Media Service: Heute in der Handelszeitung vom Mittwoch, 6. August 2008
Zürich (ots)
Unternehmen
Swiss Re: Rückversicherer setzt auf das Leben-Geschäft Der weltgrösste Rückversicherer baut mit der jüngsten Akquisition das Leben-Geschäft aus. Swiss Re hält aber trotz Akquisition an ihrem langfristigen Ziel einer Eigenkapitalrendite von 14% fest. Auch auf das Aktienrückkaufprogramm hat die Übernahme keine Auswirkungen. Für René Locher, Analyst beim Bankhaus Sal. Oppenheim, sind diese Angaben ein Beleg dafür, dass Swiss Re gut kapitalisiert ist. Einziger Wermutstropfen ist seiner Meinung nach das starke Engagement im US-Kapital- und insbesondere im US-Häusermarkt. Jede negative Nachricht aus Übersee werde sich automatisch auf die Swiss-Re-Aktie auswirken. Der Rückversicherer musste bisher 2,7 Mrd Fr. auf strukturierten Credit Default Swaps (CDS) abschreiben. «Das Potenzial für weitere Abschreiber ist vorhanden», sagt ZKB-Analyst Georg Marti. Es hängt davon ab, wie sich die Märkte entwickeln und wie die Absicherungsstrategien funktionieren.
Schweizer Biotechbranche: Das Übernahmekarussell dreht sich Der angekündigte Kauf von Speedel durch Novartis, der geplante Totalaufkauf von Genentech durch Roche und die Absicht von Bristol-Myers Squibb, das Biotechunternehmen ImClone aufkaufen zu wollen, haben in den letzten Tagen und Wochen Spekulationen genährt, auch in der Schweizer Biotechbranche könnten Deals anstehen. Wie die «Handelszeitung» in ihrer neusten Ausgabe schreibt, ist die Wahrscheinlichkeit dafür tatsächlich gross. Gemäss dem Artikel sind die wahrscheinlichsten Kandidaten dafür Arpida und Addex. Im Fall von Arpida wird Eli Lilly als wahrscheinlichster Käufer ausgemacht, bei Addex der US-Konzern Merck. Auf Anfrage haben sowohl der Finanzchef von Arpida wie jener von Addex nicht ausgeschlossen, dass es zu einem Verkauf ihres Unternehmens kommen könnte. Kaufkandidaten könnten laut «Handelszeitung» auch Cosmo (durch Shire), Cytos (durch Novartis) und Santhera (durch Merck KGaA) sein.
Banken: Die Finanzkrise treibt die Klagen auf neue Rekorde Im 1. Halbjahr 2008 sind wegen der Subprime-Krise deutlich mehr Klagen eingereicht worden, vor allem die Zahl der Sammelklagen ist gestiegen. Seit Jahresbeginn wurden in den USA bereits 139 Sammelklagen angestrengt, und wenn es in diesem Stil weitergeht, werden es in diesem Jahr erstmals mehr Klagen sein als 2002, kommt die Studie von Nera Economic Consulting zum Schluss. Besonders der Kollaps des 330-Mrd-Dollar-Marktes für sogenannte Auction Rate Securities (ARS) zieht eine Klagenflut nach sich. In diesem Zusammenhang wurden seit Jahresbeginn rund 20 Sammelklagen gegen verschiedene Banken eingereicht. Allein die UBS sieht sich offenbar mit drei Sammelklagen konfrontiert. Um auch das Risiko von Klagen zu verkleinern, hat die Bank bereits Papiere dieser Art zurückgekauft. Ob weitere Wertpapiere zurückgenommen werden, ist noch nicht entschieden: «Wir arbeiten intensiv an Lösungen, um die Liquiditätsprobleme von Kunden bei diesen Finanzinstrumenten zu beheben», sagt UBS-Sprecherin Sabine Woessner.
