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Prekäre Trendwende am Arbeitsmarkt

Olten, Brugg (ots)

Auf dem Schweizer Arbeitsmarkt passen Nachfrage und Angebot immer weniger zusammen. Trotz steigender Arbeitslosenzahlen war es noch nie so schwierig, freie Stellen zu besetzen. Tendenz steigend. Das belegen neue Daten der Dynajobs AG in Brugg zum Rekrutierungsverhalten von Schweizer Unternehmen. Es braucht daher gezielte Weiterbildungen. Der Verband Angestellte Schweiz pocht auf "Upskilling"-Programme.

Aktuelle Auswertungen bestätigen die Trendwende: Im letzten Halbjahr ist die Nachfrage nach Arbeitskräften markant gestiegen: Der Fachkräftemangel zwischen November 2020 und April 2021 stieg um 262 Prozent. Demgegenüber steht eine Erwerbslosenquote gemäss ILO (Internationale Arbeitsorganisation) von 5 Prozent mit rund 238'000 Arbeitslosen.

Die paradoxe Entwicklung verschärft sich zunehmend. Während Unternehmen auf der einen Seite Mitarbeitende entlassen, suchen sie auf der anderen Seite neues, anders qualifiziertes Personal. Das zeigen die Erhebungen des Arbeitsmarktspezialisten Tino Senoner, CEO der Dynajobs AG in Brugg. Dynajobs ist ein Portal, das rekrutierende Unternehmen und Stellensuchende zusammenbringt. Dazu entwickelt und nutzt es die künstliche Intelligenz.

Gesucht sind anders qualifizierte Bewerberinnen und Bewerber

Seine Auswertungen stellt Dynajobs in einem Dashboard dar: dem "Universe of Skills". Dieses zeigt Ende April einen eindeutig erhöhten Rekrutierungsbedarf. "Die Post-Corona-Zeit hat begonnen", so Senoner, "die Unternehmen suchen markant mehr Personal". Sie suchen in ihren aktuellen Stelleninserate nach Mitarbeitenden mit Kompetenzen, die der neuen Arbeitswelt nach Corona entsprechen. Dabei zeigt sich unter anderem: Es fehlen immer mehr Fachkräfte mit ICT-Kenntnissen oder mit Kompetenzen in der sozialen Betreuung.

Zwar schwanken Arbeitsmarktdaten ständig, die Erhebungen von Dynajobs zeigen aber eine klare Trendwende: Schweizer Unternehmen suchen mehr Mitarbeitende, als sie finden können. "Wir beobachten eine einmalige Situation in der Geschichte der Schweiz", sagt Senoner.

Dem Gesundheitswesen droht ein Rekrutierungs-Kollaps

Am markantesten öffnet sich die Schere bei der Rekrutierung von Fachkräften in der Bankinformatik, bei kaufmännischen und pflegerischen Berufen. "Der bestehende Arbeitskräftemangel im Pflegebereich hat sich durch Corona verschärft", so Senoner. Man müsse Arbeitssuchende daher durch Upskillings für die Pflegebranche fit machen, "der Pflegebranche droht ein Rekrutierungs-Kollaps".

Das Ausbildungsniveau muss steigen

Der Post-Corona-Arbeitsmarkt verlangt zudem stark zunehmend nach neuen Mitarbeitenden mit einem Universitäts-, Hochschul-, und Fachhochschulabschluss. Immer mehr gefragt sind auch Führungspersonen für das mittlere Kader. Dieses könne man mit Weiterbildungen aufbauen, so Senoner. Ebenso benötigten Bank-IT-Fachleute oder kaufmännisch Angestellte passgenaue Weiterbildungen, um neue digitale Kenntnisse zu erwerben und der Nachfrage im Markt zu entsprechen.

Ein erhöhtes Angebot an Upskillings kann die widersprüchliche Entwicklung entschärfen. Darum nutzt der Verband Angestellte Schweiz die Software und Daten der Dynajobs AG. Der Verband versteht sich als das Schweizer Dienstleistungs- und Kompetenzzentrum für Erwerbstätige.

