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Lohnrunde 2021/2022: Krise gemeistert: Jetzt sind höhere Löhne nötig

Olten (ots)

Bis zu 1,7 Prozent mehr Lohn in der Industrie! Das fordert die Arbeitnehmendenorganisation Angestellte Schweiz. Damit läutet sie die erste Lohnrunde nach der Corona-Krise ein. Aus gutem Grund: Mittlerweile sind die Auftragsbücher der meisten Betriebe wieder gefüllt. Arbeitgebende müssen jetzt in die Zukunft investieren: Indem sie die Loyalität ihrer Angestellten finanziell würdigen sowie deren Weiterbildung und Gesundheit fördern.

Es geht wieder deutlich aufwärts: Nach überstandener Corona-Krise ziehen die Aufträge in allen Branchen wieder an. Das geschieht zwar nicht überall gleich stark und schnell, aber die Tendenz ist insgesamt positiv. Dies belegen die neuesten Erhebungen des unabhängigen Schweizer Wirtschaftsforschungsinstituts BAK Economics. Die Angestellten Schweiz stützen ihre Lohnforderungen auf dessen aktuelle Zahlen.

So zeigt die Prognose von BAK Economics unter anderem, dass das Wachstum für die Branchen Chemie/Pharma und MEM deutlich anzieht. Nach oben geht es in der Chemie/Pharma auch bei den Beschäftigten, in der MEM-Branche ist die Entwicklung noch etwas verzögert. Die Subbranchen der MEM-Industrie erholen sich unterschiedlich schnell: Im Maschinenbau und bei "Datenverarbeitung und Uhren" geht es sehr steil nach oben, während die Kurve bei den elektrischen Ausrüstungen etwas flacher ist.

Lohnerhöhungen zwischen 1 und 1,7 Prozent sind angebracht

Für den Verband Angestellte Schweiz ist klar: Die Unternehmen konnten die Krise dank der Loyalität der Angestellten meistern. Darum sollen die Arbeitgebenden die neue Situation jetzt finanziell würdigen. "Den Dankesworten müssen Taten folgen", fordert Stefan Studer, Geschäftsführer der Angestellten Schweiz, "Wir fordern die Arbeitgebenden auf, ihre Ankerkennung über grosszügige Lohnerhöhungen auszudrücken".

Der Verband berücksichtigt bei seinen Forderungen dabei die unterschiedlich starken Aufwärtsbewegungen in den Branchen: "Wir fordern differenzierte Erhöhungen, so Studer. "Je nach Branche sind jetzt Lohnerhöhungen zwischen 1 und 1,7 Prozent angebracht". Die BAK-Zahlen zeigen dabei die folgenden Unterschiede auf.

Wachstum von 6,1 Prozent in der Chemie-/Pharma-Branche in Sicht

Die Chemie-/Pharma-Branche hat sich in der Coronapandemie besser gehalten als die gesamte Schweizer Volkswirtschaft. Sie wurde als eine von wenigen von der Coronakrise weitgehend verschont. Wohl sank in der Branche Chemie im Sommer 2020 die Nachfrage nach chemischen Vorleistungsprodukten. Auch kamen in der Pharmaindustrie die Preise unter Druck. Im ersten Quartal 2021 fielen sie um 5 Prozent. Dies wirkte sich negativ auf die Exporte aus.

Schon bald aber erholte sich die Branche kräftig. Seit die Corona-Schutzmassnahmen gelockert wurden, holt das Gesundheitswesen viele medizinische Behandlungen nach. Davon profitiert die Pharma-Branche direkt und die Chemie als Lieferantin von Vorprodukten indirekt.

1,5 Prozent mehr Lohn für Chemie-/Pharma-Angestellte

Die Angestellten Schweiz fordern für die Branche Chemie/Pharma eine Lohnerhöhung von 1,5 Prozent. Dies aus folgenden Gründen:

  • BAK Economics erwartet für die chemisch-pharmazeutische Branche in diesem Jahr ein Wertschöpfungswachstum von 6,1 Prozent. Für 2022 prognostiziert sie ein Wachstum von 5,6 Prozent.
  • Die Zahl der Beschäftigten dürfte jeweils um 1 Prozent wachsen.
  • Die Aussichten der Branche sind bestens; die Arbeitsproduktivität wird voraussichtlich weiter steigen; der ausgewiesene Nachholbedarf hält an.
  • Die nominale Produktivität und der Nominallohn entwickelten sich über Jahre hinweg zum Nachteil der Angestellten - das muss jetzt angepasst werden.
  • Ebenso muss die Teuerung ausgeglichen werden. BAK Economics rechnet für dieses Jahr mit einer positiven Teuerung von 0,5 Prozent.
  • Die Branche leidet an Fachkräftemangel. Der Fall Lonza zeigt dies exemplarisch auf: Im aktuellen Corona-Jahr fehlten es dem Chemie-Riesen an ausgebildeten Fachkräften. Dies behinderte die Impfstoffproduktion.

