Schweizerischer Gewerkschaftsbund SGB
SGB ergreift Referendum: Der Sonntag darf nicht zum Werktag werden
Bern (ots)
Mit der heute vom Ständerat abgesegneten Änderung des Arbeitsgesetzes hat das Parlament de facto die allgemeine Sonntagsarbeit eingeführt. Gegen diesen Entscheid wird der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) das Referendum ergreifen.
Der SGB akzeptiert nicht, dass Bahnhöfe mit der neuen Regelung in generelle Einkaufs- und Dienstleistungszentren mit Sonntagsöffnung umfunktioniert werden. Die Umwandlung der Bahnhöfe in Einkaufs- und Dienstleistungszentren ist der Dammbruch zur allgemeinen Sonntagsarbeit. Wird den Bahnhöfen eine Sonderregelung bei der Sonntagsarbeit zugestanden, dann werden alle anderen Geschäfte und Dienstleistungsbetriebe früher oder später eine Gleichbehandlung verlangen, was den Sonntag endgültig zu einem Werktag machen wird.
In zahlreichen Abstimmungen haben die Stimmberechtigten bestätigt, dass der Sonntag nicht zu einem gewöhnlichen Werktag werden darf. Der SGB ist überzeugt, dass die Änderung des Arbeitsgesetzes auf Kosten der Arbeitnehmenden wie bereits 1996 an der Urne abgelehnt werden wird.
SCHWEIZERISCHER GEWERKSCHAFTSBUND
Auskunft: Pietro Cavadini, Tel. 079-353 01 56 Marie-France Perroud, Tel. 079.639.10.08
Die Argumente gegen die Sonntagsarbeit
Wir wollen einen freien Sonntag...
Sonntagsarbeit ist in gewissen Fällen nötig, z.B. in Spitälern oder in Restaurants. Sonntagsarbeit darf aber nicht zum Normalfall werden. Genau das will das Parlament mit einer Änderung des Arbeitsgesetzes durchsetzen. Doch zwei Drittel der Bevölkerung lehnen Sonntagsarbeit ab. Sonntagsarbeit: Heute die Verkäuferin morgen alle... Mit einer Änderung des Arbeitsgesetzes soll Sonntagsarbeit im Verkauf normal werden. Damit wird Tür und Tor geöffnet für weitere Sonntagsarbeit. Das wollen wir nicht, denn ohne Sonntag gibts nur noch Werktage..
Sonntagsarbeit ist familienfeindlich...
Der freie Sonntag ist heute genau so wichtig wie früher. Denn das Erwerbsleben wird immer hektischer und anspruchsvoller. Der Sonntag ist auch für die Familie und die Freizeit unentbehrlich, damit man sich wenigstens an einem Tag in der Woche noch treffen kann. Kein Lohnzuschlag für Sonntagsarbeit ein Skandal... Sonntagsarbeit ist eigentlich verboten. Doch es gibt immer mehr Ausnahmen. Schon heute arbeitet jede vierte Person immer oder gelegentlich an einem Sonntag meist zu sehr tiefen Löhnen. Trotzdem hat das Parlament einen Lohnzuschlag für Sonntagsarbeit abgelehnt. Das ist ungerecht.
Detaillisten und KMU befürchten Abbau von Arbeitsplätzen...
Nicht nur die Gewerkschaften, sondern auch das Gewerbe lehnt Sonntagsarbeit ab. In einem Brief hat der Schweizer Detaillistenverband den Nationalrat gebeten, auf eine Änderung des Arbeitsgesetzes zu verzichten. Denn wegen der Sonntagsarbeit würden Arbeitsplätze in Fachgeschäften, die ausserhalb der Bahnhöfe liegen, gefährdet und Existenzen bedroht.
Bahnhöfe zu Einkaufszentren unnötig...
Wer am Sonntag dringend etwas einkaufen muss, hat heute viele Möglichkeiten. Bäckereien, Kioske oder Apotheken können am Sonntag öffnen. Auch in Tourismusgebieten oder grossen Bahnhöfen sind Sonntagsverkäufe legal. An einem Sonntag kann man heute Joghurt kaufen aber keine Kühlschränke, Krimis aber keine Büchergestelle. Das macht Sinn. Alles andere ist der Dammbruch für die generelle Sonntagsarbeit
Bundesrat und Parlament entscheiden am Volk vorbei...
Alle wollen heute den Sonntag im Einkaufszentrum verbringen, behaupten Bundesrat und Parlament. Das stimmt nicht. In 13 von 19 kantonalen Abstimmungen wurde eine Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten abgelehnt. Und wenn es um Öffnung am Sonntag ging, waren die Stimmberechtigten jedes Mal dagegen. Der Bundesrat soll dies respektieren.
Arbeitsgesetz: Der Kompromiss wird immer weiter ausgehöhlt...
Die Schweiz hat das flexibelste Arbeitsgesetz in Europa. In keinem Land kann so lange und so viel gearbeitet werden wie hier. Die Kehrseite der Medaille: Immer mehr Arbeitnehmende klagen über Stress und gesundheitliche Probleme. Trotzdem wird der Arbeitnehmerschutz abgebaut. Jetzt soll sogar der Sonntag zum Werktag werden