Media Service: Heute in der Handelszeitung vom 29. Oktober 2008
Zürich (ots)
Konjunktur: Seco-Chefökonom Brunetti rechnet mit einem Wachstum von spürbar unter 1% "Wenn diese weltweite Wirtschaftsschwäche länger anhält, wird sich dies deutlich in den Wachstumszahlen der Schweizer Wirtschaft niederschlagen", sagt Seco-Chefökonom Aymo Brunetti zur "Handelszeitung". Er rechnet zwar nicht mit einer "echten Rezession", betont aber die deutlich gestiegenen Risiken. "Wir erwarten heute, dass das Wachstum 2009 sehr wahrscheinlich spürbar unter 1% liegen wird". Zur Euroschwäche sagt er: "Sollte sich der Trend gar fortsetzen, belastet dies ohne Zweifel die Exportwirtschaft."
Ethos-Chef Dominique Biedermann: Wuffli soll Vergütung zum Teil zurückzahlen Auch nach den Äusserungen zu den Boni hat der Direktor der Ethos-Stiftung das Vertrauen in die UBS-Spitze nicht verloren: "In einer solch schwierigen Phase muss man das Vertrauen ins das Management behalten", sagt Dominique Biedermann zur "Handelszeitung." Es sei noch zu früh, sich zum Bonus-Malus-System zu äussern. Er würde es schätzen, wenn Ex-CEO Peter Wuffli spontan einen grossen Teil seiner Vergütung für das Jahr 2007 zurückzahlen würde. Juristisch hat man aber noch wenig in der Hand: "Deshalb ist es wichtig, dass die Möglichkeiten für Rückerstattung im Rahmen der Obligationenrechtsrevision verbessert werden."
Versicherer: Ace will von Zürich aus die Welt erobern Die weltweit tätige Ace-Gruppe mit 17 Mrd Dollar Prämienvolumen und einem Anlageportfolio von 44 Mrd Dollar hat den Sitz der Holding von den Cayman Islands nach Zürich verlegt. Dank einer guten Eigenkapitalausstattung will Ace weiter wachsen - allenfalls auch in der Schweiz. John W. Keogh, CEO Overseas General von Ace, sagt gegenüber der "Handelszeitung": "Sollte sich eine Akquisitionsmöglichkeit in der Schweiz ergeben, dann würden wir sie sicher prüfen."
Ex-CS-Chef Oswald Grübel: "Aktienmärkte steigen 30% oder mehr" Der ehemalige Konzernchef der Credit Suisse erwartet, dass der Aktienmarkt in den nächsten 6 bis 9 Monaten 30% oder mehr steigen wird. "In den nächsten Tagen werden wir die Tiefstkurse für dieses Jahr erreicht haben", sagt Oswald Grübel im Interview mit der "Handelszeitung". Ebenso deutlich sind seine Worte zur Krise der UBS: "Klar ist, dass das Management, der Verwaltungsrat und die Bankenaufsicht die Lage von Anfang an immer wieder falsch eingeschätzt haben. Das sollte einfach nicht passieren." Bei der CS ärgert ihn, dass frisches Kapital besorgt werden musste: "Die Bilanz hätte seit einem Jahr reduziert werden können, dann wäre eine Kapitalaufnahme nicht notwendig gewesen."
Pensionskassen I: Senkung des BVG-Mindestzinssatzes bringt den Kassen nichts Soeben hat der Bundesrat den BVG-Mindestzinssatz von 2,75 auf 2% gesenkt. Doch diese Senkung bringt den Kassen nichts, wie Pensionskassen-Experte und Avadis-Geschäftsführer Christoph Oeschger in der "Handelszeitung" kritisiert. Die Festlegung des Zinses sei intransparent, das dauernde Auf und Ab wenig vertrauenserweckend. Ein Zins verpflichte die Pensionskassen nur zu Zahlungen auch in schlechten Zeiten und sei eine willkommene Ausrede, um die Reserven hoch zu halten. Das Beste wäre laut Oeschger darum ein Nullzins. Der Avadis-Geschäftsführer sagt zudem voraus, dass die bei den Pensionskassen in den letzten Jahren populär gewordenen Hedge-Fonds vor einer Zäsur stehen, weil sie die Erwartungen der Kassen zumeist nicht erfüllt hätten.
