Lohnrunde 2006/07 in der Maschinenindustrie, der chemisch-pharmazeutischen Industrie und der Elektrizitätswirtschaft - Aufschwung auch bei den Löhnen!
Zürich (ots)
Die Wirtschaft in der Schweiz profitiert von einem Wachstum wie schon lange nicht mehr. Die Angestellten Schweiz fordern, dass sich dies deutlich spürbar auf die Löhne der Angestellten auswirken muss. Die Reallöhne müssen in der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie, in der chemisch-pharmazeutischen Industrie und in der Elektrizitätswirtschaft um mindestens 1% steigen. Die Mitarbeitenden sind am Erfolg ihres Unternehmens in Form einer zusätzlichen Lohnerhöhung zu beteiligen. Im Weiteren riefen die Angestellten Schweiz dazu auf, den Arbeitsplätzen in der Industrie Sorge zu tragen. Dies untermauerten sie mit einer Studie, die sie bei der Universität St. Gallen in Auftrag gegeben hatten. Die Studie zeigt auf, dass für Schweizer Unternehmen der Hauptgrund für ein Auslandengagement der dortige Marktzugang ist und dass dies positive Auswirkungen auch auf die Arbeitsplätze in der Schweiz hat.
An der Medienorientierung vom 29. Juni 2006 in Bern stellten die Angestellten Schweiz eine Deskstudie des Forschungsinstituts für empirische Ökonomie und Wirtschaftspolitik der Universität St. Gallen vor. Diese nennt für ein Auslandengagement von Schweizer Unternehmen zwei Hauptmotive: Besserer Zugang zu den Märkten, in denen investiert wird Kostensenkung Das wichtigere dieser beiden Motive, das geht aus der Studie deutlich hervor, ist das erste. Das Kostenmotiv steht im Moment an zweiter Stelle, es verliert aber zumindest für Länder, mit denen bereits Beziehungen bestehen, nicht unbedingt für neue Zielländer zunehmend an Bedeutung, da die Preise und Löhne im Ausland schneller steigen als in der Schweiz.
Investitionen in neue Märkte bringen auch mehr Arbeitsplätze in der Schweiz Wird aus Gründen des verbesserten Marktzugangs investiert, so werden zwar viele Arbeitsplätze im Ausland geschaffen, aber die Bilanz ist für die Schweiz ebenfalls positiv: Kann nämlich insgesamt mehr produziert werden, hat dies auch positive Effekte auf die Arbeitplatzsituation in den Hauptsitzen. D.h., dort werden ebenso Arbeitsplätze geschaffen, wenn auch in weit geringerem Mass als im Ausland. Gegen ein Auslandengagement aus absatzorientierten Motiven haben die Angestellten Schweiz nichts einzuwenden. Sie warnen aber Unternehmen davor, aus Kostengründen unüberlegt im Ausland zu investieren oder auf der anderen Seite die Löhne der hier Angestellten zu senken. Diese Rechnung kann nicht aufgehen.
Im Moment ist nicht zu befürchten, so interpretieren die Angestellten Schweiz die Ergebnisse der Studie, dass Industrie- Arbeitsplätze im grossen Stil ins Ausland abwandern. Sie rufen aber die Arbeitgeber dazu auf, alles daran zu setzen, dieses zu verhindern.
Auslandengagement hat kaum Auswirkungen auf Löhne im Inland Aus der Studie können keine Auswirkungen eines Auslandengagements auf die Löhne in der Schweiz abgeleitet werden. Die Globalisierung führt also offenbar nicht zu einem Druck auf unsere Löhne. Ein Grund dafür dürfte darin liegen, dass im Ausland nicht nur die Löhne tiefer sind, sondern auch die Produktivität der Arbeitnehmenden. Man muss die Situation aber im Auge behalten, denn sie kann sich schnell ändern. Um unsere hohen Löhne zu rechtfertigen, müssen wir Produktivitätsfortschritte machen. Dazu braucht es fähige und motivierte Mitarbeitende. Diese haben wir im Moment in der Schweiz, aber dass es so bleibt, dazu braucht es Anstrengungen von beiden Seiten den Arbeitgebern und den Arbeitnehmern. Sie beide sind aufgefordert, weiter zu investieren in die Angestellten, das Human Capital, respektive in sich selbst. Die Arbeitnehmer müssen arbeitsmarktfähig sein, forderte Vital G. Stutz.
