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Zum 55. Weltlepratag vom 28. Januar 2008 - Wie viele Leprakranke gibt es wirklich?
Bern (ots)
- Hinweis: Bildmaterial steht zum kostenlosen Download bereit unter: http://www.presseportal.ch/de/pm/100004208 -
Drei bis sieben Mal mehr Leprakranke als in den offiziellen Statistiken ausgewiesen - dies ist das Resultat einer Studie, welche die Leprahilfe Emmaus Schweiz in zwei Gebieten in Indien durchgeführt hat. Sind dies Einzelfälle oder hat das System?
Offiziell gilt die Lepra in Indien als eliminiert. Das heisst gemäss WHO, dass weniger als eine von 10'000 Personen an Lepra erkrankt ist. Die rapide Abnahme der registrierten Leprakranken in den letzten vier Jahren hat schon länger Zweifel aufgeworfen. Eine Studie der Leprahilfe in einem städtischen und einem ländlichen Gebiet in Mumbai hat diese nun erhärtet: Es wurden wesentlich mehr leprakranke Menschen gefunden, als die offiziellen Register aufweisen.
Die lineare Abnahme der Leprafälle in der indischen Statistik gibt nicht zum ersten Mal Anlass zu Diskussionen. Diese Studie sowie Berichte von Zeugen im Feld deuten darauf hin, dass die Statistiken beschönigt wurden. Das Ausmass dieser Manipulationen ist nicht bekannt. Falsche Zahlen können aber fatale Folgen haben. Sind sie zu niedrig, werden zu wenig Medikamente geliefert. Menschen können nicht rechtzeitig behandelt werden, bleiben länger ansteckend, entwickeln eher Behinderungen. Diese Beschönigungen sind ein Nebeneffekt der willkürlich festgelegten Eliminationsschwelle von 1:10'000. Diese zu erreichen, wurde zum Selbstzweck.
Zu hoffen bleibt, dass die vielen nicht-registrierten Erkrankten trotzdem eine Behandlung bekamen. Es ist aber höchste Zeit und ethische Verpflichtung der Verantwortlichen, die tatsächlichen Lepraerkrankungen festzustellen. Nur so können die Beteiligten die Verfügbarkeit und die Qualität der Leprabehandlung sicherstellen anstatt einer Zahl nachrennen.
Dabei dürfen die Erfolge bei der Bekämpfung der Lepra nicht vergessen gehen: Seit den 80er Jahren gibt es wirksame Medikamente. Millionen von Menschen sind geheilt worden. Die Anzahl Neuansteckungen ist auf einen Bruchteil gesunken. Aufklärung und Früherkennung haben die Stigmatisierung Betroffener massiv reduziert. Dies konnte durch einen Grosseinsatz von WHO, Regierungen, Sponsoren, Leprahilfswerken und Patientenorganisationen erreicht werden.
Aber das Erreichte darf nicht über die noch immer bestehenden Herausforderungen hinwegtäuschen. Noch immer gibt es viele neue Fälle. Noch immer gibt es Millionen Menschen mit bleibenden Behinderungen. In vielen Ländern sinken die Leprazahlen nicht mehr. Die Leprahilfe will nicht das Erreichen einer willkürlichen Eliminationsschwelle feiern. Sie jubelt erst, wenn die Lepra im eigentlichen Sinne des Wortes eliminiert ist: nämlich ausgerottet.
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