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comparis.ch: zur Situation von Hypothekarkunden - Schweizer Hypo-Schuldner haben Gottvertrauen

comparis.ch: zur Situation von Hypothekarkunden - Schweizer Hypo-Schuldner haben Gottvertrauen
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Zürich (ots)

Bankenkrise hin oder her: Schweizer Hypothekarkunden sind treu. 70
Prozent der Grundpfandschuldner wollen bei der nächsten Ablösung 
ihrer Hypothek beim bisherigen Anbieter bleiben. Anders bei der UBS: 
Bloss die Hälfte ihrer Hypo-Kunden erwägt keinen Bankenwechsel. Dies 
hat eine Umfrage des Internet-Vergleichsdiensts comparis.ch bei 633 
Hypothekarschuldnern im deutsch- und französischsprachigen Landesteil
ergeben.
Die wirtschaftliche Situation ist trist und - für die Schweiz von 
besonderer Bedeutung - die Reputation der (Gross-)Banken angeknackst.
In dieser düsteren Situation hat der Internet-Vergleichsdienst 
comparis.ch Hypothekarkunden vom Markt- und Sozialforschungsinstitut 
Link zu ihrer persönlichen Situation befragen lassen.  «Sehen Sie für
sich als Hypothekarnehmer Risiken als Folge der Finanzkrise?» - 
«Würden Sie beim nächsten Hypothekar-Abschluss Ihren Anbieter 
wechseln?» - «Was, denken Sie, passiert mit Ihrer Hypothek, wenn Ihre
Bank Konkurs geht?». 633 Hypothekarschuldner, die an der Jahreswende 
2008/2009 befragt wurden, haben Auskunft gegeben. Zur Klärung 
bankrechtlicher Fragen wurde das Institut für Banking and Finance der
Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) beigezogen.
Ausgeprägte Kundentreue
Das Umfrageergebnis zeigt, dass die Schweizer Banken unter 
Immobilienbesitzern noch immer ein beträchtliches Vertrauenskapital 
besitzen. Ein Hinweis darauf ist die geringe Wechselbereitschaft der 
Hypo-Kunden. Auf die Frage, ob sie den nächsten Hypothekarvertrag bei
einem andern als dem angestammten Anbieter unterschreiben würden, 
antworteten bei der Umfrage bloss 13 Prozent der Befragten mit einem 
Ja. 70 Prozent dagegen verwarfen diese Idee von vorneherein.
Die Wechselbereitschaft der Hypo-Kunden der UBS, der grössten 
Schweizer Bank, unterscheidet sich jedoch signifikant von derjenigen 
der andern Institute (vgl. Grafik). Laut Umfrage ziehen bloss 51 
Prozent der UBS-Kunden im Falle der Erneuerung ihrer Hypothek keinen 
Wechsel zu einem andern Anbieter in Betracht. Bei der Credit Suisse, 
der andern Schweizer Grossbank, liegt der entsprechende Wert bei 59 
Prozent. Bei den kleineren Banken ist die in der Umfrage zum 
Aus-druck kommende Kundentreue dagegen wesentlich ausgeprägter. Bei 
den Raiffeisenbanken können sich 76 Prozent der Hypo-Kunden keinen 
Wechsel vorstellen, bei den Vertragspartnern der Zürcher Kantonalbank
sind es 77 Prozent; bei den übrigen Kantonalbanken liegt der 
entsprechende Durchschnittswert bei 74 Prozent. «Dieses Ergebnis 
erstaunt nicht sehr. Die globale Bankenkrise hat in erster Linie 
unseren beiden Grossbanken geschadet», hält Martin Scherrer, 
Bankenexperte bei comparis.ch, fest. «Viele Kunden der Grossbanken 
haben die Nase voll und wollen darum bei der nächstbesten Gelegenheit
zu einem anderen Anbieter wechseln.»
Trotz Verdrossenheit über die Grossbanken: Die Schweizer 
Hypo-Schuldner sind von einer Art Gottvertrauen beseelt. Erstaunlich 
ist nämlich, dass 83 Prozent der Befragten in der gegenwärtigen 
wirtschaftlichen Krisenlage für sich als Grundpfandschuldner 
keinerlei persönliche Risiken sehen. Die entsprechende Frage haben 91
Prozent der Hypo-Kunden der Credit Suisse und 85 Prozent der 
UBS-Kunden mit einem Nein beantwortet. Den unerschütterlichen 
Glauben, dass schon alles gut kommt, teilen auch die 
Hypothekar-Kunden der kleineren Institute. Zu nennen wären namentlich
Kunden der Raiffeisengruppe, die die eingangs gestellte Frage zu 84 
Prozent verneint haben. Die entsprechenden Werte für die Zürcher 
Kantonalbank bzw. die übrigen Schweizer Kantonalbanken lauten 92 bzw.
82 Prozent.
Es kann nicht sein, was nicht sein darf
«Offenbar liegt es ausserhalb der Vorstellungskraft vieler 
Schweizer, dass in der Schweiz eine Bank Konkurs gehen könnte. Und 
wenn doch, so ist der Staat da, um die Bank zu retten, denken sie.» 
Mit diesen Worten kommentiert Comparis-Bankenexperte Martin Scherrer 
