Die Swiss Track Systems AG (STS) baut in Frutigen eine schotterlose Bahn-Teststrecke
Stans (ots)
Wegweisende Hightech-Fahrbahn auf dem Prüfstand
Auf dem 700 Meter langen Geleiseabschnitt "Wengi-Ey" der Lötschberg-Basisstrecke zwischen Frutigen und Raron sind die Bauarbeiten für einen wichtigen Test abgeschlossen: Die BLS Alptransit AG testet als Novum ab Frühjahr 2005 auf diesem Teilstück eine Feste Fahrbahn auf Asphalt. Mit der Realisation dieser Teststrecke wurde die Systemanbieterin Swiss Track Systems AG (STS), Zofingen, beauftragt. Dieses System soll nicht nur qualitativ besser, sondern vor allem auch kostengünstiger sein. Der Rest des Streckenabschnittes wird konventionel mit Schotterbett ausgeführt.
Die BLS Alptransit AG, 1993 als Tochtergesellschaft der Bern-Lötschberg-Simplon-Bahn AG (BLS) gegründet, baut im Auftrag des Bundes den NEAT-Abschnitt Frutigen-Raron als Verbindung zwischen den Kantonen Bern und Wallis. Das Projekt umfasst auch den Bau des Basistunnels zwischen Frutigen und Raron.
Im Zuge dieser Arbeit wurde auch der Beschluss gefasst, ein neues System zu testen, das für den zukünftigen Bau von Bahnstrecken wegweisend sein könnte: Der Bau von Geleisestrecken, welche nicht in Schotter, sondern auf Festen Fahrbahnen aus Asphalt verlegt werden. Der Vorteil des Systems besteht in einer längeren Nutzungsdauer und in tieferen Kosten.
Mit dem Bau dieser Teststrecke wurde die Swiss Track Systems AG (STS), Zofingen, beauftragt. Als Systemanbieterin verfügt sie über das entsprechende Know-how, welches ihre deutsche Partnerin in das Projekt einbringt. Teil der STS ist das Zofinger Abdichtungs- und Belagstechnologieunternehmen Aeschlimann AG.
Direkter Vergleich zwischen zwei Systemen
Die Teststrecke "Wengi-Ey" nördlich von Frutigen ist 700 Meter lang. Sie wird doppelspurig geführt, das heisst: Ab Frühjahr 2005 verkehren die Züge auf einem normalen Schotter-Bahngleis und direkt daneben auf einem schotterlosen Gleis, verlegt auf einer Festen Fahrbahn. Ziel dieses Vorgehens ist, die beiden unterschiedlichen Systeme kurz- wie langfristig direkt miteinander vergleichen zu können. Mit der Fertigstellung der beiden Gleise (Feste Fahrbahn und Schottergleis) werden die beiden Gleisanlagen im Ist-Zustand vermessen. Ab Inbetriebnahme der beiden nebeneinander liegenden Gleise beginnt die Testphase mit wiederkehrenden Vermessungsintervallen. Die Gleisanlagen werden in Bezug auf sämtliche Qualitätsansprüche und in Bezug auf Veränderungen überwacht. Die Überwachungsphase dauert mehrere Jahre. Während dieser Zeit werden regelmässig Kontrollmessungen durchgeführt. Beobachtet werden vor allem das Kurzzeit- und das Langzeitverhalten, die Veränderungen in der Ebenheit und in der Geometrie der Gleisanlagen. Werden die erwarteten Vorteile der Festen Fahrbahn durch den Vergleich der beiden Systeme Schottergleis und Gleis auf fester Asphalt-Fahrbahn bestätigt, will die BLS weitere Teilstrecken schotterlos auf Fester Fahrbahn bauen. Auf Grund der bereits vorhandenen langfristigen Erfahrungsdaten mit vergleichbaren Projekten in Deutschland ist die Swiss Track Systems AG überzeugt, dass sich beim System der Festen Fahrbahn sowohl kurz- wie vor allem langfristig in der Gleislage lediglich kleinste Veränderungen gegenüber der exakten Ideallage ergeben werden.
