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CBM - Christoffel Blindenmission

SPERRFRIST: Blinde wollen nicht zum Betteln verdammt sein

SPERRFRIST: Blinde wollen nicht zum Betteln verdammt sein
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Zürich (ots)

Querverweis auf Bild: www.newsaktuell.ch/d/galerie.htx?type=obs
SPERRFRIST BIS 15. Oktober 2002 (Neufassung)
Am kommenden Dienstag wird der Blindentag, der
internationale „Tag des Weissen Stocks“ begangen. 90 Prozent der  
weltweit 50 Millionen Blinden leben in der Dritten Welt. Sie kommen
selten zu Wort. Deshalb hat Steve Allford, Projektleiter der CBM
Christoffel Blindenmission beim Behindertenzentrum Promhandicam in
der kamerunesischen Hauptstadt Yaounde, Henri Chachuen interviewt.
Dieser ist 47 Jahre alt, blind, verheiratet und hat eine Arbeit. Und
er pocht darauf, dass Blinde auch in wenig entwickelten Ländern mehr
können und mehr wollen als betteln. Unterstützt wird das
Behindertenzentrum auch vom Schweizerischen Blinden- und
Sehbehindertenverband.
Mit Henri Chachuen sprach Steve Allford
Frage: Haben Sie schon einmal vom internationalen Tag der
   Blinden gehört?
Antwort: Ja, aber hier in Kamerun ist eigentlich nur am Tag
   der Behinderten etwas los. Er fällt auf den 3. Dezember und das
   Sozialministerium organisiert dann jeweils einen Umzug, an dem
   Behinderte und ihre Organisationen teilnehmen.
Frage: Was für Erfahrungen machen Sie im Umgang mit
   Nichtbehinderten?
Antwort: Die Leute hier haben vor allem Mitleid mit uns
   Blinden. Einige geben einen kleinen Geldbetrag, und nur wenige    
   begreifen, dass Blinde zu mehr fähig sind, als zum Betteln. Ich   
   wünsche mir, dass die Leute uns als normale Mitmenschen behandeln,
   die lernen, arbeiten und sich selbständig im Alltag bewähren    
   können, wenn man ihnen nur die Möglichkeit dazu gibt.
Frage: Was müsste konkret geschehen?
Antwort: Neben einer Ausbildung brauchen die Blinden vor allem
   Arbeitsmöglichkeiten, Werkstätten, in denen sie ihren
   Lebensunterhalt verdienen können. Hier ist in erster Linie unsere 
   Regierung gefordert, die mehr Ausbildungsmöglichkeiten für   
   Behinderte schaffen müsste und zusätzliche, kleine Arbeitszentren,
   dann wird man auch in unserem Land keine Behinderten mehr auf den 
   Strassen herumlungern sehen.
Frage: Was erwarten Sie von den wohlhabenden Ländern?
Antwort: Ich zähle sehr auf die europäischen Länder; sie
   helfen uns bereits und ich hoffe, dass sie uns aus dem Loch    
   helfen, in dem wir uns befinden. Am dienlichsten wäre zusätzliche 
   Hilfe bei der Schaffung von Ausbildungsstätten für Behinderte.    
   Dank westlicher Hilfe gibt es bereits einige Werkstätten, in denen
   Behinderte Werkzeuge, Besen, Makaroni und anderes herstellen. Weil
   ich sehr gerne Sport treibe, wäre ich auch für jede Hilfe dankbar,
   die dem Behindertensport zu gute käme.
Frage: Welche Sportarten können Sie ausüben?
Antwort: Ich habe viele blinde Freunde. Mit ihnen spiele ich
   gerne Goalball. Dieses Spiel ist speziell für Sehbehinderte
   entwickelt worden. Zwei Teams mit je drei Spielern versuchen, so
   viele Tore wie möglich zu schiessen; sie orientieren sich  anhand
   von Schnüren. Im Fussball hat es Glöcklein, damit wir ihn hören.  
   Auch Schnelllauf und Hochsprung mache ich gerne. Doch es fehlen   
   uns Räumlichkeiten, Material und spezialisierte Trainer.
Frage: Seit wann sind Sie blind?
Antwort: Seit der letzten Primarschulklasse. Ich weiss nicht
   genau, weshalb ich plötzlich komplett blind geworden bin. Alles
   begann mit einer Malaria und mit Erbrechen. Auch im Spital, wo
   ich behandelt wurde, konnte die Ursache meiner Erblindung nicht
   geklärt werden.
Frage: Was machten Sie nach Ihrer Erblindung?
Antwort: Ich setzte meine Ausbildung in Buea in der
   Südwestprovinz fort. Dort befindet sich die einzige, vom
   kamerunischen Staat betriebene Ausbildungsstätte für Blinde. Wir