Wenn die Globalisierung kaum Auswirkungen auf die Löhne in der Schweiz hat, so zieht sie doch Anpassungen bezüglich der hier verbleibenden Tätigkeiten nach sich. Eine der in der Studie der Angestellten Schweiz untersuchten Studien zeigt auf, dass sich die Qualifikationsstruktur der Beschäftigten in den neunziger Jahren in erheblichem Mass in Richtung Hochqualifizierte verschoben hat. Der Zuwachs ist bei den auslandaktiven Unternehmen wesentlich stärker als bei denjenigen ohne Auslandpräsenz. Für Menschen mit weniger guten Qualifikationen dürfte es zunehmend schwieriger werden, in der Industrie einen Arbeitsplatz zu finden. Hier sind die PoltikerInnen und die Wirtschaft gefordert, sagte Vital G. Stutz.
Lohnforderungen für die Maschinenindustrie: Kaufkraftausgleich plus 1% Reallohnzuwachs plus 1% Erfolgsbeteiligung Die Forderungen der Angestellten Schweiz für die MEM-Industrie berechnen sich nach der Formel Kaufkraftausgleich + 1% Reallohnzuwachs + 1% Erfolgsbeteiligung.
Die Angestellten Schweiz rechnen mit einer Teuerung von rund 1,5%. Diese muss auf jeden Fall ausgeglichen werden. Einzige Ausnahme sind Unternehmen, die aktuell in einer Krise stecken. Dort akzeptieren die Angestellten Schweiz auch eine Nullrunde.
Für die 1% Reallohnzuwachs gilt dasselbe: Die Angestellten Schweiz fordern sie von allen Unternehmen, die nicht in einer Krise sind, ein. Und zwar für alle Lohnstufen ausser den obersten Kaderstufen. Nur so kann die Reallohnerhöhung, die die Mitarbeitenden der MEM- Industrie mehr als verdient haben, nachhaltig gesichert werden.
Vielen Unternehmen der Branche geht es recht gut. Dies soll endlich allen Mitarbeitenden zugute kommen, die zum Erfolg beigetragen haben, nicht nur einigen wenigen Topkadern. Die Angestellten Schweiz schlagen dafür für solche Unternehmen eine Erfolgsbeteiligung in Form einer Lohnerhöhung von bis zu einem weiteren Prozent für alle Lohnstufen ausser den obersten Kaderstufen vor.
Somit ergibt sich für die Lohnerhöhung eine Bandbreite von 0% (Unternehmen in der Krise) bis 3,5% (Unternehmen mit hohen Gewinnen). Diese Forderungen nehmen Rücksicht auf den aktuellen Geschäftsgang der Unternehmen und sind angesichts der Konjunkturaussichten absolut realistisch, zeigte sich Vital G. Stutz überzeugt.
Lohnforderungen für die chemisch-pharmazeutische Industrie: 3 bis 4% Lohnzuwachs Mit Blick auf die guten Konjunkturaussichten, die mehrheitlich guten Jahresabschlüsse 2005 und überwiegend positiven Quartalsergebnisse 2006, fordern die Angestellten Schweiz für die Branche Chemie/Pharma wie bereits im Jahr 2005 einen Zuwachs um 3 bis 4 Prozent der Bruttolöhne. Diese 3 bis 4 Prozent richten sich nach dem jeweiligen Geschäftsgang der Unternehmen. Anzumerken ist, dass die Wachstumsraten in der Chemie im Gegensatz zur Pharma teilweise stagnieren. Diesem Umstand muss bei den jeweiligen Lohnforderungen Rechnung getragen werden.
