Media Service: Heute in der "Handelszeitung" vom Mittwoch, 14. November 2007: Themen siehe Lead im Text.
Zürich (ots)
Nationalbank warnt vor Risiko im Bankensektor
«Die US-Kreditkrise ist nicht ausgestanden», mahnt Thomas Jordan, Direktoriumsmitglied der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Die Folgen seien auch in der Schweiz bis ins Jahr 2008 spürbar, mahnt er Interview mit der «Handelszeitung». Die SNB verfolge die Entwicklung bei den Schweizer Grossbanken «sehr wachsam», erklärt Jordan. «Die hohen Abschreiber sind kein gutes Zeichen für die vorgenommene Risikoeinschätzung.» Es genüge nicht, dass sich die Banken nur auf Ratinggesellschaften und Risikomodelle verlassen. «Die Banken sollten nur Geschäfte tätigen, die sie wirklich verstehen.» Die Institute müssten sich so positionieren, dass sie auch in schwierigen Zeiten Zugang zu Liquidität haben. Einen erneuten Liquiditätsengpass schliesst er nicht aus. Dann würde die SNB erneut Liquidität in den Markt pumpen. Nach Einschätzung Jordans muss man davon ausgehen, dass die US-Immobilienkrise noch weit bis ins Jahr 2008 andauere. «Weiter sinkende Preise bei den Häusern und die schlechte Bonität vieler Hauseigentümer sowie die Neufestsetzung der Hypozinsen führen dazu, dass noch mehr Hypotheken in den USA notleidend werden.» Dies trage dazu bei, dass sich der Dollar weiter abschwäche. «Im Moment spricht wenig dafür, dass der Dollar in absehbarer Zeit massiv stärker wird.» Die Krise werde nicht völlig spurlos an der Weltwirtschaft vorbeigehen. «Wenn die US-Krise zu einer Abkühlung der Weltwirtschaft führt, tangiert dies auch die Schweiz, da wir stark von Exporten abhängig sind.» Ein starker Rückgang der Aktivitäten im Finanzsektor würde sich zusätzlich negativ auf die Schweiz auswirken. Ein negativer Einfluss auf die Konsumentenstimmung sei möglich. «Die Konjunktur dürfte sich nach dem sehr guten Jahr 2007 im nächsten Jahr auf das Potenzialwachstum von rund 2% verlangsamen.» Die Schocks an den Finanzmärkten würden Risiken nach unten beinhalten. «Die Unsicherheit über den zukünftigen geldpolitischen Kurs ist grösser geworden.»
Thomas Jordan, SNB: «Heftige Reaktionen nicht ausschliessen» Sollte sich der Franken gegenüber dem Euro weiter abschwächen, befürchtet Thomas Jordan, Direktoriumsmitglied der Schweizerischen Nationalbank (SNB) ein Inflationsproblem in der Schweiz. Es sei möglich, dass es zu einer abrupten Aufwertung des Frankens komme, sagt er im Interview mit der «Handelszeitung». Marktinterventionen der SNB lehnt er allerdings ab.
Ciba und Clariant: Dow Chemical an Zukäufen interessiert Schlechte Geschäftsergebnisse, hoher Ölpreis, tiefer Aktienkurs. Die beiden krisengeschüttelten Basler Spezialchemiefirmen Ciba und Clariant wären billig zu haben - und laut einer Umfrage der «Handelszeitung» unter den Konkurrenten gibt es potenzielle Interessenten. «Wir machen kein Geheimnis aus der Tatsche, dass wir unser Spezialchemiegeschäft verstärken wollen - sowohl durch organisches Wachstum als auch durch Zukäufe», sagt Chris Huntley, Sprecher des US-Chemiekonzerns Dow Chemical. Auch Rhodia (Frankreich), Rohm and Haas (USA), Basell (Niederlande) und Akzo Nobel (ebenfalls aus den Niederlanden) wollen sich in Zukunft durch Zukäufe verstärken und so auch aktiv an der Branchenkonsolidierung teilnehmen. Keines von diesen angefragten Unternehmen wollte eine mögliche Übernahme von Ciba und/oder Clariant bestätigen oder dementieren.
