Repräsentative Studie zu den neuen Franchisen in der Krankenversicherung - Unwissenheit regiert bei der Wahl der Franchise
Zürich (ots)
Eine Befragung des GfS-Instituts für Markt- und Sozialforschung im Auftrag des Internet-Vergleichsdienstes comparis.ch zeigt, dass der grösste Teil der Versicherten nichts von hohen Wahlfranchisen in der Krankenversicherung wissen will. Nur gerade 6 Prozent der Befragten haben sich für die neue Maximalfranchise von 2500 Franken entschieden, 45 Prozent haben die Grundfranchise von 300 Franken gewählt. Beim Thema Franchisen herrscht grosse Unwissenheit: Nur die Hälfte der Befragten weiss, dass im Krankheitsfall Franchise und Selbstbehalt selber bezahlt werden müssen.
Seit anfangs Jahr gelten in der obligatorischen Krankenversicherung neue Franchisestufen. Aus diesem Anlass befragte das GfS-Institut für Markt- und Sozialforschung in Zürich im Auftrag des Internet-Vergleichsdienstes comparis.ch in der zweiten Dezemberhälfte 1021 Personen, davon 721 in der Deutsch- und 300 in der Westschweiz. Ziel der repräsentativen Umfrage war es, aufzuzeigen, wie die Verteilung der Franchisen unter den Versicherten aussieht.
Hohe Franchisen bei Jüngeren beliebt
Trotz erheblichem Prämienrabatt sind die neuen hohen Franchisen bei den befragten Versicherten nicht gefragt. Für die neue Maximalfranchise von 2500 Franken haben sich gerade einmal 6 Prozent entschieden. Eine Ausnahme sind die bis 30-Jährigen. Bei ihnen liegt der Anteil mit hohen Franchisen (1500, 2000 und 2500 Franken) bei rund der Hälfte. Obwohl die Franchise von 1500 Franken im laufenden Jahr nicht mehr die höchste ist, gaben 19 Prozent der Befragten an, diese Franchise gewählt zu haben. Dies ist ein Rückgang von lediglich 1 Prozent im Vergleich zum Jahr 2004 (siehe Grafik).
Mit zunehmendem Alter steigt der Anteil der Befragten, welche die Grundfranchise gewählt haben. Generell ist die Grundfranchise von 300 Franken über alle Altersklassen betrachtet, nach wie vor am beliebtesten. Wie bereits 2004 haben auch im laufenden Jahr 45 Prozent der Studienteilnehmer diese Franchise gewählt. Die Franchise von 500 Franken ist eine Verschmelzung der alten 400er und 600er Franchisen. Hatten im vergangenen Jahr 30 Prozent der Befragten eine Franchise von 400 oder 600 Franken, sind es 2005 noch 24 Prozent mit einer Franchise von 500 Franken. Laut Analysen von comparis.ch ist die Franchise von 500 Franken aber in praktisch keinem Fall eine gute Wahl. Unbedeutend sind die Franchisen von 1000 und 2000 Franken mit einem Anteil von 5, respektive 2 Prozent.
Mehr schlecht als recht informiert
Nur etwas über die Hälfte der Studienteilnehmer hat angegeben, sich über die neuen Franchisen informiert zu haben. Informiert hat sich der grösste Teil bei den Krankenkassen. Je höher die Franchise der Befragten, desto grösser der Anteil jener, die sich Informationen bei einem Vergleichsdienst beschafft haben. Einem Drittel wurde die aktuelle Franchise gemäss den bundesrätlichen Vorgaben ungefragt zugeteilt. Schlecht informiert sind die befragten Versicherten über die finanziellen Konsequenzen im Krankheitsfall.
Nur die Hälfte der Befragten weiss, dass ein Teil der Kosten für Arzt, Spital und Medikamente selber getragen werden muss und zwar in der Höhe der gewählten Franchise zuzüglich 10 Prozent Selbstbehalt bis maximal 700 Franken. Mit der Wahl einer höheren Franchise steigt aber der Informationsstand über die Auswirkungen eines Krankheitsfalls auf das eigene Portemonnaie.
Tiefe Grenze der finanziellen Belastbarkeit
Unabhängig von der gewählten Franchise befindet sich über ein Viertel der Befragten schon bei Ausgaben von 1000 Franken für Franchise und Selbstbehalt (=Grundfranchise von CHF 300 plus maximaler Selbstbehalt von CHF 700) an oder jenseits der Grenzen ihrer finanziellen Belastbarkeit. Umgekehrt geben aber über 50 Prozent der Befragten an, dass sie in der Lage wären, im schweren Krankheitsfall 3200 Franken (=maximale Selbstbeteiligung bei Franchise CHF 2500) aus der eigenen Tasche bezahlen zu können.
Zur Akzeptanz der neuen Franchisen lässt sich noch wenig aussagen. Die Befragten wurden danach gefragt, ob die neuen Franchisen die Solidarität zwischen Gesunden und Kranken aushöhlen, ob sie nur etwas für Reiche seien und ob sie eine gute Sache seien. Zu keiner der drei Thesen gibt es eine eindeutige Meinung. Befürworter, Gegner, Neutrale und Nicht-Informierte: Keine Gruppe bildet eine wirkliche Mehrheit.
Sparpotenzial bei weitem nicht ausgeschöpft
comparis.ch hat die Resultate der Franchisenumfrage mit der eigenen Prämiendatenbank verknüpft und ausgewertet, ob die Befragten mit der Wahl ihrer Franchise ihr Sparpotenzial optimieren. Die Auswertung beruht auf der Comparis-Prämisse, die besagt, dass der Versicherte für jeden Franken zusätzliches Risiko, das die Wahl einer höheren Franchise mit sich bringt, mit mindestens einem Franken weniger Gesamtkosten entschädigt wird, wenn er im Folgejahr Gesundheitskosten hat, die maximal so hoch sind, wie er sie erwartet.1
Diese Auswertung zeigt, dass die Befragten tendenziell zu tiefe Franchisen gewählt haben. Das Sparpotenzial wird ungenügend optimiert. Laut comparis.ch wäre die Maximalfranchise von 2500 Franken für ein Viertel die optimierte Franchise. Es haben aber nur 6 Prozent diese Franchise gewählt. Auffallend ist auch, dass nur für 28 Prozent der Befragten die Grundfranchise die optimierte Franchise wäre. Gewählt haben diese aber 45 Prozent (siehe auch Grafik).
Die Studie zeigt somit, dass die Versicherten die Möglichkeiten des Krankenkassen-Wechsels und der Wahlfranchisen bei weitem nicht ausschöpfen und deshalb über die Hälfte zu viel an Krankenkassen-Prämien bezahlen.
Hinweis an die Redaktionen
Als Beilage erhalten Sie eine Grafik mit der Franchisenverteilung der Studienteilnehmer der Jahre 2004 und 2005. Die ausführlichen Studienresultate erhalten Sie auf Anfrage unter media@comparis.ch.
Eine ausführliche Erklärung der Comparis-Prämisse ist abrufbar unter: http://www.comparis.ch/krankenkassen/info/Referate/Referat%20Franchis e.pdf
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