovativen PR-Formen Fernsehen in der Schweiz mitgestalten. Ob das wohl gut geht?
Tipp zum Thema! Freier Eintritt zum kontroversen Talk:
Europa macht's vor: Schweizer TV-Landschaft im Umbruch - Neue Chancen für die Industrie?
Der dritte Medientalk der Unimark zeichnet sich wiederum durch eine Top-Besetzung im Podium aus:
Peter Schellenberg, Programmdirektor SF DRS Hans-Juerg Deutsch, Leiter Ringier TV AG Marc Furrer, Direktor BAKOM Prof. Dr. Jo Gröbel, Direktor Europäische Medieninstitute Düsseldorf/Paris Peter Kölbel, Gesellschafter tv-münchen-berlin-zürich-Holding Franz A. Zölch, Praxis für Medienrecht
Am 12. Juni 2003, 17.00h, im Studio 5 des tpc (tv productioncenter, Fernsehstrasse 1-4, Zürich). Beschränkte Platzzahl.
Alle Informationen sowie Ihre Anmeldung bitte unter: www.unimark.ch oder telefonisch unter 041/754'40'40.
Kontakt:
Christian Grass
Head of Communication
UNIMARK AG
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