Novartis und andere Pharmakonzerne lancieren Forschungsfonds Der Basler Pharmakonzern lanciert eine branchenübergreifende Initiative, um die Erforschung von Mitteln gegen Aids und Malaria zu bündeln. «Diese gemeinsame Initiative soll die beteiligten Unternehmen bei finanziell wenig lukrativen Produkten koordinieren», sagt Novartis-Forschungschef Paul Herrling gegenüber der «Handelszeitung». Die Organisation Médecines sans Frontières ist ebenfalls involviert. «Nun geht es darum, auch noch einzelne Regierungen ins Boot zu holen», so Herrling. Mit diesem Projekt, das 2008 starten soll, antwortet Novartis aber auf die breite Kritik an seiner Patentklage in Indien. Bereits im April dieses Jahres gab Paul Herrling zu bedenken, dass «Big Pharma» den Zugang zu Medikamenten «nachhaltig» und «weltweit» verbessern müsse.
CEO Frank Brinken: «Starrag-Heckert übertrifft Rekordjahr 2006» Das Geschäft von Starrag Heckert, Hersteller hochpräziser Fräsmaschinen, läuft auf Hochtouren. «Wie es aussieht, werden wir das vergangene Rekordjahr übertreffen», sagt CEO Frank Brinken im Gespräch mit der «Handelszeitung». Zudem werde das Unternehmen das mittelfristig angelegte Ebit-Margenziel von 7 bis 8% erreichen wenn nicht sogar übertreffen. Einen Wachstumsschub versetzte Starrag auch die Branchenmesse EMO. «Im Umfeld der Messe haben wir über einige bedeutende Aufträge aus dem osteuropäischen Nutzfahrzeugmarkt gesprochen», berichtet Brinken. Weitere Bestellungen verzeichnet Starrag aus dem Bereich Windkraft. «Zum Teil schlagen sich die Aufträge bereits in den Zahlen zum 3. Quartal 2007 nieder, die wir am 16. November 2007 publizieren», bestätigt Brinken. Akquisitionen kommen für Starrag derzeit nicht in Frage. «Der Branche geht es gut, die Preise für interessante Firmen sind zu hoch.» Derzeit sei kein konkretes Übernahmeprojekt in der Pipeline. 2006 setzte Starrag 190 Mio Fr. um und erwirtschaftete einen Betriebsgewinn auf Stufe Ebit von 10,9 Mio Fr. Die Ebit-Marge lag bei 5,8%. Im 1. Halbjahr 2007 lag die Umsatzrendite bereits bei 6,8%.
CEO Urs Kaufmann: «2007 verdoppelt Huber+Suhner den Umsatz im Solar-Geschäft» Die Investitionen des Kabelspezialisten Huber+Suhner (H+S) ins Solargeschäft haben sich gelohnt: Das lukrative Nischengeschäft wird im laufenden Geschäftsjahr 2007 20 Mio Fr. umsetzen, bestätigt CEO Urs Kaufmann im Interview mit der «Handelszeitung». Damit hat H+S den Umsatz mit Solarkunden gegenüber dem Vorjahr verdoppelt. Das forsche Wachstumstempo will Urs Kaufmann auch in Zukunft beibehalten: Bis «in einigen Jahren» hält der CEO einen Umsatz von 80 bis 100 Mio Fr. «für realistisch». 2006 entschied die H+S-Konzernführung, verstärkt in neue Solar-Produkte - Kabel, Stecker und Anschlüsse für Solarpanels - zu investieren. «2007 hat der eigentliche Ramp-up stattgefunden, wir feiern grosse Erfolge mit mehreren führenden Herstellern aus Europa und Asien sowie mit Installateuren», sagt Kaufmann.
Ressourcen aller Art werden knapp Der CIO der Bank Sarasin, Burkhard P. Varnholt, setzt auf die Anlagetrends Nachhaltigkeit, Emerging Markets und Rohstoffe. Auch weil die Rohstoffknappheit vermehrt zum Objekt von Konflikten wird, müssten Anleger in diesem Bereich investiert sein, sagt Varnholt im Interview mit der «Handelszeitung». Eine Beimischung von unter 20 Prozent im Portfolio macht seiner Meinung dabei wenig Sinn. Die Rolle der strukturierten Produkte dabei sei es, Gebiete zu erschliessen, wo sich Investoren auf unbekanntes Territorium hinauswagen.