ein weiteres Ergebnis der Umfrage. Die Frage, was im Falle eines 
Konkurses des Hypothekaranbieters mit der Hypothek geschehen würde, 
quittierte fast jeder fünfte Befragte (18%) spontan mit der 
Bemer-kung: «Meine Bank geht nicht Konkurs!» Immerhin räumte fast 
jeder vierte Befragte (24%) ein, keine Ahnung zu haben, was im 
Konkursfall mit dem Hypokredit geschähe. 26 Prozent der 
Umfrageteilnehmer glauben, dass gar nichts passieren würde, weil 
nämlich das insolvente Institut «von einer andern Bank übernommen» 
würde. Immerhin 9 Prozent äusserten die Meinung, dass im Konkursfall 
das geschuldete Darlehen sofort zurückbezahlt werden müsste. 8 
Prozent der Befragten gaben an, dass «die Hypothek hinfällig» würde. 
- «Schön wär's!», kommentiert Martin Scherrer diesen Irrglauben.
Übernahmen, Finanzspritzen, Verstaatlichung...
Was passiert, wenn die Hausbank eines Grundpfandschuldners 
zahlungsunfähig würde und Konkurs anmelden müsste? Nach Aussage des 
ZHAW-Instituts für Banking and Finance sind in einem solchen Fall 
verschiedene Szenarien denkbar. Für den Hypothekarschuldner 
weitgehend unproblematisch wäre die Übernahme der konkursiten Bank 
durch ein anderes Institut. Dieses würde dann zum neuen 
Vertrags-partner des Schuldners. Dies ereignete sich in den 1990er 
Jahren, als rund 100 Schweizer Regionalbanken ihre wirtschaftliche 
Selbst-ständigkeit verloren und grösstenteils von Gross- und 
Kantonalbanken übernommen wurden. Problematisch wird das 
Übernahme-Szenario, wenn es sich bei der zahlungsunfähigen Bank um 
einen «Global Player» handelt. Zumindest im Inland würde es schwierig
sein, einen Kandidaten zu finden, der in der Lage wäre, alle 
Verpflichtungen der Grossbank zu übernehmen.
Bei der jüngsten Bankenkrise ist weltweit ein anderes Szenario zum
Tragen gekommen, nämlich das Eingreifen des Staates, der mittels 
massiver Finanzspritzen oder Garantien die Banken vor dem Untergang 
gerettet hat. Auch in diesem Fall hätten die Hypothekarschuldner 
wenig zu befürchten, weil ihr Vertragspartner versuchen würde, die 
Kundenbeziehung aufrecht zu erhalten. Allenfalls müsste der Schuldner
bei der Verlängerung der Hypothek mit einer restriktiveren 
Kreditvergabe rechnen. Im Ausland so geschehen, in der Schweiz aber 
wenig wahrscheinlich wäre die Verstaatlichung eines insolventen 
Instituts. Auch in diesem Fall hätten Hypothekarschuldner wohl wenig 
zu befürchten.
Die Bank kann immer kündigen
Für Hypo-Schuldner ungemütlich werden könnte es bei drohender 
Überschuldung, was beispielsweise 1991 zur Zwangsschliessung der 
Spar- und Leihkasse Thun führte. Mangelnde Solvenz könnte die 
Aufsichtsbehörde - die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) - 
dazu veranlassen, einer Bank mit dem Bewilligungsentzug zu drohen. 
Falls es der Bank nicht gelänge, sich innerhalb der von der Finma 
gesetzten Frist aus dem Schlamassel zu befreien, wäre ein 
Bewilligungsentzug bzw. die Schliessung der Bank die Folge. Dabei 
würden womöglich auch bestehende Hypothekarverträge gekündigt, und 
die Schuld würde eingefordert, um die Einleger auszuzahlen.
Zündstoff birgt in diesem Zusammenhang der sogenannte 
Verrechnungs-verzicht (1), den viele Hypo-Schuldner unterschrieben 
haben, womöglich ohne sich dessen bewusst zu sein. Das bedeutet, dass
ein Kunde im Konkursfall allfällige Guthaben bei der Bank nicht mit 
seiner Hypothekarschuld verrechnen darf. Letztere bliebe bestehen, 
derweil die Guthaben im Rahmen der kürzlich revidierten Bestimmungen 
zum Einlegerschutz nur bis zum Betrag von maximal 100'000 Franken 
(früher 30'000 Franken) geschützt wären. Theoretisch können die 
Banken laut den Allgemeinen Geschäftsbedingungen eine Kundenbeziehung
jederzeit kündigen. In der Praxis gibt es dafür allerdings bis heute 
keine Anzeichen, weil der Vertrauensverlust in eine Bank, die solches
tut, überaus schwer wiegen würde.
(1)   Mehr Infos zum Verrechnungsverzicht unter 
http://www.comparis.ch/comparis/press/communique.aspx?ID=pr_comm_communique_080929

Kontakt:

Martin Scherrer
Banken- und Versicherungsexperte
Telefon: 044 360 52 95
E-Mail: media@comparis.ch
www.comparis.ch

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