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EMPA: Biopolymere - Bakterien als Plastiklieferanten (Biotechnologische Forschungsprojekte an der Empa)

Dübendorf (ots)

In Forschungsprojekten an der Empa
(Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt) werden die 
geeigneten biotechnologischen Prozessbedingungen evaluiert und 
optimiert, um «Bioplastik», resp. Biopolymere, massgeschneidert 
herzustellen. Wegen ihrer guten Abbaubarkeit und hohen 
Bioverträglichkeit eignen sich natürliche Polymere für vielseitige 
Anwendungen in Industrie, Chemie, Pharmazie und nicht zuletzt in der 
Medizin.
Ein Forscherteam der Empa arbeitet daran, Bakterien aus der Erde 
und 
aus Kläranlagen zur Produktion von wertvoller Biopolymermasse 
anzuregen. Werden den Mikroorganismen Nährstoffe und geeignete 
Kohlenstoffsubstrate zugefügt, produzieren einige von ihnen im 
Bioreaktor unter sorgfältig überwachten Bedingungen Biopolyester, 
die umweltverträglich und auch nachhaltig sind. Ihre grossen 
Vorteile gegenüber synthetischen Werkstoffen aus Erdöl: Sie werden 
von einem immer wieder nachwachsenden Rohstoff produziert und am 
Ende ihrer Verwendung von Pilzen oder Bakterien vollständig 
abgebaut.
Bis heute sind mehr als 90 Mikroorganismen bekannt, die im 
Zellinnern einen Kohlen- und Energiespeicherstoff einlagern. Dieser 
Speicherstoff besteht aus Polyhydroxyalkanoaten (PHA), also 
natürlichen Polyestern. Die in Granülen eingelagerten PHA lassen 
sich mit organischen Lösungsmitteln aus den getrockneten Zellen 
herauslösen und werden durch Umfällen mit Methanol oder Ethanol 
gewonnen. Übrig bleibt eine plastikähnliche Masse mit ganz 
spezifischen Eigenschaften - bereit für Einsätze in 
unterschiedlichsten Anwendungsgebieten in Industrie und Medizin.
Rezepturen für plastikähnliche Biomasse
Am meisten PHA-Masse wird in den Zellen gebildet, wenn den 
Bakterien 
Kohlenstoffsubstrate, beispielsweise in der Form von Fettsäuren, im 
Überschuss angeboten werden. Wenn gleichzeitig aber ein anderer 
Nährstoff das Wachstum limitiert, vermehren die Mikroorganismen sich 
nicht mehr weiter, sondern beginnen, Biopolymere zu produzieren. Die 
Verwendung von Kohlenstoffsubstratgemischen unter optimalen 
Wachstumsbedingungen erlaubt dieserart die Steuerung des molekularen 
Aufbaus der PHA und somit auch der makroskopischen, physikalischen 
Eigenschaften des Produkts. Ob der Biowerkstoff am Ende spröde, 
elastisch oder klebrig ist, entscheidet sich also aufgrund der Art 
der Mikroorganismen und der Wachstumsbedingungen im Bioreaktor. Um 
nun Biopolymere mit massgeschneiderten Eigenschaften zu erhalten, 
erforschen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Empa 
diese Wachstumsbedingungen minutiös. Die kontinuierliche 
Kultivierung im Chemostat ist Voraussetzung für eine vollständige 
Kontrolle der Zellphysiologie. Die genaue Kenntnis von Wesen und 
Beeinflussbarkeit der Zellphyshiologie ermöglicht es dem Team, 
zahlreiche neue PHA-Rezepte für die Biosynthese mit 
Bakterienkulturen zu entwerfen.
Medizinische und andere Anwendungsgebiete
Die nach den eigenen Rezepten hergestellten Biopolymere werden 
nicht 
nur nach physikalischen, sondern auch nach biologischen und 
chemischen Gesichtspunkten beurteilt, um das Eigenschaftsprofil der 
unterschiedlichen PHA-Werkstoffe zu ermitteln. PHA mit kurzer 
Seitenkette (sclPHA) sind Thermoplaste und können für medizinische 
Anwendungen und Wegwerfartikel (Labormaterial, Shampooflaschen) 
gebraucht werden. PHA mit mittlerer Länge der Seitenkette (mclPHA) 
sind flexibler als die spröden und steifen PHA mit kurzer 
Seitenkette - sie eignen sich ebenfalls bestens für medizinische 
Anwendungen. Vorstellbare Produkte aus Biopolymeren sind Wundfäden, 
Hautersatz, Implantate, Nervenstützen, künstliche Arterien, Venen 
und Herzklappen.
Damit noch nicht genug: PHA besitzen chemische Eigenschaften, die 
sie darüber hinaus befähigen, als Trägermaterial für andere 
Substanzen zu dienen. So werden zukünftig Medikamente in Implantate 
eingelagert sein: Während der menschliche Körper das Implantat 
abbaut, wird über genau definierte Zeiteinheiten präzis dosierte 
Arznei freigesetzt. Grundlagen zu dieser speziellen Anwendung werden 
zurzeit im Reagenzglas an der Empa erforscht. Aber auch in der 
Industrie sind Anwendungsbeispiele für PHA denkbar. So lässt sich an 
die Biopolymere etwa «Zosteric Acid» (ZA) binden, ein ungiftiges 
Antifäulnismittel aus Seegras. Die derart modifizierte Biomasse 
könnte nun, wie die Empa ebenfalls erforscht, als Imprägnierung von 
Oberflächen im Kampf gegen den zerstörerischen Biofilm verwendet 
werden.
Text-Redaktion und Bilder:
Martina Peter, Abt. Kommunikation/Marketing, 
Tel. 01 823 49 87, E-Mail:  martina.peter@empa.ch
Fachliche Auskunft:
- Dr. Manfred Zinn, Abt. Biokompatible Werkstoffe, Tel. 071 274 76 
98, E-Mail:  manfred.zinn@empa.ch
- Dr. Roland Hany, Abt. Funktionspolymere, Tel. 01 823 40 84, E-
Mail:  roland.hany@empa.ch

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