Geschäftsklima auf dem Beteiligungsmarkt bricht ein
Main (ots)
- Spät- und Frühphasenfinanzierer mit schlechterer Stimmung im ersten Quartal - Entwicklungsperspektiven des Marktes bleiben aber gut
Die Stimmung auf dem deutschen Beteiligungskapitalmarkt hat sich stark abgekühlt. Im ersten Quartal 2016 fällt der Geschäftsklimaindex des German Private Equity Barometers um 14,3 Zähler auf 45,4 Saldenpunkte. Anders als im Vorquartal, als das Klimahoch im Spätphasensegment den Klimaeinbruch im Frühphasensegment ausgeglichen hatte, sinkt der Indikatorwert in beiden Marktsegmenten. Dabei bewerten die Beteiligungskapitalgeber sowohl ihre aktuelle Geschäftslage (-11,3 Zähler auf 50,8 Saldenpunkte) als auch die Geschäftserwartung pessimistischer (-17,3 Zähler auf 40,0 Saldenpunkte).
Im Frühphasensegment ist der Stimmungsindikator regelrecht auf Talfahrt: Er fällt im ersten Quartal erneut (-15,1 Zähler auf 32,0 Saldenpunkte), nun unter seinen langjährigen Mittelwert. Einen vergleichbar starken Einbruch gab es zuvor nur im ersten Halbjahr 2008, kurz vor Beginn der Finanzkrise. Die Frühphasenfinanzierer bewerten sowohl ihre aktuelle Geschäftslage als auch die Geschäftserwartung deutlich schlechter: Der Indikator für die aktuelle Geschäftslage sinkt um 17,0 Zähler auf 33,3 Saldenpunkte, der Indikator für die Geschäftserwartung fällt um 13,2 Zähler auf 30,7 Saldenpunkte. Anders als im Vorquartal, in dem sich der Stimmungseinbruch nicht in der Bewertung der Rahmenbedingungen widerspiegelte, verschlechterten sich nun auch einige Klimaindikatoren im Frühphasensegment - die meisten allerdings weniger stark als das Geschäftsklima. So fällt das Fundraisingklima von seinem Rekordhoch deutlich, bleibt aber auf einem sehr guten Niveau. Das Klima für Börsengänge hat sich zudem rapide verschlechtert.
Bei den Spätphasenfinanzierern schwingt das Klima im ersten Quartal um. Der Geschäftsklimaindikator fällt um 12,8 Zähler auf 54,6 Saldenpunkte, bleibt damit aber nach wie vor gut und über dem langfristigen Mittel. Auch die Spätphasenfinanzierer korrigieren sowohl ihre aktuelle Geschäftslage als auch die Geschäftserwartung nach unten: Der Indikator für die aktuelle Geschäftslage sinkt um 6,5 Zähler auf 62,7 Saldenpunkte, der Indikator für die Geschäftserwartung fällt deutlicher um 19,1 Zähler auf 46,4 Saldenpunkte.
Trotz des Einbruchs des Geschäftsklimas auf dem Beteiligungskapitalmarkt im ersten Quartal bleibt Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe, optimistisch für die weitere Entwicklung in diesem Jahr: "Die Marktstimmung ist aktuell schlechter als es die Bewertung der Rahmenbedingungen erwarten lassen. Wir gehen aber davon aus, dass sich die guten Rahmenbedingungen wieder durchsetzen werden und die aktuell gedrückte Stimmung die Investitionsbereitschaft der Wagniskapitalgeber nicht nachhaltig senkt. Denn dafür gibt es keinen ersichtlichen Anlass," so Zeuner.
Auch Ulrike Hinrichs, geschäftsführendes BVK-Vorstandsmitglied, zeigt sich zuversichtlich: "Die Investitionsbereitschaft ist da. Die Entwicklung im Vorjahr hat zudem gezeigt, dass sich die Stimmung im Jahresverlauf durchaus schnell zum Positiven wenden kann. Vor allem eine Entspannung bei den doch sehr hohen Bewertungen oder Exit-Erfolge würden die Branchenstimmung schlagartig aufhellen. Eine Enttäuschung für unsere Venture Capital-Geber war allerdings die jüngste Ankündigung aus dem Bundesfinanzministerium, dass es in dieser Legislatur kein Venture Capital-Gesetz geben wird. Nach den zahlreichen politischen Bekenntnissen der letzten Jahre hatten wir uns alle eine echte Verbesserung erhofft."
Die KfW berechnet das German Private Equity Barometer zusammen mit dem Bundesverband deutscher Kapitalgesellschaften e. V. (BVK) exklusiv für das Handelsblatt. Eine ausführliche Analyse mit Datentabelle und Grafik zum aktuellen German Private Equity Barometer ist unter www.kfw.de/gpeb abrufbar.
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