Gemeinsam fordern Studer und Senoner die Verantwortlichen auf, dringend Massnahmen einzuleiten. Sie führen dazu Gespräche mit Unternehmen, Branchenvertretenden sowie mit dem Eidgenössischen Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF).

Passgenaue Weiterbildungen anbieten

Die beiden Arbeitsmarktkenner fordern auch die Arbeitnehmenden selbst auf, sich den neuen Anforderungen zu stellen. "Die Situation ist prekär", so Studer, "es ist höchste Zeit, sich mit den eigenen Kompetenzen auseinander zu setzen und sich weiterzuentwickeln". Wer sich der aktuellen Situation stelle, für den seien grosse berufliche Verbesserungen möglich: "Wenn wir die Chancen heute anpacken, stehen wir morgen besser da". Dazu seien "gezielte, passgenaue Weiterbildungen nötig". Diese müssten den Suchprofilen und Bedürfnissen der Unternehmen entsprechen. So finden die Suchenden und Gesuchten wieder zueinander.

Angestellte Schweiz bieten Zugang zu den Tools der Topmanager

Darum unterstützen die Angestellten Schweiz ihre Mitglieder kostenfrei mit Beratung und modernsten Tools: Sie helfen ihnen, ihre Kompetenzprofile zu erstellen, analysieren und verbessern. So unterstützten sie sie beispielsweise mit "Career Booster Trainings" oder "Upskilling Workshops". Die Software für den "Career Booster" hat Dynajobs entwickelt. Sie vergleicht die Fähigkeiten einer Fachkraft mit den Anforderungen des Arbeitsmarktes. Ausserdem zeigt sie auf, welche spezifischen Kompetenzen derzeit gefragt sind und wie man sie passgenau erreicht.

Diese Analyse geschieht mittels künstlicher Intelligenz und einer Matching-Technologie. "Unser Verband setzt hochentwickelte Tools ein, die sich in der Regel nur internationale Grosskonzerne leisten können. Wir stellen sie unseren Mitgliedern zur Verfügung, damit sie von denselben Informationen profitieren", sagt Studer.

Das Glas ist halbvoll: Ideale Zeit für berufliche Neuausrichtung

Damit sorgt er proaktiv für Massnahmen, die den Anforderungen der neuen Arbeitswelt entsprechen. Trotz zunehmendem Stellenabbau bei Schweizer Unternehmen gibt er sich optimistisch: "Die beste Zeit, sich beruflich neu auszurichten, ist jetzt", sagt er. Die Post-Corona-Situation biete Gelegenheit, alte Muster aufzubrechen und neue Fähigkeiten aufzubauen. So fordert er die Arbeitnehmenden oder Stellensuchenden auf, die kommenden Monate oder die Sommerferien für Upskillings zu nutzen: "Schon wenige Kurstage oder -Wochen können reichen, um sich für die Zukunft fit zu machen".

Pressekontakt:

Stefan Studer gibt Auskunft zur Strategie des Verbandes Angestellte Schweiz, zu dessen Upskilling-Programmen sowie zu individuellen Angeboten und Trainings für die Verbandsmitglieder.
Kontakt: Stefan Studer, Geschäftsführer Angestellte Schweiz,
Tel. 044 360 11 41, stefan.studer@angestellte.ch, angestellte.ch

Tino Senoner bietet Zahlen und Analysen zum Schweizer Arbeitsmarkt und Rekrutierungsverhalten der Schweizer Unternehmen: So etwa zur Automobil- oder Finanzbranche, zum Gesundheits- und Personalwesen, zur Administration und Verwaltung, zu Marketing, Verkauf, Industrie, Wissenschaft, Forschung und dem Bereich, mit dem derzeit grössten Fachkräftemangel: Der Informatik.
Kontakt: Tino Senoner, Dynajobs AG,
Tel. +41 79 240 39 01, tino.senoner@dynajobs.com, www.dynajobs.com

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