MEM-Industrie mit höchstem Einkaufsmanager-Index der letzten 20 Jahre

Härter als in der Chemie-/Pharma-Branche war der Einbruch in der konjunktursensitiven MEM-Industrie: Sie erlebte 2020 eine schwere Rezession. Besonders die Subbranche Datenverarbeitung und Uhren brach dramatisch ein.

Nun aber hat nach dem tiefen Fall gemäss BAK Economics eine deutliche Erholung eingesetzt. Dies zeigt auch der Schweizer Industrie-PMI (Einkaufsmanager-Index): Er erreichte mit 70,5 im April 2021 den höchsten Wert der letzten zwanzig Jahre. Seither hat er dieses Niveau in etwa gehalten.

Je nach Unternehmen 1 - 1,7 Prozent mehr Lohn für MEM-Angestellte

Die Angestellten Schweiz fordern für die Angestellten der MEM-Industrie daher 1 bis 1,7 Prozent mehr Lohn. Dabei soll die Situation der jeweiligen einzelnen Unternehmen und Subbranchen berücksichtigt werden. Diese Forderungen der Angestellten Schweiz beruhen auf den folgenden Entwicklungen:

  • Die Aussichten der MEM-Branche sind erfreulich: BAK Economics erwartet in allen Subbranchen eine steigende Stundenproduktivität.
  • Da sich derzeit die lokale und globale Wirtschaft erholt, dürfte die MEM-Branche im zweiten Halbjahr 2021 weitere positive Impulse erhalten.
  • Der Bedarf nach Ausrüstungsinvestitionen wird ansteigen und auch 2022 anhalten.
  • Der Schweizer Franken dürfte sich leicht abschwächen.
  • BAK Economics erwartet für die MEM-Branche für 2021 ein überdurchschnittliches Wachstum der realen Wertschöpfung von 9,7 Prozent. Für 2022 prognostiziert sie ein Wachstum von 6,3 Prozent.
  • Die Beschäftigung dürfte 2021 um 0,3 und 2022 um 1,4 Prozent ansteigen.
  • Der Aufschwung wird den Fachkräftemangel verschärfen. Wer jetzt in bestehende Fachkräfte investiert, wird sie eher im Unternehmen halten können.
  • Die Teuerung muss ausgeglichen werden.

BAK Economics rechnet mit Teuerung

Nach einem Jahr mit negativer Teuerung (2020: -0,7 Prozent) rechnet BAK Economics für 2021 mit einer positiven Teuerung von 0,5 Prozent und für 2022 mit 0,6 Prozent. Eine Inflationsgefahr sehen die Prognostikerinnen und Prognostiker jedoch nicht. Die grösste Unsicherheit stelle nach wie vor Covid-19 dar. Ein gewisses Risiko bergen für die exportorientierte Industrie auch Handelskonflikte, insbesondere jene zwischen den USA und China.

Wertschätzung als lohnende Investition für die Zukunft

Die Coronapandemie hat die Angestellten der Industrie ebenso herausgefordert wie die Arbeitgebenden. Sie haben die Krise solidarisch und loyal gemeistert. Dank diesem gemeinsamen Einsatz ist die Industrie für die Zukunft solide aufgestellt. "Jetzt gilt es, die Angestellten an Bord zu halten und sie für den Aufschwung fit zu machen", so Studer.

Lohnerhöhungen sind dafür der erste Schritt: Damit sichern sich die Arbeitgebenden die Loyalität der Angestellten für den Aufschwung. In Zeiten des Fachkräftemangels sorgen sie mit guten Löhnen dafür, dass sie ihre Angestellten im Betrieb halten. Studer ist überzeugt: "Lohnerhöhungen werden sich auch für die Arbeitgebenden auszahlen. Das zeigt sich spätestens dann, wenn die nächste Krise kommt."

Die politische Weltlage ist unsicher. Es ist daher wahrscheinlich, dass Krisen in immer kürzeren Intervallen auftreten. Darauf gelte es sich einzustellen: "In Zukunft wird es umso wichtiger sein, dass wir alle am gleichen Strick ziehen", so Studer: "Wir meistern künftige Krisen, indem wir schon heute eine Kultur der Solidarität pflegen".

