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Discours Suisse - Jugendgewalt: Lösungssansätze unterscheiden sich in den Sprachregionen

Bern (sda/ots) -

Im Kampf gegen Jugendgewalt wenden die
Sprachregionen verschiedene Rezepte an. Im Tessin werden gewalttätige
Jugendliche separat unterrichtet, in der Deutschschweiz setzt man bei
den Eltern an und die Romandie schwört vor allem auf Prävention.
Am weitesten geht in der Westschweiz der Kanton Neuenburg.
Allerdings brauchte es dazu einen Anstoss. Dieser bestand darin, dass
sich die Zahl der Anzeigen gegen Jugendliche 1997 innerhalb eines
Jahres verdoppelte. Das Kantonsparlament verabschiedete 1999 ein
Paket mit 13 Massnahmen - die meisten präventiver Natur.
Dazu gehörten Schulordnungen, Schulmediatoren, der Aufbau einer
Interventionsgruppe für akute Krisen, Gassenarbeit für
verhaltensauffällige Jugendliche, eine Informations-Plattform im
Internet und die Ausstrahlung von Präventions-Spots im
Regionalfernsehen.
Auf der anderen Seite setzt Neuenburg auch auf Repression. Der
Kanton, der schweizweit Jugend-Delinquenz gerichtlich am härtesten
ahndet, schuf zusätzliche Plätze in Erziehungsheimen und Gastfamilien
sowie neue Haftzellen für Jugendliche, um die Strafen auch vollziehen
zu können.
Seit Anfang 2001 alle Massnahmen umgesetzt sind, sank der Anteil
der Urteile gegen 10- bis 18-jährige Täter gemessen an der Zahl aller
Neuenburger Urteile letztes Jahr auf 15 Prozent. Die entsprechende
Zahl für die Gesamtschweiz beträgt 19,8 Prozent.
Martin Boess, Geschäftsleiter der Schweizerischen
Kriminalprävention, ist überzeugt: "Die Westschweiz ist in der
Prävention weiter als die Deutschschweiz." Zulange habe man in der
Deutschschweiz gesagt, "das bringt doch nichts".
Deutschschweiz bindet Eltern ein
In der deutschsprachigen Schweiz hat man einen anderen Weg
eingeschlagen und den Hebel bei den Eltern angesetzt - etwa in den
Kantonen Basel-Stadt und Zürich. Die Verantwortlichen glauben, dass
starke Eltern besser geeignet sind, möglicherweise gewalttätige
Jugendliche in die Schranken zu weisen.
Einzelne Kantone stellten nämlich fest, dass sich Eltern von
deliquenten Jugendlichen schlecht oder gar nicht um die Erziehung
gekümmert hatten. Vor 30 Jahren wussten die Eltern noch, was gut und
schlecht ist, sagt Ueli Keller, zuständig für Prävention beim
Erziehungsdepartement Basel-Stadt.
Basel lancierte auf den diesjährigen Schulbeginn hin das
Präventionsprogramm "Eltern und Schule stärken Kinder" (ESSKI). Ziel
ist es, die Erziehungsberechtigten bezüglich Fragen von
Konfliktlösungen, Stress und Abhängigkeiten zu sensibilisieren.
"ESSKI" war zwischen 2004 und 2006 schon in anderen Schweizer
Kantonen zur Anwendung gekommen.
Bei der Revision des baselstädtischen Schulgesetzes wurden die
Pflichten der Eltern ausgeweitet. Neu ist die Möglichkeit, dass
Schulen mit Eltern von schwierigen Schülern eine Vereinbarung
abschliessen können. Darin verpflichten sich die Eltern unter
anderem, die Kinder vor 22 Uhr ins Bett oder sie nicht ohne Frühstück
in die Schule zu schicken.
Dogmawechsel im Tessin
Im Kanton Tessin galt das Prinzip der Integration in den Schulen
lange als sakrosankt. Zunehmende Jugendgewalt führte nun aber dazu,
dass die grössten Unruhestifter separat unterrichtet werden. Dafür
stellte der Kanton eigens drei Sonderpädagogen ein.
Damit hofft Erziehungsdirektor Gabriele Gendotti zwei Probleme auf
einmal zu lösen. Einerseits gehe es darum, die Lehrkräfte zu
entlasten und das Klima in den Klassen zu verbessern. Andererseits
erhofft er sich durch die pädagogische Sonderbehandlung, positiv auf
die schwer führbaren Jugendlichen einzuwirken.
An den Tessiner Schulen soll fortan ein rauerer Wind wehen. Die
Schuldirektoren können nun auf eigene Faust Schüler bis zu zehn Tage
statt nur drei vom Unterricht suspen dieren. An einzelnen Orten gehen
die Massnahmen sogar noch weiter. In Mendrisio etwa planen die
Gemeindebehörden eine Videoüberwachung des Schulgeländes.
(Notiz: Diese Meldung erscheint im Rahmen des Projektes Discours
Suisse. Hinter diesem Projekt, das zur Verständigung zwischen den
Sprachregionen beitragen will, stehen das Forum Helveticum, das
Netzwerk Müllerhaus und die SDA. Einzeltexte aus den Regionen sind ab
dem 30. September im Internet unter www.discours-suisse.ch zu finden.
Die Email-Adresse lautet  info@discours-suisse.ch. -- Folgen drei
Extra.)

Kontakt:

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c/o FORUM HELVETICUM
Case postale
5600 Lenzbourg 1
Tel.: +41/62/888'01'25
Fax: +41/62/888'01'01
E-Mail: info@forum-helveticum.ch

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