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Discours Suisse - Religionsfrieden in der Schweiz: Zwischen Abwehr und gelungenem Miteinander

Bern (sda/ots) -

Das Fremde weckt Ängste und verspricht
Bereicherung. Zwischen Abwehr und gelungenem Miteinander bewegen sich
die Landesteile im Umgang mit muslimischen Gemeinschaften. Der Kebab
ist anerkannt, bei Minaretten aber schwillen Halsadern an.
Die Städte Zürich und Genf kennen die orientalisch anmutenden
Türme seit einigen Jahren. Nun gibt es Projekte in Wil/SG,
Langenthal/BE und Wangen bei Olten/SO. Die muslimischen
Gemeinschaften in der Deutschschweiz wollen die Garagen, Keller oder
Industriebauten verlassen, in denen die Gläubigen heute zumeist
beten.
Deutschschweizer Widerstand
Dagegen regt sich Widerstand. "Es geht um den sozialen Frieden",
sagt der Berner SVP-Grossrat Thomas Fuchs. Der Politiker ist
überzeugt, dass Bauten wie Minarette darauf abzielen, die
Gesellschaft zu islamisieren.
Muslime bräuchten keine Minarette, um zu beten, sagt Fuchs.
Gestatte man solche Bauten, bestehe das Risiko, dass sich religiöser
Fundamentalismus und dessen Gefahren vermehrten.
Um dies zu verhindern, brauche es die Integration, widerspricht
Ismail Amin, der die Vereinigung islamischer Organisationen in Zürich
(VIOZ) präsidiert. Die rund 350'000 Muslime in der Schweiz sollten
aus seiner Sicht ihre Religion würdig ausüben dürfen. Es sei falsch
zu glauben, Minarette seien ein Ausdruck von Stärke.
Muslime arbeiten und zahlen Steuern wie jedermann, sagt der Berner
Soziologe Farhad Afshar. Der Vize-Präsident der Koordination
islamischer Organisationen Schweiz (KIOS) verweist darauf, dass viele
muslimische Zuwanderer allein damit beschäftig seien, sich eine
Existenz zu verschaffen. Die Folge: Sie seien kulturell nicht
integriert.
Der Islam muss laut Afshar seine gesellschaftliche Randständigkeit
verlassen, das Gespräch mit anderen religiösen Gemeinschaften und der
Gesellschaft suchen. Er plädiert für einen der lokalen Realität
angepassten Islam mit selbst ausgebildeten Imanen. Er schlägt vor,
eine Fakultät für islamische Theologie einzurichten.
Gelungene Integration im Tessin
In die nämliche Kerbe schlägt der Tessiner Imam Samir Jelassi. Der
Vorbeter plädiert dafür, Imame künftig in Europa auszubilden. Er will
keinen radikalen Islam predigen, sondern Toleranz und Respekt. Just
in diesem Geist leben die weitaus meisten Tessiner und Tessinerinnen
mit den rund 6000 Muslimen im Südkanton zusammen.
Ennet dem Gotthard sprechen selbst Skeptiker von einer gelungenen
Integration. Für Dissonanzen sorgen gelegentlich die Lega und die
SVP, die aus dem Schlagwort Islam Kapital für die Wahlen im kommenden
April schlagen wollen.
So reichten drei Grossräte im September eine Initiative ein, die
den Bau von Minaretten verbieten will. Der Text des Vorstosses
erinnert an eine ähnliche Vorlage aus dem Kanton Zürich. Der Lega und
der SVP wirft Gianfranco Helbling, Chefredaktor der linken
Wochenzeitung "Area", vor, Polemiken aus der Deutschschweiz ins
Tessin zu verlagern.
Wer nach dem Erfolgsrezept für das Tessiner Integrationsmodell
fragt, hört immer wieder die Antwort: Dialog. Namentlich Bischof Pier
Giacomo Grampa sucht das Gespräch  mit Juden wie mit Muslimen.
Diese wiederum geben sich in ihren Ansprüchen bislang bescheiden.
Der Bau von Minaretten war noch kein Thema. Dafür besitzen Muslime
seit vier Jahren ihren eigenen Friedhof.
Westschweiz entdeckt den Laizismus neu
Nicht ganz so gelassen verlaufen die Diskussionen in der Romandie 
aber aus einem anderen Grund als in der Deutschschweiz. Eine Polemik
entflammte in der Calvin-Stadt Genf wegen eines Gesetzesentwurfes:
Die Regierung will private Friedhöfe oder konfessionelle Abteilungen
auf öffentlichen Ruhestätten schaffen.
Ob dieses Vorschlags erlebte der Laizismus eine Wiedergeburt. Die
strikte Trennung von Staat und Kirche ist in der Schweiz einzig in
den Kantonsverfassungen von Genf und Neuenburg verankert.
"Es ist notwendig, den Laizismus zu verteidigen, eben deshalb,
weil sich die Umstände verändert haben", sagt Jean-Jacques Bise,
Vizepräsident der Schweizer Vereinigung für den Laizismus (ASL).
Diese droht, zusammen mit der FDP, ein Referendum gegen die
Friedhofsvorlage zu ergreifen.
Bise sieht durch die gegenwärtigen Forderungen von religiösen
Gemeinschaften demokratische Werte wie Freiheit und Gleichheit in
Gefahr gebracht. Religion ist für ihn Privatsache und gehört aus dem
öffentlichen Raum verbannt. Diese Haltung vertritt auch die Schweizer
Vereinigung der Muslime für den Laizismus (ASML).
Laut ihrem Präsidenten Henri-Maxime Khedoud will die ASML die
zivile Integration der in der Schweiz lebenden Muslime fördern. Zur
laizistischen Grundhaltung gehöre der Verzicht auf provokative
religiöse Kundgebung und überrissene Ansprüche - sei dies bei der
Frage der Minarette, der Friedhöfe oder der Schleier in der Schule.
Notiz: Diese Meldung erscheint im Rahmen des Projektes Discours
Suisse. Hinter diesem Projekt, das zur Verständigung zwischen den
Sprachregionen beitragen will, stehen das Forum Helveticum, das
Netzwerk Müllerhaus und die SDA. Einzeltexte aus den Regionen sind ab
dem 28. Dezember im Internet unter www.discours-suisse.ch zu finden.
Die Email-Adresse lautet  info@discours-suisse.ch. 
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c/o FORUM HELVETICUM
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Tel.: +41/62/888'01'25
Fax: +41/62/888'01'01
E-Mail: info@forum-helveticum.ch

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