comparis.ch zum Prämienvergleich des Bundesamtes für Gesundheit - Prämienrechner offenbart Mängel
Zürich (ots)
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat heute einen Prämienrechner «analog zu Comparis» vorgestellt. Bei einem ersten Test offenbart der Rechner Mängel: Teilweise zeigt der BAG-Rechner alternative Versicherungsmodelle an, die gar nicht angeboten werden. Der Vergleich leitet zudem die Nutzer auf die Websites der Krankenkassen weiter. Dies können die Kassen nutzen, um dort den Versicherten mehr zu verkaufen, als sie eigentlich brauchen, wie ein früherer Bericht des K-Tipps zeigt. Zudem können beim BAG-Rechner auch nicht für alle Krankenkassen und alle Modelle Offerten bestellt werden.
Anfang Jahr hat das Bundesamt für Gesundheit (BAG) einen Prämienvergleich «analog zu Comparis» angekündigt.(1) Seit heute ist der Krankenkassen-Vergleich des Bundesamtes für Gesundheit im Netz abrufbar. comparis.ch wollte wissen, ob das Bundesamt das selbst formulierte Ziel auch erreicht hat. Ein erster Test zeigt, dass der BAG-Rechner Mängel aufweist, da einige Besonderheiten des Krankenversicherungssystems nicht berücksichtigt worden sind.(2) So gibt es alternative Versicherungsmodelle wie bestimmte HMO-Angebote, die nicht an allen Orten innerhalb eines Kantons oder einer Prämienregion verfügbar sind. Beim BAG-Rechner sind aber alle Angebote jeweils im ganzen Kanton bzw. der ganzen Prämienregion verfügbar. Dies hat Folgen: Wenn beispielsweise ein Versicherter aus Solothurn einen Prämienvergleich beim Bundesamt durchführt, werden im Vergleich Prämien der Krankenkasse CSS angezeigt, die nur in der Region Olten, nicht aber in Solothurn angeboten werden. Der Kanton Solothurn ist kein Einzelfall, in allen Kantonen gibt es jeweils von mehreren Krankenkassen Angebote, die nicht in der ganzen Prämienregion verfügbar sind.
Wenig zweckmässig ist die Standard-Ansicht des Prämienvergleichs, in der die Krankenkassen alphabetisch sortiert sind. Das Finden der günstigsten Kasse gleicht in dieser Ansicht der Suche einer Nadel im Heuhaufen. Werden die Krankenkassen nach Prämienhöhe oder Sparpotenzial sortiert, stehen zudem teilweise Krankenkassen zuoberst, die gar keine Prämien anbieten.
Zudem ärgerlich für die Versicherten: Nach dem Vergleich wird man per Link auf die Website der Krankenkasse weitergeleitet, damit man dort eine Offerte anfordern kann. So muss man nicht nur zweimal seine Daten eingeben, sondern es besteht auch die Gefahr, Zusätze abzuschliessen, die man weder will noch benötigt. Das Konsumentenmagazin K-Tipp hat schon vor einiger Zeit festgestellt, dass die Prämienrechner der Krankenkassen oft Tücken haben und die Krankenkassen versuchen, dem Konsumenten mehr zu verkaufen, als er eigentlich braucht. «Oft sind bereits Zusatzversicherungen vorausgewählt», so der K-Tipp.(3) Oder in der Standardeingabe ist ein Unfallzusatz enthalten, obwohl viele Erwachsene bereits gegen Unfall versichert sind. Eine Recherche von comparis.ch zeigt, dass diese Praxis auch heute noch besteht. In diesem Punkt unterscheidet sich der BAG-Rechner vom Comparis-Angebot, das BAG verfehlt also die selbstgesteckten Ziele. Dank automatisierten Offert-Schnittstellen müssen die Versicherten auf comparis.ch ihre Daten nur einmal eingeben.
Wie comparis.ch ist auch das BAG darauf angewiesen, dass die Krankenkassen Offerten erstellen und bearbeiten. Nicht alle tun dies. Das Krankenversicherungsgesetz kennt keine Pflicht, eine Offerte auszustellen. Deshalb kann auf keinem Prämienvergleichsdienst für jede Krankenkasse eine Offerte angefragt werden.
Kostenbumerang droht Die Lancierung des BAG-Prämienrechners ist mit möglichen Kosteneinsparungen begründet worden. «Anstatt Kostenersparnisse droht am Ende Ärger für die Versicherten», sagt Richard Eisler, Geschäftsführer von comparis.ch. Dieser Ärger könnte wieder Kosten verursachen: Will ein Versicherter ein Angebot abschliessen, das es für seinen Wohnort nicht gibt, aber vom BAG-Rechner angezeigt wird, dürfte er damit einigen administrativen Aufwand bei der Krankenkasse verursa-chen. «Die vom BAG angegebenen Sparmöglichkeiten sind angesichts von über 20 Milliarden Franken bezahlter Prämien klein und betragen bloss 17 Rappen pro Monat und Versicherten», sagt Eisler. «Mit der jetzt gewählten Lösung drohen sogar administrative Mehrkosten, die diese 17 Rappen im Nu zunichtemachen können». Dabei wären Einsparungen einfach möglich gewesen: So hat comparis.ch angeboten, den eigenen bestehenden Vergleichsrechner ohne Kostenfolge für BAG, Krankenkassen und Versicherte zur Verfügung zu stellen. Das BAG hat dieses Angebot aber abgelehnt und den Auftrag für die Entwicklung eines Prämienvergleichs an ein externes Unternehmen vergeben.
(1)Vgl. Bericht der Handelszeitung «Der Bundesrat sagt Comparis den Kampf an» vom 13. Januar 2011
(2)Der Prämienvergleich auf comparis.ch berücksichtigt die hier genannten Besonderheiten. Anders als in früheren Jahren hat comparis.ch die Prämien vom BAG nicht vor der Veröffentlichung erhalten, darum werden die Besonderheiten erst nach und nach eingearbeitet. Spätestens am 4. Oktober 2011 sind alle Besonderheiten im Vergleich berücksichtigt.
(3)Quelle: K-Tipp 17/2009: «Prämienrechner mit Tücken»
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