Weitere Abschreiber sind so gut wie sicher Die Krise im Finanzsektor ist primär ein Problem der Investmentbanken, das zeigen Recherchen der «Handelszeitung». Trotz zum Teil herber Kursrückgänge bleibt ein Aktienkauf von UBS und CS zum jetzigen Zeitpunkt hoch spekulativ. Bei UBS stehen noch Engagements von über 44 Mrd Fr. in den Büchern, Analysten rechnen mit weiteren Abschreibern von 8 Mrd Fr. Währenddessen trotzen die Aktien der Privatbanken dem weltweiten Abwärtstrend der Finanztitel. Julius Bär profitiert zudem von spekulativen Käufen, da sich die Gerüchte um die Zukunft des zusammen gestrichenen US-Geschäfts halten.
Erste Scheidungsversicherung für den Schweizer Markt Jede zweite Ehe in der Schweiz endet mit einer Scheidung. Cardif Versicherungen Schweiz, eine auf Restschuldversicherungen spezialisierte Tochter der französischen Bankengruppe BNP Parisbas, will laut Recherchen der «Handelszeitung» nun als erste in der Schweiz eine Versicherung anbieten, die finanzielle Risiken von Scheidungen absichert. «Wir werden nächstes Jahr eine Scheidungsversicherung einführen», bestätigt Cardif-Geschäftsleitungsmitglied Raffael Maiani der «Handelszeitung». In Deutschland bietet Cardif bereits eine solche Versicherung an.
Ölpreis: Experten sehen 150 Dollar je Barrel «Mittelfristig könnten wir einen Preis von 150 Dollar je Barrel Erdöl sehen», sagt André Diem, Rohstoffspezialist und Partner beim Vermögensverwalter Diem Client Partner. In den nächsten fünf Jahren könne der Ölpreis gar auf 250 Dollar steigen. Grund dafür sei der Umstand, dass es schlicht zu wenig Erdöl gebe. «Auch die Opec, die Organisation der Ölproduzenten, kann den Hahn maximal um 10% aufdrehen.» Auch beim Gas erwartet Diem Preissteigerungen: «Gegenwärtig notiert der Ölpreis bei 94 Dollar, Gas ist auf 8 Dollar gefallen - das ist eine Anomalie, und es wird wieder eine Angleichung stattfinden», so Diem. Innert eines Jahres könne dies schon der Fall sein.
Investoren: HBM Bioventures wird Börsengang verschieben HBM-Investoren wie 3V Asset Management sind davon überzeugt, dass der Börsengang erst von HBM Bioventures erst 2008 stattfinden wird. Das sagen sie gegenüber der «Handelszeitung». Das Marktumfeld für frisches Biotech-Kapital hat sich in den letzten Wochen deutlich verschlechtert. Hinzu kommt, dass institutionelle Anleger vor Weihnachten in der Regel keine neuen Positionen aufbauen, sondern ihre Portfolios bereinigen.
Hotelplan setzt verstärkt auf Low-Cost-Angebote Der zweitgrösste Schweizer Reiseveranstalter Hotelplan wächst in der Schweiz im Vergleich zur Konkurrenz mit 3% unterdurchschnittlich. Jetzt will CEO Christof Zuber im Geschäft mit den dünnmargigen Badeferien Gas geben, das bestätigt er im Interview mit der «Handelszeitung». Im Frühling 2008 will er mit Denner Reisen ein echtes Low-cost-Angebot verkaufen. Was mittelfristig mit den beiden Marken Easy und M-Travel - ebenfalls Brands für Günstigreisen - geschehen wird, lässt Zuber offen. «Ich möchte jetzt nicht über die zukünftige Positionierung aktueller Marken reden.» Dass Hotelplan einen neuen Schub braucht, ist klar, denn das konzernweite Bruttomargenziel von 3% hat Zuber im eben abgelaufenen Geschäftsjahr noch nicht erreicht. «Wir sind noch nicht da, wo wir hin wollen.»
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