Schweizer Spitalstudie: Neue Strukturen sind gefragt
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Schweizer Spitalstudie: Neue Strukturen sind gefragt
- Das Schweizer Gesundheitswesen steht vor einer Trendwende. Bisherige Wachstumsstrategien haben ausgedient. - Haupttreiber des Erfolgs werden immer mehr Qualität, Patientenzentrierung und Wirtschaftlichkeit. In der Akutsomatik ist ein Wechsel von mengenorientierten Wachstums- zu Qualitätsstrategien absehbar. - Das Schweizer Gesundheitswesen steht vor einer tiefgreifenden Konsolidierung, die an Fahrt aufnimmt. Die Schweiz kommt gemäss Berechnungen auch mit deutlich weniger Spitälern aus. Die Zukunft gehört integrierten, regionalen Versorgungsstrukturen, die sich an den Bedürfnissen der Patienten orientieren.
Die neuste PwC-Studie "Schweizer Spitäler: So gesund waren die Finanzen 2017" macht deutlich, dass in der Spitallandschaft wesentliche Veränderungen anstehen: Spitäler der Akutsomatik sollten von stationär mengenorientierten zu qualitätsgetriebenen, auf ambulante Behandlungen und Geschäftsmodelle fokussierte Wachstumsstrategien übergehen. So haben die Umsätze bei den stationären Fallzahlen 2017 erstmals stagniert. Hingegen erfuhr der ambulante Bereich mit 5 % wie schon in den Vorjahren ein signifikantes Umsatzwachstum. Kleinere Akutspitäler mit weniger als 250 Betten waren vom Fallzahlenrückgang stärker betroffen und haben effektiv weniger stationäre Fälle behandelt als noch im Vorjahr. Die grösseren Spitäler konnten leicht zulegen. Generell weist die Schweizer Spitallandschaft eine hohe Leistungsdichte auf - die Versorgungssicherheit in der Schweiz ist aktuell mehr als gewährleistet.
Finanzielle Gesundheit der Schweizer Spitäler 2017
2017 war bereits das sechste Jahr nach dem Start der neuen Spitalfinanzierung. In dieser Zeit hat sich der Wettbewerb intensiviert. Der Margendruck ist erneut gestiegen und die Spitäler schneiden im Durchschnitt schlechter ab als im Vorjahr. 2017 haben nur fünf der 45 untersuchten Akutspitäler das langfristige EBITDA-Ziel von 10 % erreicht; immerhin ein Drittel lag über 8 %. In der Psychiatrie entwickelt sich die Profitabilität ebenfalls negativ.
In den letzten Jahren hat sich das Verhältnis von Ertrags- und Kostenwachstum noch nie so ungünstig entwickelt wie 2017. Das schlägt sich in einer Verlagerung von stationären zu weniger rentablen ambulanten Leistungen nieder. Für viele Spitäler stellt diese Umwälzung tiefgreifende Herausforderungen dar, insbesondere für solche mit abgeschlossenen oder laufenden Bauprojekten. Um die Profitabilität zu halten oder zu verbessern, gibt es für die Häuser nur eine oberste Priorität: Kostenoptimierung.
Kleinere Spitäler arbeiteten 2017 wie schon im Vorjahr leicht profitabler als die grossen Universitäts- und Zentrumsspitäler mit mehr als 250 Betten. Die Kosten für den medizinischen Bedarf und den übrigen Aufwand waren ähnlich hoch, während die Personalkosten leicht über dem Vorjahr lagen.
Strukturbereinigung und neue Versorgungsmodelle
Qualität, Patientenzentrierung und Wirtschaftlichkeit bleiben die Haupttreiber des Gesundheitswesens. Der finanzielle Druck und die sich rasch ändernden Patientenbedürfnisse zwingen die Spitäler zum Umdenken. Die stetige Konsolidierung der Branche und die zunehmende Bereitschaft, sich mit integrierten Leistungsangeboten innerhalb von grösseren Versorgungsregionen zu positionieren, sind Anzeichen dafür, dass sich der Markt bewegt.
Die Profitabilität der Leistungserbringer ist heute in vielen Teilmärkten des Gesundheitswesens ungenügend. Wirtschaftlicher Erfolg wird zunehmend schwierig, wenn sich der stationäre Sektor schleppend oder gar nicht mehr weiterentwickelt. "Stationäre Wachstumsstrategien als Antwort auf den wirtschaftlichen Druck haben ausgedient. Aus volkswirtschaftlicher Sicht ist das positiv, für die Spitäler ist es eine Herausforderung", meint Philip Sommer, Leiter Beratung Gesundheitswesen PwC Schweiz. So gibt es neue, integrierte Versorgungsansätze. Diese bedingen allerdings, dass Spitäler enger kooperieren oder sich in überregionalen Netzwerken zusammenschliessen. Eine Leistungskonzentration innerhalb einer Versorgungsregion wirkt zudem dem Fachkräftemangel entgegen. "Integrierte, abgestimmte Versorgungsstrukturen werden nötig,um Qualität, Patientenzentrierung und Wirtschaftlichkeit sicherzustellen", erklärt Patrick Schwendener, Leiter Deals Gesundheitswesen von PwC Schweiz.
Die Studie wagt eine Gedankenreise in die Zukunft und skizziert modellhaft eine integrierte und effiziente Versorgungslandschaft auf. Diese deckt sieben verschiedene Versorgungsregionen ab und enthält im Vergleich zu heute eine geringere Anzahl Akutsomatikspitäler. Ginge die Schweiz zu einem solchen Modell über, würden für die Versorgungssicherheit bereits 20 Standorte ausreichen.Damit könnten 80 % der Bevölkerung innerhalb von 30 Fahrminuten das nächstgelegene Spital erreichen.
Rehabilitation und Alterspflege
Im Sinn einer integrierten Betrachtung des Gesundheitsmarkts mit einem durchgehenden Patientenpfad beleuchtet die Studie erstmals auch die Rehabilitation und Alterspflege. Die Rehabilitation wird ein anhaltendes Mengenwachstum erfahren - im Gegensatz zur Akutsomatik auch im stationären Bereich. Der Teilmarkt der Alters- und Pflegeheime gerät ebenfalls unter Druck. Für eine integrierte Versorgungssicherheit stellt er ein Kernelement des Schweizer Gesundheitswesens dar. In der Alterspflege sind vor allem der hochfragmentierte Markt, die Diversität der Angebote und die uneinheitliche Finanzierung anspruchsvoll.
Über die Studie
Diese Studie ist die siebte in einer Serie, welche die Leistungsfähigkeit von Schweizer Spitälern und Psychiatrien - und erstmals auch von Rehabilitationen, Alters- und Pflegeheimen - sowie das Umfeld im Schweizer Gesundheitswesen untersucht. Die von PwC Schweiz durchgeführte Studie stützt sich primär auf die publizierten Jahresrechnungen von 45 akutsomatischen Spitälern und zwölf Psychiatrien zwischen 2007 und 2017. Die Studie geht zudem vertieft auf innovative Fallbeispiele aus der Praxis ein und gibt einen Einblick in mögliche Zukunftszenarien.
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Die gesamte Studie kann als PDF heruntergeladen werden:
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