Lionel Lecoq, Vorstandsmitglied der Angestellten Schweiz, Branche Chemie/Pharma, betonte, dass es ihm sehr wichtig sei, dass alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von den guten bis sehr guten Geschäftsgängen profitieren können. Die Lohnschere darf sich in Zukunft nicht noch weiter öffnen, wie sie das gemäss Untersuchungen von Travail.Suisse im letzten Jahr getan hat. Für die Löhne der nicht dem oberen Kader angehörige Angestellte gebe es daher einen Nachholbedarf.
Wie für die Maschinenindustrie fordern die Angestellten Schweiz auch für die Branche Chemie/Pharma einen Reallohnzuwachs von 1%. Zusammen mit der Teuerung und einer Erfolgsbeteiligung von rund 0,5 bis 1,5% ergibt das die gerechtfertigte Forderung von 3 bis 4%.
Ein Lohnzuwachs in diesem Rahmen wird sich mit Sicherheit motivierend auf die Arbeitnehmenden der Branche auswirken, gab sich Lionel Lecoq überzeugt. Denn diese trügen zu einem grossen Teil den Aufschwung mit, der sich unbedingt auch bei den Löhnen widerspiegeln müsse.
Lohnforderungen für die Elektrizitätswirtschaft: Gewinne und gute Zukunftsaussichten müssen sich auf die Löhne auswirken Kürzlich trat der Verband der Personalvertretungen der Schweizerischen Elektrizitätswirtschaft, VPE, als Branchenverband der Elektrizitätswirtschaft den Angestellten Schweiz bei. Daher stellen die Angestellten Schweiz neu auch Lohnforderungen für diese Branche.
Das Jahr 2005 war in der Elektrizitätswirtschaft geprägt von Gewinnen und guten Zukunftsaussichten. Dies muss sich auch auf die Löhne auswirken, daher fordern die Angestellten Schweiz für die Branche Elektrizitätswirtschaft einen Zuwachs der Löhne um die Teuerung plus eine Reallohnerhöhung um 1 bis 2% (je nach wirtschaftlicher Lage des Unternehmens).
Alle Mitarbeitenden haben zum guten Geschäftsgang beigetragen, deshalb sollen auch alle Lohnstufen von einer Lohnerhöhung profitieren, sagte Bernd Frieg, Vorstandsmitglied der Angestellten Schweiz, Branche Elektrizitätswirtschaft. Eine ausschliesslich leistungsbezogene Erhöhung der Löhne, wie vielfach praktiziert, lehnten die Angestellten Schweiz ab. Stattdessen schlagen wir eine Reallohnerhöhung für alle in Kombination mit einmaligen Boni vor. Eine solche Regelung wirkt sich motivierend auf alle Mitarbeitenden aus und stärkt den Zusammenhalt und Teamgeist.
Bernd Frieg wies darauf hin, dass in den kommenden Jahren grosse Herausforderungen auf die Elektrizitätswirtschaft zukommen. Der Stromverbrauch könne je länger je weniger aus einheimischer Produktion gedeckt werden. Daher seien in der Schweiz dringend Investitionen erforderlich, um neue Kapazitäten zu schaffen. Die Mitarbeitenden der Elektrizitätswirtschaft sind bereit, an dieser anspruchsvollen Aufgabe zum Nutzen aller Bürgerinnen und Bürger mitzuwirken, betonte Bernd Frieg. Die sich verstärkende Auslandsabhängigkeit zu vermindern könne aber nur mit Hilfe der Politik gelingen, die für günstige Rahmenbedingungen sorgen müsse. Letztlich würden damit bestehende Arbeitsplätze in der Schweiz gesichert und neue geschaffen.
Für Rückfragen: Vital G. Stutz, Geschäftsführer Angestellte Schweiz, Tel. 044 360 11 11, Natel 079 639 73 03
Die Angestellten Schweiz sind die stärkste Arbeitnehmerorganisation der Branchen Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM), Chemie/Pharma und Elektrizitätswirtschaft. Rund 27 000 Angestellte sind Mitglied. Angestellte Schweiz entstand aus dem Zusammenschluss der beiden Verbände Angestellte Schweiz VSAM (MEM, gegründet 1918) und VSAC (Chemie, gegründet 1993). Im Sommer 2006 stiess der Verband der Personalvertretungen der Schweizerischen Elektrizitätswirtschaft (VPE) dazu.