Starrag-Heckert-CEO Frank Brinken: «Spüren keine Verlangsamung» «Es weist rein gar nichts auf eine Verlangsamung unseres Geschäftsgangs hin», sagt Frank Brinken, CEO des Fräsmaschinenspezialisten Starrag Heckert, im Gespräch mit der «Handelszeitung». Sämtliche Kundensegmente würden deutliche Zuwachsraten verzeichnen. Zwar kämpfe man mit der Beschaffungssituation. «Aber ich denke, dass wir die Preissteigerungen bei den Rohwaren vollumfänglich kompensieren können», so Brinken. Die Halbjahreszahlen, die Starrag Heckert am 15. August vorlegen wird, dürften positiv ausfallen. «Das 1. Halbjahr ist im Rahmen der Erwartungen gelaufen, und die waren ziemlich hoch», bestätigt Brinken. Für das Gesamtjahr gibt sich Brinken optimistisch. «Wir gehen davon aus, dass wir eine zweistellige Ebit-Marge abliefern und beim Umsatz weiter zulegen können», sagt der CEO und bestätigt damit die Guidance aus dem Frühjahr. Wie hoch die Betriebsmarge letztlich ausfalle, werde sich noch weisen. «Ich rechne mit einem Wert von klar über 10%», sagt Brinken. Für 2009 erwartet er sinkende Zuwachsraten für sein Geschäft. «Es ist absolut klar, dass wir die Wachstumsraten von jährlich 20% pro Jahr nicht während 5 bis 10 Jahren durchhalten können», sagt er. Er gehe davon aus, dass die Branche 2009 einen Haltepunkt einlegen werde. «Mittelfristig erwarten wir jährliche Zuwachsraten von 5%.»
AFG-Chef Edgar Oehler: «Wir halten an unseren Finanzzielen fest» Der Bauausrüster Arbonia Forster (AFG) hält an seinen mittelfristigen Finanzzielen - einer Ebit-Marge von 8% und einem Umsatz von 2 Mrd Fr. bis 2012 - fest. Trotz sehr unbefriedigender Semesterzahlen. Zur Umsatzrendite sagt Oehler im Interview mit der «Handelszeitung»: «In der mittelfristigen Planung bleiben wir bei diesem Margenziel. Wir waren auch bereits auf gutem Wege, es zu erreichen, doch die explodierenden Materialpreise und die nachlassende Investitionsbereitschaft wegen der Turbulenzen auf den Finanzmärkten haben uns einen Strich durch die Rechnung gemacht.» Parallel hat Oehler ein Kostensparprogramm initiiert. «Das Programm ist am Laufen, und die getroffenen Massnahmen zeigen die gewünschte Wirkung. Unter anderem haben wir den Gesamteinkauf reorganisiert, und 150 Stellen werden wir nicht mehr besetzen», erklärt der AFG-Präsident und CEO. Dass er das AFG-Headquarter in Arbon für 40 Mio Fr. zur Unzeit hat bauen lassen, dementiert Oehler. «Der Entscheid war richtig, und er ist auf Nachhaltigkeit ausgerichtet», betont er. «Dazu gehört auch, dass wir hier in Arbon unsere Baulandreserven weiter aufgestockt haben, sodass wir auch hier am Hauptsitz weiter mit Fabriken wachsen können.»
Chivaudan-CEO Gilles Andrier: «Wir schliessen weitere Akquisitionen nicht aus» Im Gespräch mit der «Handelszeitung» schliesst CEO Gilles Andrier auch nach dem Kauf von Quest weitere Zukäufe nicht aus: Zusammenschlüssen oder Aufkäufen im grösseren Stil erteilt er allerdings eine Absage: «Das würde angesichts unserer bereits dominierenden Position auf vielen Märkten von den Wettbewerbsbehörden kaum toleriert», erklärt der CEO. Der Fokus liege allerdings auf dem organischen Wachstum. Weiter kündigte Andrier an, im kommenden Jahr mit Givaudan stärker als der Markt wachsen zu wollen, dessen Wachstum schätzt er auf 2 bis 3%. Dies sei auch unter erschwerten konjunkturellen Bedingungen erreichbar. Auf eine konkrete Zahl wollte sich der CEO allerdings nicht festlegen. Die Absicht von Givaudan, die Preise zu erhöhen, führe nicht zu einem deutlichen Rückgang der Volumen, sagte er weiter. «Unser Geschäft läuft sehr individualisiert ab. Wünschen Kunden bei Preiserhöhungen Produktanpassungen, kommen wir ihnen entgegen.»
Österreichische Biomarktkette: Angriff auf Migros und Coop Der österreichische Bioanbieter Sonnentor zieht eine neue Biosupermarktkette auf und drängt damit auch in die Schweiz. Das Standortkonzept sieht hochfrequentierte Citylagen vor und hat speziell Bern, Zürich und Basel im Visier. Der erste 100 m2 grosse Laden könnte noch in diesem Jahr in Bern eröffnet werden. Wie Sonnentor-Retail-Manager Ewald Redel bestätigt, gibt es bereits einen festen Partner in Bern. Die Biomarktkette soll als Franchise-System aufgebaut werden und in der Schweiz auf zunächst fünf Filialen anwachsen. Neben Schweizer Reformhäusern, in denen bereits «Sonnentor»-Produkte erhältlich sind, nimmt die neue Kette auch die Grossverteiler Migros und Coop ins Visier. «Wir zielen auch auf deren Kunden», bestätigt Redel. Die beiden Grossverteiler sind bereit: Mit innovativen Produkten will sich etwa die Migros differenzieren und ihren Kunden laufend neue Überraschungen anbieten, meint Konzernsprecherin Monika Weibel. Nach Informationen der «Handelszeitung» soll bald eine neue Produktlinie von Bio-Eistee mit Kräuterextrakten lanciert werden - ein Trendprodukt, das vom Kräuterspezialisten Sonnentor schon angeboten wird.
