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Fortschritte bei Darmkrebs - Neuste Erkenntnisse rechtzeitig zum Darmkrebsmonat(*)

Baar (ots)

In den letzten Jahren wurden bei der Behandlung von
Dickdarmtumoren grosse Fortschritte erzielt. Ein Darmkrebssymposium
der amerikanischen Gesellschaft für klinische Onkologie (ASCO) hat zu
Beginn dieses Jahres in San Francisco, USA, erstmalig einen Kongress
allein den Magen-Darm-Tumoren gewidmet und viel versprechende
Ergebnisse vorgestellt.
Lange Zeit stand nur ein einziges Chemotherapeutikum im Kampf
gegen den Dickdarmkrebs zur Verfügung, nämlich das Fluorouracil. In
den letzten zehn Jahren wurden fünf neue Medikamente entwickelt,
welche die Überlebenszeit wesentlich verlängern und die
Lebensqualität deutlich verbessern. Darunter zu nennen sind
Irinotecan, Capecitabine, Oxaliplatin, Cetuximab und Bevacizumab,
wobei diese Präparate häufig in Kombination miteinander oder mit
Fluorouracil verabreicht werden. Eine neue Ära der verbesserten
Therapiemöglichkeit beim fortgeschrittenen Dickdarmkrebs hat
Irinotecan eingeläutet, ein Medikament von Aventis, das unter dem
Handelsnamen Campto® verschrieben wird.
In San Francisco stellte Prof. Markus Borner, leitender Arzt des
Instituts für Medizinische Onkologie im Inselspital Bern, eine
Untersuchung der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Klinische
Krebsforschung (SAKK) vor. Dabei wurden die Medikamente Capecitabine
und Campto mit guter Verträglichkeit und guter Wirkung eingesetzt.
"Campto ist das erste Medikament, welches nach Fluorouracil beim
Dickdarmkrebs eine wesentliche Wirkung zeigt", so Professor Borner.
"Verschiedene Untersuchungen in den Neunzigerjahren haben
nachgewiesen, dass Campto, mit Fluorouracil kombiniert, das Leben der
Patienten noch mehr verlängern kann. Campto kann auch eingesetzt
werden, wenn Fluorouracil nicht mehr wirkt." Auch in dieser Situation
führt die Behandlung zu einer Verlängerung des Lebens und fast noch
wichtiger, zu einer Verbesserung der Lebensqualität. Diese Daten sind
umso bedeutsamer, sind Darmkrebserkrankungen doch mittlerweile die
zweithäufigste Krebstodesursache in Westeuropa.
Die SAKK hat unter der Leitung von Prof. Borner unter anderem die
Kombination von Campto mit Capecitabine bei fortgeschrittenen
bösartigen Dickdarmtumoren getestet. Die Resultate waren eine längere
Überlebenszeit und ein vorteilhaftes Nebenwirkungsprofil, vor allem
bei einer dreiwöchentlichen Campto-Gabe. Unbehandelte Patienten mit
dieser Krankheit leben im Durchschnitt nur wenige Monate und auch mit
der bisherigen Therapie mit Fluorouracil und Leucovorin haben die
Patienten leider meist weniger als ein Jahr überlebt. Der
tumorhemmende Wirkstoff von Campto, das Irinotecan, stammt übrigens
von einem in China unter dem Namen Xi Shu bekannten Baum, dem
sogenannten Glücksbaum (s. Kasten).
Zur Zeit laufen weltweit mehrere Studien, die untersuchen, wie
wirksam Campto oder Oxaliplatin mit Capecitabine kombiniert werden
können. Diese Therapien könnten zu einer patientenfreundlicheren
Behandlung aber auch zu einer Kostensenkung beitragen. Ein weiterer
Quantensprung in der Behandlung von Dickdarmtumoren wurde letzten
Herbst mit dem Medikament Cetuximab gemacht. Cetuximab ist ein
künstlich hergestellter Antikörper. Er greift auf der Tumoroberfläche
Strukturen an, welche für das Tumorwachstum wichtig sind. Die
Tumorzelle verliert dadurch ihren Wachstumsanreiz und stirbt ab. Das
Medikament hat parallel in einer grossen amerikanischen und in einer
europäischen Studie bei Patienten, welche nicht mehr auf eine
Campto-Therapie angesprochen haben, zu einem Rückgang des
Tumorleidens geführt. Das Ansprechen war aber besser, wenn die
Campto-Therapie weitergeführt und Cetuximab nicht allein gegeben
wurde. Ein Pluspunkt des neuen Medikamentes Cetuximab ist, dass es
die bekannten Nebenwirkungen einer Chemotherapie wie Haarausfall oder
Erbrechen nicht verstärkt. Die Schweiz ist weltweit das erste Land,
welches dieses Medikament für Patienten mit Dickdarmtumoren
registriert hat. Zur Zeit wird abgeklärt, ob und zu welchem Preis die
Krankenkassen die Bezahlung dieser Therapie übernehmen.
Mit einem weiteren neuen Antikörper wurden ebenfalls bereits
interessante Resultate erzielt. Bevacizumab blockiert die Aktivität
eines Faktors, welcher für die Neubildung von Blutgefässen wichtig
ist. Die neuen Antikörper werden als mehrstündige Infusionen ambulant
