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Discours Suisse - Fremdsprachenunterricht in der Primarschule - Die Tessiner ziehen die Landessprachen dem Englisch vor

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Querverweis auf Grafik: www.newsaktuell.ch/d/story.htx?nr=100478165
Von Gemma d'Urso
Bellinzona (sda/ots) Wie schon seit über zwanzig Jahren Usus, wird
das Tessin auch künftig mit dem Französischunterricht in der 3.
Primarschulklasse beginnen. Der Kanton ist aber skeptisch, was die
Einführung einer zweiten Fremdsprache ab der 5. Klasse betrifft.
Ein entsprechender Vorschlag, mit dem die Mitglieder der
Erziehungsdirektorenkonferenz der Kantone (EDK) am 25. März an die
Öffentlichkeit traten, gefällt den Tessiner Behörden nicht
wirklich.
"Der Kanton Tessin wird den Unterricht der Landessprachen auch
in Zukunft höher gewichten als Englisch", sagt Diego Erba, der Chef
des Tessiner Schulamtes. "Als Angehörige einer sprachlichen
Minderheit haben wir andere Empfindungen und Bedürfnisse als die
Kantone in der übrigen Schweiz."
Kritische Haltung zum EDK-Vorschlag
Die Tessiner sind skeptisch, was die Pläne der EDK betrifft.
Erba: "Der Unterricht von zwei Fremdsprachen in der Primarschule
scheint uns übertrieben. Vergessen wir nicht, dass rund ein Fünftel
unserer Schüler eine andere Muttersprache als Italienisch haben."
Gabriele Gendotti, der Tessiner Erziehungsdirektor, ist der
selben Meinung: "Der Vorschlag der EDK, ab 2012 auf der Stufe der
Fünftklässler eine zweite Fremdsprache einzuführen, scheint mir
masslos. Diese Option berücksichtigt weder unsere Programme noch
die kulturelle Realität des Tessins, eines Peripheriekantons, der
Wert darauf legt, ein gut integrierter Teil des Landes zu sein."
Italianità in Gefahr
Gendotti räumt ein, dass die EDK für das Tessin und Graubünden
Ausnahmen vorgesehen hat. "Für uns Tessiner ist es wichtig, dass
wir mit einem Romand französisch und mit einem Deutschschweizer
Deutsch sprechen können. Manchmal höre ich bei Sitzungen, dass sich
ein Zürcher mit einem Genfer auf Englisch unterhält. Das finde ich
traurig."
Sowohl Gendotti als auch Erba sind der Ansicht, dass die Zukunft
ihrer Muttersprache in der Schweiz bedroht ist. Ausser Graubünden,
wo Italienisch eine von drei Amtssprachen ist und deshalb in der
Grundschule unterrichtet wird, hatte bisher lediglich der Kanton
Uri Frühitalienisch auf dem Stundenplan. Doch dort wird das Fach
Italienisch ab 2005 durch Frühenglisch ersetzt.
"Italienisch wurde schon immer stiefmütterlich behandelt", meint
Erba, "diese Haltung wird sich in Zukunft noch verschlimmern."
Gendotti sagt: "In der Schweiz wird Italienisch vernachlässigt. Wir
Tessiner unternehmen zwar alles, um unsere Muttersprache zu
verteidigen und aufzuwerten. Aber die föderalistische Struktur in
der Bildungspolitik hilft uns bei der Verteidigung unserer Position
nicht."
Nationale Solidarität bleibt ein Wert
Stellt der Vorschlag der EDK eine Gefahr für die nationale
Kohäsion dar? "Nein, das glaube ich nicht", antwortet Gendotti,
"denn unser nationaler Zusammenhalt beruht auf einer sehr langen
gemeinsamen Tradition und Kultur."
"Was den Fremdsprachenunterricht in der Schweiz betrifft, fehlt
die Kohäsion ein wenig. Eine Fremdsprache lernen soll nicht nur
dazu dienen, einen Kaffee bestellen oder eine Zeitung lesen zu
können, sondern soll helfen, andere Kulturen, Realitäten und
Lebensweisen kennen zu lernen und zu verstehen. Diese Werte müssen
wir verteidigen; aber ich glaube, dass es die nationale Solidarität
in der Schweiz noch gibt", sagte Gendotti weiter.
Französisch und Deutsch halten Positionen
Seit Beginn der 80-er Jahre werden die Tessiner Schüler ab der
dritten Primarklasse in Französisch unterrichtet. Bis zur 5. Klasse
begnügen sie sich vor allem mit einer mündlichen Annäherung an
diese Sprache. Je nach Stufe beträgt der Unterricht zwei bis vier
Stunden pro Woche.
Deutsch wird als zweite Fremdsprache ab der 2. Klasse der
Mittelstufe eingeführt. Ab der 3. Klasse mutiert dann Französisch
zu einem Wahlfach, während Deutsch bis zum Ende der Schulzeit
obligatorisch bleibt.
Englisch kommt im Tessin erst im vorletzten Schuljahr auf den
Stundenplan. Zu diesem Zeitpunkt können die Schüler auch
Französisch durch Latein ersetzen, sofern sie dies wollen.
Notiz: Die vorliegende Meldung erscheint im Rahmen der zweiten
Ausgabe des Projektes Discours Suisse. Hinter diesem Projekt, das
zur Verständigung zwischen den Sprachregionen beitragen will,
stehen das Forum Helveticum, das Netzwerk Müllerhaus und die sda.
Nähere Informationen sind im Internet unter www.discours-suisse.ch
zu finden. Die Email-Adresse lautet  info@discours-suisse.ch

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c/o FORUM HELVETICUM
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Tel. +41/62/888'01'25
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E-Mail: info@forum-helveticum.ch

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