Erster nationaler Kongress zur Einwanderung. FIMM Schweiz schlägt Charta zur Integration vor
Olten (ots)
Im Forum zur Integration von Migrantinnen und Migranten (FIMM Schweiz) sind 50 Organisationen zur Vertretung von ausländischen Gemeinschaften aus fünf Kontinenten vereinigt, so dass es zu einem neuen gemeinsamen Akteur im Integrationsprozess und bei der Schaffung von sozialen Banden zwischen schweizerischen und eingewanderten Bevölkerungsgruppen geworden ist. Das vor knapp vier Jahren gegründete FIMM vermochte es, innerhalb der Nichtregierungsorganisationen, die bereits die überwiegende Mehrheit der ausländischen Gemeinschaften in der Schweiz vertraten, eine wahre Dynamik zu erzeugen. Der erste nationale Kongress zur Einwanderung, bei dem an diesem Samstag etwas mehr als 300 Personen aus Verbänden, Politik, Gewerkschaften, Wirtschaft, Religion und Diplomatie sowie Staatsrätin Micheline Calmy-Rey und zahlreiche Vertreter von Bundes-, Kantons- und kommunalen Behörden, die mit der Einwanderungspolitik zu tun haben - insbesondere: Francis Matthey, Vorsitzender, EKA; Mario Gattiker, Vizedirektor IMES; Felix Hürlimann, CDI-Vertreter; Florian Forster, IOM Bern -, zusammenkamen, war eine neuartige Veranstaltung. Die Charta zur Integration, die das FIMM Schweiz präsentiert und zur Diskussion gestellt hat, ist ein Grundlagenpapier, das die Werte und Handlungsprinzipien spezifiziert, durch die die Vertretungsorganisationen der verschiedenen Gemeinschaften ihre gemeinsame Identität in den Beziehungen definieren, die sie zu Bevölkerung und Institutionen in der Schweiz entwickeln. Demokratie, Laizismus, Achtung des Anderen und der Umwelt sind allgemeine Werte, die das Handeln des FIMM Schweiz lenken. Die Vermittlung dieser Grundwerte und der staatsbürgerlichen Praktiken und Pflichten, die damit für alle verbunden sind, muss durch eine aktive Integrationspolitik begleitet werden, die auf mehr Solidarität und mehr staatsbürgerliche und politische Partizipation ausgerichtet ist.
Die Anwesenheit von Migranten, die zunächst nur als vorübergehend angesehen wurde, ist zu einem konstitutiven Element der schweizerischen Gesellschaft geworden. Ein Drittel der schweizerischen Bevölkerung ist direkt oder indirekt aus der Einwanderung hervorgegangen. Für das FIMM Schweiz ist kulturelle Vielfalt grundlegend für die schweizerische Gesellschaft des 21. Jahrhunderts. Sie ist eine strukturelle Gegebenheit eines gesellschaftlichen Umfeldes, das durch die wirtschaftlichen Umwälzungen heute fragmentarischer, aber auch labiler erscheint. Die Förderung der Integration ist daher eine wichtige Herausforderung für die gemeinsame Zukunft von Schweizern und Migranten aus den verschiedenen Herkunftsländern. Für das FIMM Schweiz liegt die Antwort auf Intoleranz, wachsende Fremdenfeindlichkeit und Rassismus in einer neuen Konzeption von Staatsbürgerschaft, in der Sozialstaat und integrative Demokratie eine Verbindung eingehen. Die Bevölkerungsgruppen, die auf Schweizer Gebiet leben, stehen gemeinschaftlich der Herausforderung der Integration gegenüber. Zusammenleben zu können setzt zugleich eine Vertiefung der demokratischen Grundwerte hin zu einer Öffnung für die Vielfalt der Kulturen und Identitäten voraus, aber auch eine bessere Verteilung der gesellschaftlichen Ressourcen. Integrationspolitik muss eng mit der Umsetzung von Politiken zur Vermeidung von Armut und Ausschluss zugunsten der prekärsten Gruppen verbunden sein, unabhängig davon, ob es sich um Schweizer oder Ausländer handelt. Die Charta zur Integration plädiert für eine Staatsbürgerschaft, die offen, vielfältig, auf dem Recht des Staatsgebiets begründet, von der Ideologie der Assimilation gelöst und von der Vorstellung der Nationalität getrennt ist. Die Integration würde durch Fortschritte bei der Partizipation und der Verallgemeinerung der kommunalen und kantonalen Erfahrung durch Zugeständnis des aktiven und des passiven Wahlrechts gestärkt. Für das FIMM Schweiz hat der Kongress die Überzeugung gestärkt, dass es keine bessere Vorstellung als die Ausweitung der Staatsbürgerschaft gibt, um die ethnischen und religiösen Leidenschaften zu überwinden und damit Frauen und Männer, die per Definition verschieden und manchmal ungleich sind, in Achtung ihrer Würde - der grundlegende Wert demokratischer Gesellschaften - zusammenleben können.
Am Nachmittag fand eine Podiumsdiskussion mit Doris Leuthard, Vorsitzende der CVP, Pierre-Yves Maillard, Zweiter Vorsitzender der Sozialistischen Partei, Claude Ruey, Vorsitzender der Liberalen Partei, Ueli Leuenberger, Zweiter Vorsitzender der Grünen, Joseph Zisyadis, politischer Sekretär der POP/PsT, Aliki M. Panayides, Stellvertretender Sekretär der SVP, Rolf Büttiker, Staatsrat, Radikale Partei, Regula Streckeisen, Vorstandmitglied der PEV, Antonio Cunha, Vorsitzender des FIMM Schweiz statt, die von Alain Hertig vom Fernsehen der französischen Schweiz moderiert wurde. Sämtliche Teilnehmer an der Podiumsdiskussion haben sich mit den Kongressteilnehmern ausgetauscht, dabei die Positionen ihrer Parteien verdeutlicht und die Bedeutung und den Wert der Charta zur Integration des FIMM Schweiz aufgezeigt. Die Charta wurde am Ende des ersten nationalen Kongresses der Einwanderer in der Schweiz von den Teilnehmern unterzeichnet.
Kontakt:
FIMM Schweiz - Forum für die Integration der Migrantinnen und
Migranten
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