Medienmitteilung: Corona treibt die Gesundheitsausgaben hoch, aber nicht die Grundversicherungsprämien
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Medienmitteilung
Comparis-Kommentar zur KOF-Herbstprognose der Gesundheitsausgaben
Corona treibt die Gesundheitsausgaben hoch, aber nicht die Grundversicherungsprämien
Die Konjunkturforschungsstelle (KOF) der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) rechnet in der von Comparis finanzierten Prognose für 2021 mit einem Anstieg der Gesundheitsausgaben um satte 7,3 Prozent. Das ist mehr als doppelt so viel wie die 2020 für dieses Jahr prognostizierten 3,3 Prozent. Grund sind vor allem die Corona-bedingten Mehrausgaben von Staat und Privathaushalten. «Die Pandemie hinterlässt tiefe Spuren bei den Gesundheitsausgaben. Aber sie führt definitiv nicht zu einem Prämienschock bei der Grundversicherung», so Comparis-Krankenkassenexperte Felix Schneuwly.
Zürich, 25. November 2021 – Die Konjunkturforschungsstelle (KOF) der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) hat ihre Prognose für den Anstieg der Gesundheitsausgaben 2021 stark nach oben korrigiert. 2020 hatte sie in ihrer vom Online-Vergleichsportal comparis.ch finanzierten «Prognose der schweizerischen Gesundheitsausgaben» noch ein Wachstum von 3,3 Prozent vorausgesagt. In der heute publizierten neuesten Ausgabe hat sie den Wert auf 7,3 Prozent angepasst.
Massiver Wachstumsschub wegen Corona-Ausgaben
Das massive Plus gründet vor allem in den historisch hohen Staatsbeiträgen für Tests und Impfungen im Zusammenhang mit der Pandemie sowie den hohen Selbstzahlungen der privaten Haushalte für nicht vom Bund übernommene Corona-Tests.
Unangenehme Überraschungen ausgeschlossen, werden sich die ausserordentlichen Ausgaben laut der KOF in den nächsten Jahren zudem wieder deutlich reduzieren und die Wachstumsraten der Gesundheitsausgaben mit 1,3 Prozent 2022 und 1,2 Prozent 2023 wieder deutlich vermindern.
Die gesamten Gesundheitsausgaben sollten sich somit auf 92,3 Milliarden Franken für 2022 und 93,4 Milliarden für 2023 belaufen.
«Corona führt nicht zu einem Prämienschock»
«Die KOF-Studie zeigt: Die Pandemie hinterlässt tiefe Spuren bei den Gesundheitsausgaben. Aber sie führt definitiv nicht zu einem Prämienschock bei der Grundversicherung. Die Krankenkassen übernehmen nur einen Teil der medizinischen Corona-Kosten und haben zudem genügend Reserven», kommentiert Comparis-Krankenkassenexperte Felix Schneuwly.
Dazu komme, dass die stationären Behandlungen von Corona-Patienten zwar relativ teuer seien, andere Behandlungen aber weniger häufig durchgeführt würden. «Über die Auswirkungen des Rückgangs bei anderen Untersuchungen und Behandlungen wie zum Beispiel Krebs oder der wegen der Überlastung durch Corona-Patientinnen aufgeschobenen Operationen auf die Gesundheit der Bevölkerung liegen noch keine aussagekräftigen Daten vor», so Schneuwly.
«Gefahr: zu schneller und massiver Abbau der Reserven»
Im kommenden Jahr bauen diverse Kassen ihre hohen Reservebestände ab. Die Versicherten profitieren von tiefen Prämien. «Es wäre aber nicht das erste Mal seit der Inkraftsetzung des Krankenversicherungsgesetzes, dass ein zu schneller und zu massiver Abbau der Reserven angesichts steigender Kosten in den Folgejahren zu massiven Prämienerhöhungen führt», warnt Schneuwly.
Pflegeinitiative und bessere Versorgungssicherheit als langfristige Kostentreiber
Langfristig rechnet Schneuwly damit, dass der Anteil der gemäss Krankenversicherungsgesetz (KVG) finanzierten Ausgaben stärker steigt als die Gesamtausgaben. «Bei einer Stärkung der Pflege – wie es die Initiative und der indirekte Gegenvorschlag verlangen – werden die Kosten steigen», so der Krankenkassenexperte.
Die per 1. Juli 2022 eingeführte Psychotherapie durch Psychologinnen und Psychologen auf ärztliche Anordnung wird seines Erachtens ebenfalls zu Mehrkosten führen. Der erleichterte Zugang zur Psychotherapie sei aber dringend notwendig, weil die Zahl der psychischen Leiden schon vor der Pandemie zugenommen habe. «Auch die bessere Versorgungssicherheit bei den Medikamenten und Medtech-Produkten ist nicht kostenneutral zu haben», sagt Schneuwly.
Von der Kostenfixierung zum Preis-Leistungs-Verhältnis
Für ihn zeigen diese Beispiele, dass die Gesundheitspolitik des Bundes von der Kostenfixierung wegkommen und den Nutzen bzw. das Preis-Leistungs-Verhältnis der medizinischen Versorgung in den Vordergrund stellen muss. Kostendämpfende Wirkung haben seines Erachtens nur Massnahmen, die die Vergütung der versicherten medizinischen Leistungen von der Menge hin zum Behandlungserfolg verlagern.
«Gerade im Hinblick auf immer teurere und individualisiertere Therapien müssen wir wegkommen von der Idee, dass es für teure Untersuchungen und Behandlungen unabhängig von ihrer individuellen Wirkung fixe Tarife und Preise gibt», so Schneuwly.
Ein Umdenken sei umso wichtiger, weil das vom Bund bereits eingeführte Sparpaket 1 und das aktuell angestrebte Sparpaket 2 mit der Einführung einer obligatorischen Erstberatungsstelle für alle Versicherten das Kostenwachstum nicht dämpfen. «Tatsächlich steigen dadurch vor allem Bürokratiekosten beim medizinischen Fachpersonal, bei den Kassen und bei den Gesundheitsbehörden von Bund und Kantonen», ist der Comparis-Experte überzeugt.
Wer Kostenziele oder andere Arten der Rationierung im KVG verankern wolle, müsse die Ehrlichkeit besitzen und die individuelle Versicherungsdeckung begrenzen. «Besser ist es, mit klaren Vorgaben für die Wirksamkeit, Zweckmässigkeit und Wirtschaftlichkeit sowie transparenter Qualität in den Tarifverträgen zwischen Versicherern und medizinischen Leistungserbringern überflüssige und schlechte Medizin zu vermeiden», findet Schneuwly.
Der Internet-Vergleichsdienst comparis.ch finanziert die KOF-Prognosen der Gesundheitsausgaben. Da das Bundesamt für Statistik die Gesundheitsausgaben erst mit zwei Jahren Rückstand publiziert, sind die Prognosedaten der KOF auch im Hinblick auf die Entwicklung der Krankenkassenprämien besonders wertvoll.
Link zur KOF-Gesundheitsprognose: https://kof.ethz.ch/prognosen-indikatoren/prognosen/kof-gesundheitsausgabenprognose.html
Weitere Informationen:
Felix Schneuwly Krankenkassen-Experte Mobil: 079 600 19 12 E-Mail: felix.schneuwly@comparis.ch comparis.ch
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