Allianz-Studie: Defekte Produkte und Qualitätsmängel treiben Schäden bei Bauprojekten in die Höhe
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Wallisellen (ots)
Ob Flughafen, Kraftwerk oder Autofabrik: Industrielle Bauprojekte werden zunehmend grösser, komplexer, teurer - und verursachen dadurch deutlich höhere Schäden, wenn etwas schief läuft.
Aus der Analyse von mehr als 13.000 technischen Versicherungsfällen, die weltweit in einem Zeitraum von 5 Jahren bei industriellen Bauvorhaben erfasst wurden (Gesamtwert: fast 8 Mrd. Euro), haben sich sieben Trends herauskristallisiert, die laut einem neuen Bericht der Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS) die teuren Schäden im Bereich Engineering erklären.
1. Grössere Verluste durch teurere Bauprojekte
Baustellen sind heute viel grösser als in der Vergangenheit. Zudem können sich Bauprojekte über viele Jahre hinziehen. Der Ausbau des Al Maktoum International Airport in Dubai etwa wird erst 2030 abgeschlossen sein und rund 32 Milliarden Euro kosten. "Infolgedessen sind die Versicherungssummen jetzt viel grösser - Projekte mit einem Wert von 4 bis 9 Milliarden Euro sind keine Seltenheit, Schäden in dreistelliger Millionenhöhe sind deshalb nicht auszuschliessen", sagt Robert Maurer, Head of Engineering der AGCS in Zentral- und Osteuropa. Die Überschwemmung während des Baus am Hidroituango-Wasserkraftdamm in Kolumbien im Jahr 2018 wird die Versicherer schätzungsweise rund 1,25 Milliarden Euro kosten, einen der grössten Engineering-Schäden der Geschichte.
2. Feuer und Explosion treiben weltweit die Schäden in die Höhe
Feuer und Explosionen machen weltweit mehr als ein Viertel (27%) der Wertverluste aus und haben in fünf Jahren mehr als 2,1 Milliarden Euro an Versicherungsschäden verursacht. Naturkatastrophen sind eine weitere grosse Schadenquelle.
3. Mangelhafte Produkte und ungenügende Qualitätskontrollen nehmen zu
Defekte Produkte sind laut der AGCS-Schadenanalyse die häufigste Quelle für technische Schäden und die grösste nach Schadenhöhen. Es gibt mehr als dreimal so viele Schadenfälle, die durch fehlerhafte Produkte hervorgerufen wurden, als zum Beispiel durch ein Feuer. "Wir sehen eine Zunahme an Schäden im Zusammenhang mit Mängeln und unzureichender Qualitätskontrolle auf breiter Front", sagt Dr.-Ing. Martin Eckel, globaler Schadenregulierer der AGCS. So wurden grössere Schadensfälle im Kraftwerksbau durch fehlerhaftes Schweissen verursacht.
4. Grössere Komplexität in der Lieferkette
In der Vergangenheit wurden ein Flughafen oder ein Kraftwerk meist von einem nationalen Auftragnehmer unter Einbeziehung lokaler Lieferanten gebaut. Heute werden Maschinen und Anlagen von Auftragnehmern aus der ganzen Welt geliefert. "Technologien werden immer spezialisierter, was die Kosten für Reparatur oder Austausch beträchtlich erhöhen kann. Wird eine aus China kommende Turbine beschädigt, dauert es mitunter bis zu 18 Monate, bis sie repariert ist", so Dr. Martin Eckel.
5. Anzahl der Betriebsunterbrechungen/Verzögerungen bei Inbetriebnahme nimmt zu
Bau- und Ingenieurbüros stuften im Allianz Risiko-Barometer 2019 die Betriebsunterbrechung (BI) als zweitgrösstes Unternehmensrisiko ein. Das wachsende Bewusstsein für BI-Exponierung hat dazu geführt, dass immer mehr Unternehmen BI-Deckungen kaufen, insbesondere so genannte DSU-Versicherungen (Delay in Start-Up), die Verzögerungen bei Bau- oder Ingenieurprojekten nach Sachschäden abdecken. Die Entschädigung für Verzögerungen bei der Inbetriebnahme ist in den vergangenen zehn Jahren von rund 200.000 auf bis zu 500.000 Euro pro Tag gestiegen. Bei besonders großen Risiken kann sie sogar bis zu zwei Millionen Euro pro Tag betragen.
6. Politische Risiken und Sanktionen verteuern Bauprojekte
Grosse Bauprojekte können bis zu zehn Jahre Bauzeit in Anspruch nehmen, wobei meist Auftragnehmer und Lieferanten aus der ganzen Welt involviert sind. Dies macht Bauvorhaben anfällig für Störungen infolge von Sanktionen und Handelsstreitigkeiten.
7. Wachstum im Bereich grüner Energie bringt Chancen, aber auch Herausforderungen mit sich
Mit zunehmender Nachfrage nach grüner Energie sind Solar- und Windprojekte immer umfangreicher geworden, Windräder auf See liegen zunehmend weitab von der Küste. Allein 2018 entstanden 409 neue Offshore-Windturbinen im Rahmen von 18 Windparkprojekten in der Europäischen Union. Darüber hinaus gewinnt Offshore-Wind in Nordamerika und Asien deutlich an Bedeutung. Dadurch kommt zu den technischen Risiken nun auch ein erhöhtes Naturgefahren-Risiko hinzu.
Wachsende Bedeutung von Drohnen und anderen Technologien bei der Risiko- und Schadenbewertung
Mit der zunehmenden Komplexität grosser Ingenieur- und Bauprojekte wird die Risikobewertung und Schadensfeststellung sowie die Ermittlung der eigentlichen Schadensursache wesentlich schwieriger. Auf der anderen Seite stehen Versicherern eine Reihe neuer Technologien zur Verfügung:
- Kürzlich hat die AGCS Drohnen, Laserscanner und Computermodellierung eingesetzt, um die Ursache für eine Maschinenexplosion an einem unzugänglichen Ort zu ermitteln. Drohnen und Satellitenbilder wurden auch verwendet, um Ingenieurschäden nach den Rekord-Waldbränden in Kalifornien und dem Hurrikan Florenz im Jahr 2018 zu beurteilen.
- Die AGCS koppelt 3 D-Topographiedaten von Drohnen mit hydrogeologischer Modellierungssoftware und Niederschlagssimulationsdaten, um das Risiko von Sturzfluten auf Baustellen vorherzusagen.
- Satellitentechnologie bietet selbst an entlegenen oder gefährlichen Orten hochauflösende Bilder eines Standortes innerhalb von 24 Stunden nach einem Schadenvorfall.
- Mit Hilfe des Building Information Modeling können alle relevanten Bauwerksdaten digital modelliert, kombiniert und erfasst werden. Durch diesen verbesserten Datenabgleich kann die Produktivität des Planungsprozesses hinsichtlich Kosten, Termine und Qualität gesteigert werden.
Kontakt:
Daniel Aschoff
Telefon: +49 89 3800 18900; E-Mail: daniel.aschoff@allianz.com
Bernd de Wall
Telefon: 058 358 84 14; E-Mail: bernd.dewall@allianz.ch