Fit für den Aufschwung dank Weiterbildung: Upskilling ist angesagt

Nebst finanzieller Anerkennung und starker Firmenkultur lohnt sich eine weitere Investition: Weiterbildungs-Programme für die Angestellten. Denn die Pandemie hat die Digitalisierung der Arbeitswelt weiter beschleunigt. Vielen Arbeitskräften fehlen zunehmend wichtige digitale Kenntnisse. Unternehmen, die diese Lücke mittels Upskilling schliessen, sind besser aufgestellt. Sie verschaffen sich klare Wettbewerbsvorteile, wenn sie ihren Arbeitskräften helfen, die nötigen Job-Skills zu erwerben. Ebenso gehen sie damit aktiv gegen den Fachkräftemangel vor.

Auch die Angestellten selbst können sich für Ihre Zukunft fitter machen: Der Verband Angestellte Schweiz unterstützt seine Mitglieder dabei. So bietet er ihnen etwa mit dem Career Booster ein Werkzeug für ihre Weiterentwicklung an. (Mehr Informationen zum Career Booster: https://angestellte.ch/angebote/weiterbildung/beruflich-durchstarten-upskilling/)

Jetzt Verantwortung für die Gesundheit übernehmen und Abwehrkräfte stärken

Wer beruflich fit bleiben will, achtet bewusster auf die körperliche und psychische Gesundheit. Das ist nötiger denn je. Denn die Corona-Krise hat Schäden hinterlassen: So bremst etwa "Long Covid" Erkrankte in ihrer beruflichen Tätigkeit aus. Ebenso leiden seit der Krise immer mehr Menschen an Depressionen und sind daher nicht voll einsatzfähig.

Das Gesundheitsbewusstsein in der Gesellschaft ist seit der Pandemie gestiegen. Es ist Arbeitgebenden wie auch Arbeitnehmenden bewusster geworden, wie wichtig ein betriebliches Gesundheitsmanagement ist. Schliesslich kann nur gute Arbeit leisten, wer fit ist. Unternehmen haben daher ein klareres Interesse daran, das Wohlbefinden ihrer Angestellten zu fördern. "Sie sollen dafür die Verantwortung übernehmen und die Gesundheit ihrer Angestellten ganzheitlich und umfassend fördern", sagt Stefan Studer.

Dabei sind Präventionsprogramme zur Verminderung von Stress ein guter Anfang. Ebenso gilt es aber auch, die inneren Abwehrkräfte und die Resilienz zu stärken. Studer fordert daher, dass Unternehmen in eine gesundheitsförderliche Betriebskultur, gesunde Ernährung und die persönliche Fitness investieren. Dies sieht er ganz im Sinne eines nachhaltigen Wirtschaftens. "Fitte Mitarbeitende sorgen für fitte Unternehmen", fasst es Stefan Studer zusammen, "damit gewinnen alle".

Auch im Bereich der Gesundheit unterstützen die Angestellten Schweiz ihre Mitglieder: Informationen über Weiterbildungen und Tagungen finden diese im Weiterbildungsprogramm des Verbandes. https://angestellte.ch/angebote/weiterbildung/kurs-fuer-alle/

Boilerplate:

Die Arbeitnehmenden-Organisation Angestellte Schweiz vertritt die Interessen der Arbeitnehmenden in der Politik und in den Unternehmen. Sie ist seit über 100 Jahren die Stimme der Angestellten aus dem Mittelstand.

Der Verband setzt sich für gute Arbeitsbedingungen, faire Löhne und sichere Arbeitsplätze ein. Er arbeitet sozialpartnerschaftlich, konstruktiv und zuverlässig zum Wohl von Gesellschaft und Wirtschaft.

Seinen Mitgliedern bietet er ein umfassendes, auf persönliche Bedürfnisse angepasstes Angebot an: Sie profitieren von Weiterbildungen, Beratungen, Dienstleistungen und Informationen - für das persönliche Weiterkommen jedes Einzelnen.

Weitere Informationen finden Sie unter: www.angestellte.ch

Pressekontakt:

Stefan Studer, Geschäftsführer Angestellte Schweiz, 079 621 08 19, stefan.studer@angestellte.ch

Hansjörg Schmid, Kommunikation Angestellte Schweiz, 076 443 40 40, hansjoerg.schmid@angestellte.ch

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