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EMPA: 21. Wissenschaftsapéro -- Wird Autofahren unbezahlbar?

Dübendorf (ots)

Ein Leben ohne Auto, Zug und Flugzeug – kaum noch
vorstellbar. Mobilität ist heutzutage ein Grundbedürfnis unserer 
Gesellschaft. Doch Benzin- und Dieselpreise steigen und die Abgase 
belasten Umwelt und Klima. Können wir uns die Mobilität noch 
leisten? Oder wird Autofahren unbezahlbar? Die Frage zog zahlreiche 
Interessierte zum 21. Wissenschaftsapéro nach Dübendorf, an dem drei 
Experten aus Forschung und Politik das Thema aus verschiedenen 
Perspektiven beleuchteten.
Sowohl im Berufsleben als auch in der Freizeit nimmt die Mobilität 
unablässig zu. Nicht nur immer mehr Autofahrer bevölkern Schweizer 
Strassen, sie legen zudem immer weitere Strecken zurück. Hinzukommt, 
dass der Trend in Richtung schwergewichtige und stark motorisierte 
Autos geht. Der Energieverbrauch steigt damit drastisch an. Wird die 
weltweite Erdölförderung den Bedarf überhaupt noch decken können?
Erdölressourcen: Halbvoll oder halbleer?
„Die Diskussion über die Zukunft von Erdöl ist verwirrend“, betont 
Professor Dr. Peter Kehrer von der Bundesanstalt für 
Geowissenschaften und Rohstoff in Hannover. Für die Wirtschaft sind 
die Reserven noch „halbvoll“, für die Geologen dagegen schon 
„halbleer“. Um diese Diskussion zu versachlichen, hat er aufgrund 
der Kenntnisse aus Geowissenschaft, Berg- und Rohstoffwirtschaft die 
Verfügbarkeit von Erdöl neu bewertet. Sein Fazit: „Die Ressourcen 
neigen sich dem Ende zu. In den nächsten zehn bis zwanzig Jahren 
wird das Produktionsmaximum erreicht sein. Danach geht es langsam 
bergab“.
Grund für Panik bestehe aber nicht. Einerseits wird das Erdöl nicht 
von heute auf morgen ausgehen, sondern dessen Förderung über 
Jahrzehnte allmählich abnehmen. Andererseits wird der steigende 
Energiebedarf zunehmend von anderen Energieträgern gedeckt werden. 
„Erdöl ist ersetzbar“, so Professor Kehrer. Im Post-Erdölzeitalter 
werden Schweröle, Schwerstöle und Ölsande, deren Förderung heute 
noch als unwirtschaftlich gilt, gemeinsam mit regenerativen Energien 
sowie mit Erdgas, Kohle und Wasserstoff die Energielieferanten sein. 
„Der Mensch hat immer intelligente und kreative Lösungen gefunden. 
Die Lichter werden also nicht ausgehen“.
Alternative Antriebe und Treibstoffe Christian Bach, Leiter der 
Empa-Abteilung Verbrennungsmotoren, sieht trotzdem Handlungsbedarf. 
„Die Mobilität verursacht wegen der hohen CO2-Emissionen irreparable 
Schäden an Klima und Ökosystemen.“ Die Schweiz hat sich deswegen im 
CO2-Gesetz verpflichtet, den CO2-Ausstoss bis ins Jahr 2010 
gesamthaft um zehn Prozent unter den Stand von 1990 zu senken. Für 
den Verbrauch von Benzin und Diesel ist darin eine Reduktion von 
acht Prozent festgesetzt. Sind diese Ziele jedoch realistisch? 
Christian Bach ist skeptisch. „Aufgrund des Verkehrswachstums sind 
wir von einer CO2-Reduktion weit entfernt“. Mit Szenarien über 
zukünftige CO2-Emissionen untersucht er deswegen, inwieweit 
technische Massnahmen die steigenden Emissionen kompensieren 
könnten.
Eines ist klar: Nur mit auf geringeren Treibstoffverbrauch
optimierten Benzin- und Dieselantrieben lassen sich die Ziele des
CO2-Gesetzes bei weitem nicht erreichen. Weitere Massnahmen wie
alternative Antriebe, insbesondere Erdgas- und
Brennstoffzellenfahrzeuge, oder alternative Treibstoffe, zum Beispiel
Bio-Ethanol, Bio-Diesel, Biogas oder Wasserstoff, sind dazu nötig.
Nur mit ihnen, so kommt Christian Bach zum Schluss, können die
verkehrsbedingten CO2-Emissionen massgeblich reduziert werden. Und
damit liessen sich die Ziele des CO2-Gesetzes doch noch erreichen,
wenn auch verspätet.
Wege der Politik
Neben der Wissenschaft ist ganz klar auch die Politik gefragt Wege 
aus dem CO2-Dilemma aufzuzeigen. Der Direktor des Bundesamtes für 
Energie Dr. Walter Steinmann stellt fest: „Autos gehören zu den 
Gütern auf die die Schweizer nicht verzichten wollen.“ Staatliche 
Massnahmen zur Lenkung oder gar Eindämmung der Mobilität stossen 
deshalb schon bald an Grenzen. Um den CO2-Ausstoss trotzdem zu 
verringern, setzt das Bundesamt für Energie auf einen optimalen Mix 
aus freiwilligen Massnahmen, ökonomischen Instrumenten, Vorschriften 
und Technologieförderung. Die Energieetikette, eine 
energieeffiziente Fahrweise, steuerliche Entlastung 
klimafreundlicher Treibstoffe zulasten der konventionellen 
Treibstoffe oder die CO2-Abgabe schlagen sie als mögliche Wege vor. 
Und nicht zuletzt müssten verwertbare Forschungsergebnisse schnell 
und effizient in die Praxis umgesetzt werden.

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