   haben in Buea viel gelernt: die Blindenschrift, das Schreiben mit 
   der Schreibmaschine, das Korbflechten, etwas Viehzucht und    
   Ackerbau. Wir haben auch gelernt, uns zu Fuss selbständig    
   fortzubewegen. 1978, nach meiner zweijährigen Ausbildung in Buea, 
   arbeitete ich als Korbflechter in Yaounde, zuerst allein und     
   schliesslich mit meinen Freunden in einer Arbeitsgemeinschaft    
   junger Blinder. Doch die damaligen Einkünfte genügten zum    
   Überleben meiner kleinen Familie nicht, deshalb arbeitete ich   
   wieder auf eigene Faust. Ich geriet in Schwierigkeiten und   
   daraufhin hat mir Promhandicam sehr geholfen. Seit 20 Jahren  
   arbeite ich nun in diesem Behindertenzentrum, in dem
   es neben einer Schule für blinde  Kinder verschiedene Werkstätten 
   und eine Computerklasse gibt.
Frage: Sie sind verheiratet und haben zwei Kinder. Es gibt
   Blinde, die sagen, es sei für sie schwierig, eine Frau zu finden. 
   Hatten auch Sie solche Probleme?
Antwort: Nein. Aber ich lag nicht auf der faulen Haut herum
   und wartete, bis jemand kam. Ich suchte intensiv.
Frage: Hatte Ihre Frau anfänglich Vorurteile gegenüber
   Blinden?
Antwort: Als wir uns kennen lernten, wollte sie mich immer
   begleiten, wenn ich irgendwo hinging. Erst als sie sah, wie
   andere verheiratete Blinde mit Kindern ihr Leben meistern, fasste 
   sie Vertrauen. Sie realisierte, dass sich ein Blinder  genauso gut
   zu helfen weiss, wie ein Sehender. Auch der Vermieter des  
   Häuschens, in dem ich wohne, bemerkte bald, dass ich mich  
   durchzuschlagen weiss. Er überliess mir den kleinen Hof, den Sie 
   hier sehen. Und Sie sehen auch, dass ich hier Hühner und Enten  
   halte.
Frage: Verdienen Sie nicht mit Korbflechten Ihren
   Lebensunterhalt?
Antwort: Das hängt von der Saison ab. Meine Korbwaren verkaufe
   ich vor allem im Dezember, wegen dem Jahrmarkt. Dann kann ich
   alles absetzen, was ich herstelle. Wenn mit den Korbwaren nicht so
   viel läuft, verkaufe ich meine Hühner und meinen Honig. Ich kaufe 
   den Honig im Norden in grossen Mengen ein und fülle ihn in   
   Flaschen ab. Oft begleitet mich bei meinen Reisen in den Norden   
   mein blinder Freund Abah Etienne, mit dem ich die meiste Zeit   
   verbringe. Meine Frau hilft mir beim Verkauf des Honigs und auch  
   beim Korbflechten.
Frage: Was erhoffen Sie sich für die Zukunft?
Antwort: Dass den Blinden mehr geholfen wird als heute. Dass
   zusätzliche Strukturen geschaffen werden, die den Bedürfnissen
   der Blinden entsprechen und die es ihnen erlauben, sich besser in 
   die Gesellschaft einzugliedern als wir es heute können. Ich rate 
   den Familien, ihre blinden Kinder nicht mehr in die Häuser
   einzuschliessen, sondern sie in die Schule zu schicken. Noch
   immer gibt es Eltern, die meinen, dass für sie alles aus ist, wenn
   sie ein blindes Kind haben. Das ist falsch, denn diese Kinder   
   werden ihren Eltern morgen helfen. Ich kann auch als Blinder von  
   meiner alten Mutter keine Hilfe mehr erwarten, aber sie erwartet  
   alles von mir, weil ich ihr ältester Sohn bin. Persönlich brauche
   ich nicht mehr als einen Raum und Material, damit ich meine Arbeit
   gut machen und andere Blinde im Korbflechten unterweisen kann.    
   Mein ganzer Dank gehört dem Behindertenzentrum Promhandicam, das  
   mir sehr hilft. (Übersetzung Thomas Schellenbaum, CBM Christoffel 
   Blindenmission)
Spenden
Das Behindertenzentrum Promhandicam ist auf zusätzliche Hilfe aus
   der Schweiz angewiesen. Kurzfristig steht die Anschaffung von   
   Blindenstöcken im Vordergrund, an denen in Kamerun grosser Mangel 
   besteht. Spenden erreichen Promhandicam über die CBM Christoffel  
   Blindenmission, Postkonto 70-1441-5, Stichwort Promhandicam 
   (tsch).

Kontakt:

CBM Christoffel Blindenmission
Marcel Hollenstein
Seestrasse 160
8027 Zürich
Tel. +41/1/202'21'71
Fax +41/1/201'30'18
Internet: http://www.cbmch.org
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