verabreicht, wobei die Patienten wegen der seltenen allergischen
Nebenwirkungen, die gegen jedes biologische Produkt auftreten können,
zu Beginn gut überwacht werden müssen. Auch Bevacizumab wurde zuerst
in Kombination mit Campto in den Vereinigten Staaten getestet und hat
in einer grossen Studie das Leben der Patienten mit Dickdarmtumoren
wesentlich verlängert. Ab Sommer 2004 soll das Medikament im Rahmen
von Studien auch in der Schweiz an verschiedenen Zentren angewendet
werden. Wie Cetuximab scheint auch Bevacizumab gut verträglich zu
sein, der optimale chemotherapeutische Kombinationspartner wird zur
Zeit noch getestet.
Innerhalb der letzten 10 Jahre haben diese fünf neuen Medikamente
die Behandlung von bösartigen Dickdarmtumoren wesentlich verbessert.
Analysen der bisher gemachten Erfahrungen zeigen, dass sich die
Überlebenszeit der Patienten nach Diagnose mehr als verdoppelt hat.
Die Patienten leben umso länger, je mehr verschiedene Medikamente für
die Therapie zur Verfügung stehen. Zunehmend zeigen
Forschungsergebnisse, dass die neuen Medikamente auch prophylaktisch
(adjuvante Chemotherapie) eingesetzt und so die Rückfallshäufigkeit
nach Operation eines Dickdarmtumors gesenkt werden können.
Vom Glücksbaum zur Therapie    
   (Abb. Glücksbaum, Camptotheca acuminata, bitte bestellen)
Xi Shu heisst der "glückliche Baum" oder "Baum der Freude", der in
China im Jahre 1848 zum ersten Mal beschrieben wurde. Drei Jahrzehnte
später bekam er den wissenschaftlichen Namen Camptotheca acuminata.
Für alle Botaniker: der Glücksbaum ist die einzige Spezies seiner
Gattung, die zur Familie der Nyssaceae gehört. Erst die Entdeckung
seiner tumorhemmenden Eigenschaften im Jahre 1957 machte den Baum zur
Cinderella des Waldes. Das sowohl in den Blättern des Baumes als auch
in den Früchten und Zweigen isolierte Camptothecin ist für die
tumorhemmende Wirkung verantwortlich. Der Laubbaum ist in Südchina zu
Hause, wächst jedoch auch in den meisten warmen und feuchten Regionen
der Erde. In China wird er wegen seiner Schönheit fast überall als
Zierbaum angepflanzt. Er erreicht eine Höhe von 30 m und einen
Stammdurchmesser von 100 cm. Er wächst sehr schnell, d.h. unter
optimalen Bedingungen bis zu ca. 1.6 m pro Jahr und ist nach 20
Jahren ausgewachsen. Die Blätter sind 10 bis 30 cm lang, oval und
spitz zulaufend und 6 bis 15 cm breit. Er trägt weisse Blüten, deren
Kopf aus 30 bis 60 Einzelblütchen besteht. Die Früchte sind 2.5 bis 3
cm lang und von glänzend brauner Farbe.
Der Gattungsname Camptotheca entstammt dem griechischen Wort
campto, was Biegung oder Kurve heisst und theca bedeutet soviel wie
Behälter, Hülle. Der Name acuminata bezieht sich auf die spitz
zulaufenden Blattenden.
Wirkungsweise des Glücksbaumstoffes    
   (Abb. Wirkmechanismus bitte bestellen)
Der Wirkstoff Irinotecan, der aus dem Glücksbaum und den daraus
isolierten Camptothecinen gewonnen wird, hemmt die Wirkung des Enzyms
Topoisomerase. Dieses Enzym wird für die Zellteilung benötigt, wobei
sich die Erbinformation der sich teilenden Mutterzelle verdoppelt, um
anschliessend auf die gebildeten Tochterzellen verteilt zu werden.
Dies erfordert die Aufspaltung der Doppelstränge der Erbinformation
(DNA) in zwei Einzelstränge. Dafür muss zuerst einmal das hoch
verdrillte Molekül entwunden werden. Topoisomerasen erfüllen diese
Aufgabe, wobei die Doppelstränge mehrfach aufgeschnitten und wieder
verschlossen werden müssen. Irinotecan wirkt indem es verhindert,
dass sich die Einzelstränge nach Verdopplung wieder schliessen
können. Es kommt zum Bruch des Doppelstranges und zum Absterben der
Zelle. In manchen Tumoren ist die Konzentration der Topoisomerase
wesentlich höher als im umliegenden, gesunden Gewebe. So ist sie zum
Beispiel fünf Mal höher in Darmtumorzellen.
Die Krebsliga Schweiz lanciert eine Pilotaktion "Darmkrebs nie?",
um die Bevölkerung - insbesondere Personen ab 50 Jahren - für das
Thema Darmkrebs zu sensibilisieren. Unter www.swisscancer.ch der
Krebsliga Schweiz erhalten Sie weitere Informationen.
Autorin: Ellen Heitlinger
Bitte bestellen Sie direkt bei uns: Foto von Prof. Markus Borner,
Bildmaterial zum Glücksbaum (Xi Shu) und Wirkmechanismus von Campto
sowie die Broschüre "Xi Shu - vom Baum zur Therapie"
(*) März ist der Monat des Darmkrebses

Kontakt:

Dr. Ellen Heitlinger
H+O communications ag
Sihlbruggstrasse 109
6340 Baar
Tel. +41/41/768'53'50
E-Mail: ellen.heitlinger@hando.ch

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