KfW-Konjunkturkompass Deutschland: Mehr als Potenzialwachstum ist nicht drin
Main (ots)
- KfW Research erwartet nach herber Enttäuschung im dritten Quartal spürbare Erholung des Wirtschaftswachstums zum Jahresende - Jahreswachstumsrate kommt jedoch nicht mehr über Potenzialwachstum hinaus - KfW Research revidiert Konjunkturprognose für 2018 auf 1,6% nach unten (Vorprognose: 1,8%) und bestätigt Prognose von 1,6% für 2019
Nach einer herben Enttäuschung mit einer sogar leicht negativen Wachstumsrate von -0,2% im dritten Quartal erwartet KfW Research, dass sich die deutsche Wirtschaft zum Jahresende kurzfristig kräftig erholt. Das preis-, saison- und kalenderbereinigte Bruttoinlandsprodukt dürfte im vierten Quartal um starke 0,8% zulegen. Doch selbst mit solch einem Jahresendspurt wird das Realwachstum im Gesamtjahr 2018 nicht über die Potenzialrate hinauskommen: KfW Research revidiert seine Konjunkturprognose für 2018 auf 1,6% nach unten (Vorprognose: 1,8%). Auch im kommenden Jahr dürfte Deutschland in etwa im Tempo seiner Produktionsmöglichkeiten wachsen, KW Research bestätigt die Vorprognose von 1,6% für 2019.
Der unerwartete Rückschlag für die deutsche Wirtschaft im dritten Quartal ist zu einem erheblichen Teil auf Produktionsdrosselungen in der Autoindustrie zurückzuführen; von Juli bis September war die Autoproduktion um 7,4% geringer als im Vorquartal. Dahinter dürften im Wesentlichen die Probleme bei der Zertifizierung der Fahrzeuge nach dem neuen EU-weit gültigen Abgasteststandard WLTP (Worldwide harmonized Light vehicles Test Procedure) stehen. Diese haben nicht nur die Produktion von Kraftfahrzeugen selbst belastet, sondern auch den privaten Verbrauch und die Exporte, denn innerhalb der EU dürften ab September nur noch nach WLTP zertifizierte Neufahrzeuge verkauft werden. Selbst die Investitionen haben dadurch wohl einen Dämpfer erhalten, da der Erwerb von Fahrzeugen durch Unternehmen zu den Ausrüstungsinvestitionen zählt. Dass im dritten Quartal die Investitionen nicht nur in Bauten sondern - trotz dieser Belastung - auch in Ausrüstungen zulegen konnten, spricht für weiter vorhandenes Grundvertrauen in die Zukunft.
"Die Schrumpfung der deutschen Wirtschaft im Sommer wird ein Ausrutscher bleiben. Das legt nicht nur die Zunahme bei den Investitionen nahe, sondern auch der relativ starke Zuwachs der Importe, der auf eine anhaltend kräftige Grunddynamik der Binnennachfrage schließen lässt", sagt Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe. "Im Schlussquartal dürfte es einen deutlichen Rückprall geben, darüber hinaus aber keine Rückkehr zu dauerhaft hohen Quartalswachstumsraten. Die zuvor sehr kräftige Konjunktur mit dem Jahr 2017 als Höhepunkt kühlt ab." Die Zunahme des Bruttoinlandsprodukts werde in diesem und auch im kommenden Jahr mehr oder weniger den gängigen Schätzungen des deutschen Wachstumspotenzials entsprechen. Mehr als 1,6% seien auch 2019 nicht drin. "Für die Überlebenswahrscheinlichkeit des bereits alten deutschen Aufschwungs ist das sogar günstig, denn die Kapazitäten sind nach neun Jahren ununterbrochenen Wachstums bereits recht eng, besonders am Arbeitsmarkt.", so Zeuner.
Die Prognose unterliegt zahlreichen Abwärtsrisiken. Neben dem US-Protektionismus in seinen verschiedenen Aspekten - Eskalation des Handelsstreits mit China, grundsätzlich weiter im Raum stehende Drohung mit Strafzöllen auf europäische Produkte wie Autos - bereiten vor allem der fiskalische Konfrontationskurs Italiens und der Brexit große Sorgen. Sollten zumindest einige dieser Risiken im kommenden Jahr schlagend werden, würde das deutsche Wachstum 2019 wohl erheblich schlechter ausfallen.
Der aktuelle KfW-Konjunkturkompass ist abrufbar unter: www.kfw.de/konjunkturkompass
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