Chinas neues Wettbewerbsrecht: Schweizer Firmen in Bedrängnis International tätige Unternehmen, die sich zusammenschliessen wollen, müssen seit dem 1. August neben einem Plazet aus Washington und Brüssel auch die Erlaubnis von Peking einholen. Nach über 10-jähriger Vorbereitung hat die chinesische Regierung jetzt ein umfassendes Wettbewerbsrecht vorgelegt. Die Auswirkungen sind erheblich, auch auf Schweizer Unternehmen. «Alle hiesigen Firmen, die stark in China engagiert sind und bei denen Zusammenschlüsse mit anderen international tätigen Firmen möglich sind, müssen jetzt über die Bücher, um ihre lokalen Umsätze und Marktanteile zu prüfen», sagt Andreas Kellerhals, Professor am Europa Institut an der Universität Zürich. Davon betroffen dürften mehrere tausend Unternehmen sein allen voran Schweizer Textilmaschinenbauer wie Rieter und Oerlikon, die rekordverdächtig hohe Umsatzanteile im Reich der Mitte erzielen. Wettbewerbsexperte Kellerhals schliesst die Gefahr nicht aus, dass die chinesischen Behörden in für sie relevanten Märkten Fusionsvorhaben ablehnen könnten, um einheimische Produzenten zu schützen. Entsprechende Entscheide könnten, anders als in Washington oder Brüssel, kaum vor unabhängigen Gerichten überprüft werden. «Denn ein rechtsstaatliches System, wie wir es kennen, gibt es in China nicht», warnt Kellerhals.
Ex-Libris-Chef Peter Bamert: profitiert von billigen Bestsellern Ende August wird die Kommission für Wirtschaft und Abgaben entscheiden, ob sie auf den Entwurf für ein Buchpreisbindungsgesetz eintreten wird. Hat die Aufhebung der Buchpreisbindung zu einem Sterben von kleinen Buchhandlungen geführt? Ex-Libris-Chef Peter Bamert sagt im Exklusiv-Interview mit der «Handelszeitung»: «Ich bin der Robin Hood der Kunden und Leser. Ein Jahr, nachdem die Buchpreisbindung weggefallen ist, haben sich die Prophezeiungen nicht bewahrheitet, weder fand ein Buchladensterben statt, noch wurden die Bücher teurer, noch werden weniger Bücher produziert.» Anderer Meinung ist Hanspeter Büchler, der CEO der Buchhandelskette Thalia: «Die Aufhebung des Buchpreisbindung hat dazu geführt, dass Bestseller billiger, Bücher insgesamt aber teurer wurden.» Laut Sönke Bandixen, dem CEO von Orell Füssli, haben sich die Buchpreise insgesamt um 2,1% erhöht. Die Migros-Tochter ist im ersten Semester 2008 um 6% gewachsen. Sie hat die Preise für Bestseller um 30% reduziert. «Von drei bis fünf Bestseller-Titeln verkauft Ex Libris aufgrund ihrer Rabattangebote wesentlich mehr als früher», erklärt Diogenes-Geschäftsleiter Stefan Fritsch. «Hier findet eine Verlagerung der Absätze von den kleinen auf die grossen Ketten statt.» Für 2008 rechnet Ex-Libris-Chef Bamert mit einem Buchumsatz von 40 Mio Fr. Bisher waren die Umsatzzahlen mit Büchern Bamerts streng gehütetes Geheimnis.
