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ISIS-Angriffe auf christliche Stadt Karakosh im Nordirak - über 50'000 auf der Flucht

ISIS-Angriffe auf christliche Stadt Karakosh im Nordirak - über 
50'000 auf der Flucht
Erbil, 27. Juni 2014. Mehr als 50'000 Iraker, die meisten von ihnen 
Christen, sind in der Nacht zum Donnerstag (26. Juni 2014) aus der 
Stadt Karakosh in der Ninive-Ebene vertrieben worden. Ein CSI-Team 
hält sich derzeit im Kurdengebiet auf und unterstützt die Hilfe für 
die Vertriebenen.
Karakosh liegt ca. 15 Kilometer östlich von Iraks zweitgrösster Stadt
Mosul. Auslöser für die Massenflucht war ein Artilleriebeschuss 
sunnitischer Extremisten der Terrororganisation "Islamischer Staat im
Irak und Syrien" (ISIS). Ebenfalls auf der Flucht sind sämtliche 
Einwohner der Nachbargemeinden Keremles und Bartella, die wie 
Karakosh historische christliche Ortschaften sind. Einige Hundert 
ältere Einwohner wurden zurückgelassen, mit ungewissem Schicksal.
Nach dem Zusammenbruch der irakischen Armee in Mosul Anfang Juni 
waren nur noch die kurdischen Peschmerga-Kämpfer als Verteidiger der 
christlichen Ortschaften übriggeblieben. Ein CSI-Team hält sich 
derzeit im Kurdengebiet auf und unterstützt die Hilfe für die 
Vertriebenen. Gemäss der Menschenrechtsorganisation Hammurabi, mit 
der CSI seit Jahren zusammenarbeitet, bedeutet der ISIS-Angriff auf 
Karakosh "eine humanitäre Katastrophe für alle Menschen in der 
Ninive-Ebene, den Auslöser einer desaströsen Auswanderungswelle der 
irakischen Christenheit". "Diejenigen, die Fahrzeuge hatten, fuhren 
davon", berichtet ein einheimischer Christ. "Alle anderen machten 
sich zu Fuss auf die Flucht".
Viele Vertriebene versuchen in Kirchen und Klöstern der von Kurden 
kontrollierten Gebiete Unterschlupf zu finden. Hilfsorganisationen 
und die Lokalverwaltung stossen aber an ihre Grenzen, da die 
Aufnahmekapazität des Gebiets bereits nach dem Fall von Mosul am 11. 
Juni erschöpft wurde. Damals hatten die ISIS-Extremisten nach eigenen
Angaben zunächst 1'700 Schiiten in der Stadt exekutiert. Kurze Zeit 
später unterbrachen sie die Strom- und Wasserversorgung für Karakosh 
und seine Umgebung und machten das Leben der dort ansässigen  
Menschen unerträglich.
ISIS bedroht nicht nur die Christen der irakischen Provinz Ninive. 
Auch Jesiden, Schiiten und liberale Muslime werden von ISIS als 
"Ungläubige" und somit als legitime Ziele angesehen.
Die aus Osama bin Ladens El Kaida hervorgegangene Terrororganisation 
beherrscht seit mehr als einem Jahr grosse Gebiete im Osten Syriens. 
Letzten Monat dehnten ISIS-Kämpfer ihren Einflussbereich fast auf den
gesamten Norden des Irak aus. Seither zerstören sie Kirchen, 
exekutieren Angehörige von religiösen Minderheiten, entführen und 
töten Pfarrer und stellen Christen vor die Wahl, entweder zum Islam 
überzutreten oder eine "Schutzsteuer" zu entrichten. Die Alternative 
dazu ist "das Schwert".
Seit dem Beginn der US-Militäraktion "Operation Freiheit im Irak" im 
Jahr 2003 sind mehr als zwei Drittel der irakischen Christenheit nach
Entführungen, gezielten Morden und Anschlägen auf Kirchen geflüchtet.
Viele, die im Irak blieben, konnten sich bis vor kurzem in die 
Ninive-Ebene retten, nach Karakosh und in umliegende, historisch 
christliche Ortschaften. "Jetzt aber, nachdem ISIS auch noch die 
letzten verbliebenen Rückzugsgebiete angreift", schreibt der 
CSI-Nahostexperte Dr. John Eibner aus dem Irak, "ist die Christenheit
im Irak ihrer endgültigen Vernichtung näher als je zuvor".

Kontakt:

Medienkontakt: Benjamin Doberstein, 079 429 52 67,
benjamin.doberstein@csi-int.org

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