Pensionskassen II: Jetzt fahren die Kassen die Leistungen herunten Die Senkung des Mindestzinssatzes nehmen viele Vorsorgeeinrichtungen jedoch zum Anlass, um wegen der Verluste an den Börsen die Leistungen zurückzufahren. So Allianz Suisse: "Die garantierte Verzinsung im obligatorischen Teil wird 2009 auf den Mindestzins von 2% gesenkt", sagt Mediensprecher Bernd de Wall auf Anfrage der "Handelszeitung". 2008 liegt die Verzinsung noch bei 3,1%. Zinssenkungen vornehmen könnten auch Bâloise und Axa Winterthur sowie die unabhängigen Vorsorgeeinrichtungen Profond, ASGA und Abendrot. Den Versicherten drohen aber nicht nur Abschläge beim Zins, sondern eventuell gar steigende Prämien. "Es ist möglich, dass nach dem Trend zu Prämiensenkungen nun eine Gegenbewegung einsetzt", sagt Zurich-Schweiz-Sprecherin Sonja Giardini.
Pensionskassen III: SBB-Angestellte müssen für zusätzlichen Sanierungsbedarf aufkommen Sorgen machen müssen sich die Angestellten der SBB. Das zeigen Recherchen der "Handelszeitung". Der Deckungsgrad ihres Vorsorgewerks ist von 92,4% 2007 auf 85,3% Ende letzten September gesunken. Daraus könnte ein zusätzlicher Sanierungsbedarf von rund 1 Mrd Fr. entstehen. Diesen solle jedoch nicht der Bund tragen, der dieser Tage über eine Sanierung der Kasse berät. "Die durch die Finanzkrise entstandene zusätzliche Unterdeckung und die damit verbundenen allfälligen Sanierungsbeiträge sind durch die angeschlossenen Arbeitgeber und die aktiven Versicherten aufzubringen", sagt PK-SBB-Geschäftsführer Rudolf Stampfli.
Pensionskassen IV: Ascoop, PK Post und Publica in Unterdeckung Zahlreiche öffentlich-rechtliche Kassen wurden von der Finanzkrise hart getroffen. Das zeigen Recherchen der "Handelszeitung". Bei Ascoop, der auch die BLS angeschlossen ist, ergibt sich 2009 ein zusätzlicher Sanierungsbedarf von 300 Mio Fr. Durch die Finanzkrise sei es auch zu einer "massgeblichen Unterdeckung" bei der Pensionskasse Post gekommen, sagt deren Leiter Finanzen, Andres Haueter. "Die Leistungen auf der Versicherungsseite sind jedoch vollständig finanziert. Auch bei der Publica, dem Vorsorgewerk der Bundesbeamten, hat der Deckungsgrad abgenommen, befindet sich aber immer noch über 90%. "Für Publica besteht kein erneuter Sanierungsbedarf", versichert demgegenüber Publica-Direktor Werner Hertzog.
EBK-Direktor Daniel Zuberbühler: "Einigung mit der UBS in wenigen Wochen" Nach der Staatsintervention beurteilt Daniel Zuberbühler, Direktor der Eidgenössischen Bankenkommission (EBK), die Risiken für den Finanzplatz Schweiz als gering. "Die Situation der übrigen Banken in der Schweiz war während der ganzen Krise gut. Sie stehen auch weiterhin robust da", sagt er im Interview mit der "Handelszeitung". Die Risiken des volatilen Marktumfeldes und die Aussicht auf eine weltweite Rezession würden aber trotz massiver Staatsinterventionen in fast allen Ländern bestehen bleiben. In Sachen neue Eigenmittelvorschriften stehen die EBK und die Grossbank UBS kurz vor einer Einigung. "Unsere Grossbanken haben unter dem Eindruck der sich verschärfenden Krise eine Neubeurteilung vorgenommen und unsere Forderungen anerkannt", betont Zuberbühler. "Mit der Credit Suisse haben wir uns Mitte Oktober auf die Eckwerte des zukünftigen Eigenmittelregimes geeinigt, mit der UBS wird dies in den nächsten Wochen geschehen."