Energiestädte: Jedem sein eigenes grünes Label Immer mehr Schweizer Städte und Gemeinden nutzen grüne Labels als Standortfaktor. Das Engagement führt zu Investitionen und schafft neue Arbeitsplätze. Bereits ein Drittel der Schweizer Bevölkerung wohnt in einer von 162 Städten oder Gemeinden, die über ein Energiestadt-Label verfügen. Neue Auszeichnungen, um sich als umweltfreundlich zu positionieren, liegen im Trend: Das Goms will bis 2030 zur ersten energiestarken Alpenregion der Schweiz werden und die Thurgauer Gemeinde Hohentannen das erste Bioenergiedorf der Schweiz. Tourismusorte wie Arosa werben mit CO2-neutralen Ferien, die Stadt Zürich verkündete kürzlich, sie habe die Kyoto-CO2-Reduktionsziele in greifbarer Nähe. Im Falle des Labels «Energiestadt» werden jährlich mit einem Budget von 2,5 Mio Fr. Investitionen von rund 50 Mio Fr. ausgelöst und 400 neue Arbeitsplätze geschaffen.
Management
Wohlfühlen in der Firma: Feng Shui erhöht den Energiefluss Die fernöstliche Raumlehre wird zwar gerne ins Reich der Esoterik verbannt, doch bekennen sich inzwischen immer mehr auch renommierte Firmen zu ihr. Die Vorteile für die Mitarbeitenden durch eine harmonischere Arbeitsumgebung und einen höheren Energiefluss können zu einer messbaren Verbesserung der Geschäftszahlen führen.
Serie Netzwerke: Schweizer Kaderorganisation Die Schweizer Kaderorganisation SKO ist mit ihren inzwischen 12 000 Mitgliedern die grösste branchenübergreifende Vereinigung für das mittlere Kader in der Schweiz. Sie setzt mit ihrem Angebot auf die wichtigsten Zukunftsthemen wie Networking und lebenslanges Lernen in Zusammenarbeit mit zahlreichen etablierten Schulen und Partnerinstituten. Und sie weist bereits einen Frauenanteil von 15% auf.
Finanz
Konrad Hummler: Kritik an hohen Boni der Grossbanken-Manager «Nehmen Sie den langfristigen Kursverlauf irgendeiner Grossbanken-Aktie: Die risikoangepasste Performance ist schlicht eine Katastrophe», sagt Konrad Hummler, Teilhaber der Bank Wegelin, im Interview mit der «Handelszeitung». Er sieht deshalb nicht ein, warum ein Manager auch nur den geringsten Bonus verdient haben sollte. «In den letzten 15 Jahren hat der starke Trend zu immer weniger Eigenkapital wahrscheinlich eher zum Schaden als zum Nutzen beigetragen.» Die geplanten neuen Regulatorien der EBK für mehr Eigenmittel sieht er aber nur als zweitbeste Lösung. «Die ideale Organisation würde darauf hinauslaufen, dass man für den Finanzsektor ein Konkursrecht schafft.» Diese Änderung sei aber nicht absehbar. «Deshalb müssen Aufsichtsbehörden Grenzen aufzeigen.» Die geplanten Regeln pauschal zu verwerfen, findet er «unvorsichtig bis unanständig».
Fondsmanager Peter Lehner: «Nur Angsthasen verkaufen» Peter Lehner, der bekannte Manager des auf Schweizer Nebenwerte spezialisierten Saraselect-Fonds, sieht derzeit gute Anlagemöglichkeiten in Small- und Mid-Cap-Aktien. «Das Segment ist heute sehr günstig bewertet», ist er überzeugt. Insbesondere Titel mit Netto-Cashpositionen, die zudem unter ihrem Buchwert gehandelt werden, erscheinen ihm sehr attraktiv. Verkaufen würden derzeit nur Angsthasen, Prozykliker und jene Marktteilnehmer, die aufgrund von Liquiditätsengpässen dazu gezwungen sind, so Lehner.
Liechtensteinische Landesbank LLB: Kontert Vorwürfe in der Steueraffäre Die in Presseberichten vermeldeten Zahlen über den Behörden offengelegten Konti deutscher Kunden seien weit zu hoch gegriffen, sagt Cyrill Sele, Sprecher der Liechtensteinischen Landesbank LLB. Auch Klagen, wie sie der LGT von ins Visier der Steuerfahndung geratenen Kunden drohen, habe es bei der LLB nicht gegeben. «Bis heute ist uns kein solcher Fall bekannt», sagt Sprecher Sele. Die Bank rechnet denn implizit auch nicht mit Folgekosten aus möglichen Prozessen: «Ausdrücklich halten wir fest, dass die Liechtensteinische Landesbank immer rechtlich korrekt und im Interesse der Kunden gehandelt hat.»
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Nähere Auskunft erteilt Ihnen gerne Herr Dr. Pascal Ihle, stv.
Chefredaktor «Handelszeitung» Zürich. Tel. 043 444 59 00