Feste Fahrbahn bleibt absolut masshaltig
Je ebener und gleichmässiger die Gleislage ist, desto komfortabler ist bekanntlich das Zugfahren. Hohe Geschwindigkeiten setzen eine absolut ebene Fahrbahn voraus. Der grosse Vorteil der Festen Fahrbahn besteht darin, dass die verschiedenen Schichten (Unterbau und drei bituminöse Schichten - je nach Einsatzbereich werden die Bitumenbeläge anders dimensioniert) auf ein äusserst exaktes Mass hin gefertigt werden können und über lange Zeit masshaltig bleiben. Die Toleranzen der bituminösen Beläge, vor allem der Deckschicht, liegen im kleinen Millimeterbereich. Zudem bietet das Schienenbefestigungssystem (Vossloh, System 300) später die Möglichkeit - sofern überhaupt erforderlich -, Veränderungen des Untergrunds über Distanzplatten auszugleichen. Im Gegensatz dazu wird der Schotter des konventionellen Bahntrassees durch die Verkehrsbelastung mechanisch beansprucht und muss periodisch nachgestopft bzw. in grösseren Abständen erneuert werden. Dies führt auch zu erhöhter Beanspruchung und Abnutzung am Rollmaterial und an den Schienen. Die Feste Fahrbahn dagegen ist über Jahre hinweg stabil - und zwar in der vertikalen wie in der horizontalen Ebene.
Zusammenfassend bietet die Feste Fahrbahn einen hohen Fahrkomfort, eine geringe Abnützung des Roll- und Schienenmaterials, geringste Unterhaltskosten für Korrekturen, eine lange Lebensdauer und eine hohe Verfügbarkeit. Im Vergleich zum Schottertrassee sind die Unterhaltskosten deutlich geringer.
Mittel- und langfristig kostengünstiger
Das STS-System "Getrac A1" ist ein Hightech-Paket, bestehend aus einer Präzisionstragschicht aus mehrschichtigen bituminösen Belägen, einer gummigelagerten Spannbeton-Schwelle mit hoher geometrischer Stabilität und einem Schienenbefestigungssystem mit zusätzlicher Ausgleichsfunktion. Die Investitionskosten sind zwar höher als beim konventionellen Schottergleis; innerhalb eines Zeitraums von 10 bis 15 Jahren zahlen sich diese Mehraufwendungen jedoch bereits aus. Auf Grund der hohen Lebensdauer ist "Getrac A1" deshalb mittel- und langfristig gesehen das kostengünstigere System. Kommt dazu, dass "Getrac A1" der aktuellen Entwicklung entspricht.
Die Zukunft ist schotterlos
Die Erfahrungen mit der Festen Fahrbahn sind positiv, weil ihr Grundprinzip die Forderungen des modernen Schienenverkehrs umsetzt:
- Die Feste Fahrbahn ist hoch präzise, wartungsarm und langlebig.
- Sie entspricht den Anforderungen des neusten Rollmaterials.
- Der Bau ist hoch mechanisiert.
- Die Bauzeit ist kurz.
- Im Havariefall ist das Trassee schnell wieder verfügbar.
"STS Getrac A1" ist damit zukunftskompatibel. Das System erfüllt sämtliche Anforderungen, die auf Grund der Entwicklung zu erwarten sind. Selbst bei kritischer Betrachtung überwiegen die Vorteile. Deshalb ist es für die STS AG nur eine Frage der Zeit, bis sich die Feste Fahrbahn im Schienenverkehr durchsetzt. Die Ausbaustrecke Frutigen, Wengi-Ey, ist die Gelegenheit, um den definitiven Nachweis für ihre Qualitäten zu erbringen.
Die Swiss Track Systems AG
Die Swiss Track Systems AG (STS) besteht aus der Aeschlimann AG, Zofingen, aus der in der Deutschschweiz und im Tessin tätigen Bauunternehmung Cellere AG und der German Track Systems GmbH. Die German Track Systems GmbH geht zurück auf die im deutschen Ingolstadt ansässige Pfleiderer AG. Das Unternehmen ist einer der führenden europäischen Systemanbieter für Holzwerkstoffe und Oberflächenveredelung, für Bahnschwellen-Technologie und für Mastenkonstruktionen.
Kontakt:
Ronald Joho
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