Sunrise: Ein Verkauf wird wieder zum Thema Spekulationen über einen baldigen Verkauf von Sunrise bekommen neue Nahrung. Nach Informationen der "Handelszeitung" besuchen in den nächsten Tagen mehrere Vertreter der Private-Equity-Firmen, welchen das Sunrise-Mutterhaus TDC gehört, die Schweiz. Offiziell ist über den geplanten Besuch nichts in Erfahrung zu bringen. Inoffiziell heisst es, die Manager würden sich mit hochrangigen Behördenvertretern treffen. Auch bei der TDC ist dazu keine Stellungnahme erhältlich, man verweist auf die Quartalspräsentation am 5. November. Auf die jüngsten Verkaufsgerüchte angesprochen, sagt auch Sunrise-Chef Christoph Brand nur: "Aus meiner Sicht hat sich im letzten Jahr nichts an der Situation geändert." Viele Gerüchte, dass Sunrise demnächst verkauft werde, würden bewusst gestreut, sagt er. Doch nicht nur der Besuch der Investoren in der Schweiz hat die Verkaufsgerüchte rund um Sunrise wieder angeheizt, sondern auch die Ankündigung des TDC-Finanzchefs Jesper Ovesen, man wolle zwei Tochterfirmen in Ungarn und in Polen verkaufen, um damit die Konzernverschuldung zu reduzieren.
OC Oerlikon: Schicksalsjahr für das Konglomerat Seit einigen Wochen mehren sich die Gerüchte, Oerlikon Fremdfinanzierungskonstrukt stehe kurz vor dem Zusammenbruch. Die Konzernführung um CEO Uwe Krüger betont zwar, das Unternehmen sei "sicher finanziert". Doch die Anzeichen verstärken sich, dass die kreditgebenden Banken zunehmend um ihr Geld bangen und nun den Druck auf Oerlikon erhöhen. Im kleinen Kreis wird bereits darüber diskutiert, wie die von immer neuen Gewinnwarnungen verschreckten Banken vertröstet werden könnten. Das zeigen Recherchen der "Handelszeitung". Es sei davon auszugehen, ist nach einem Treffen zwischen Oerlikon-Grossaktionärin Renova und Zürcher Bankern zu erfahren, dass die Kreditbedingungen mit den Banken neu ausgehandelt werden müssten. Um den Saurer-Kauf zu finanzieren, handelte Oerlikon 2007 mit 19 Banken einen Konsortialkredit über 2,5 Mrd Fr. aus, wovon 1,9 Mrd Fr. einem variablen Zins unterliegen, der an die Ertragswerte geknüpft ist. Verändert sich Oerlikons Ertragslage auf Stufe Ebitda, werden die Kreditbedingungen neu ausgehandelt - nämlich dann, wenn die Nettoverschuldung den Ebitda um das 3,5fache übersteigt. Analysten, etwa von der Bank Vontobel, warnen bereits davor, dass Oerlikon dem Wert gefährlich nahe kommt, wenn sich die Wirtschaft weiter verschlechtert.
Adriano Agosti: 2006 bezahlte er gar keine Steuern Der Investor Adriano Agosti hat für 2006 weder Einkommens- noch Vermögenssteuer in seiner damaligen Wohngemeinde in Kilchberg ZH bezahlt. Das zeigt sein Steuerausweis, welcher der "Handelszeitung" vorliegt. "Das gehört zu meiner Privatsphäre", sagt Agosti im Interview mit der "Handelszeitung". Immerhin habe er 2005 einen 7-stelligen Betrag versteuert, verteidigt er sich. Der Geldabfluss in seiner Investmentgesellschaft Golden Peaks Capital sei "marginal" und betrage trotz Finanzkrise nur 3% des Kapitals.
Beziehung Schweiz-USA: "Regulierung und Protektionismus nehmen zu" Die Wirtschaftskrise, der schwankende Dollarkurs, Sicherheitsmassnahmen und Unsicherheit dominieren die bilateralen Beziehungen. "Der Regulierungsdruck wird sicher massiv zunehmen, ebenso der protektionistische Druck", sagt Martin Naville, CEO der Swiss-American Chamber of Commerce, der "Handelszeitung". Die Pharmaindustrie und der Finanzsektor werden sich auf härtere Zeiten einstellen müssen - egal, wer der nächste Präsident wird.
Valiant-CEO Kurt Streit: "Zufluss von Neugeldern hält an" Der CEO der Berner Valiant-Bank hält im Interview mit der "Handelszeitung" fest, dass die Zuflüsse der Neukundengelder auch im 3. Quartal weiter zulegten und damit das 2. Halbjahr noch stärker sein dürfte. Derzeit verfügt die Bank über Liquidiätsreserven in der Höhe von über 1 Mrd Fr., was die Bank gänzlich in der Schweiz anlegt. Weiter erklärt Streit, warum die Bank ihre organische Expansion derzeit unterbricht, aber dennoch den Personalbestand im nächsten Jahr erweiteren wird.
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"Handelszeitung" Zürich. Tel. 043 444 59 00