Media Service: Heute in der Handelszeitung vom Mittwoch, 27. Mai 2009
Zürich (ots)
Kurzarbeit: Der Rekordanstieg ist gestoppt Dem rasanten Anstieg der Kurzarbeit in der Schweiz ist die Spitze gebrochen worden, wie eine Umfrage der «Handelszeitung» belegt. Ermutigende Signale kommen aus den Kantonen Bern, Zürich und St. Gallen, wo über ein Drittel der von Kurzarbeit betroffenen Angestellten beschäftigt sind. Anton Bolliger vom Berner Amt für Wirtschaft: "Wir sind mit der Kurzarbeit nahe am Höhepunkt - falls er nicht schon erreicht ist." Irene Tschopp, Leiterin Kommunikation beim Amt für Wirtschaft und Arbeit des Kantons Zürich, spricht gar von einem "Hoffnungsschimmer": Im April sei die Zahl der Voranmeldungen gegenüber März leicht rückläufig gewesen. Johannes Rutz, der Leiter des Amtes für Arbeit des Kantons St. Gallen, bestätigt in der «Handelszeitung» diese Einschätzungen: «Wir haben den Eindruck, dass sich die Kurzarbeitsgesuche vorerst auf dem gegenwärtig hohen Niveau halten werden», glaubt Rutz. Noch Anfang Jahr hatte es aus den kantonalen Ämtern ganz anders geklungen. So erklärte etwa das Arbeitsamt des Kantons Aargau, einen solch explosiven Anstieg der Gesuche habe man noch nie erlebt. Doch trotz der sich abzeichnenden Besserung: Die Finanzierung der Kurzarbeit und der Arbeitslosigkeit wird teuer. Die Darlehensobergrenze für die Arbeitslosenversicherung wird 2010 überschritten werden, wie Serge Gaillard, Leiter Direktion für Arbeit im Seco, erklärt. «Mit einer Beitragserhöhung ist 2011 zu rechnen», so Gaillard.
Finma: Nächste Woche gibt's Details zu den Boni-Regeln «Das Rundschreiben wird nächste Woche zur öffentlichen Anhörung gegeben», sagt Alain Bichsel, Sprecher der Finanzmarktkommission (Finma) zur «Handelszeitung». Darin werden Mindeststandards für die Vergütungssysteme festgelegt. Ab 1. Januar 2010 sollen diese für alle beaufsichtigten Finanzinstitute verbindlich sein. Philipp Stähelin, Präsident der Finanzkommission, fordert: "Für die UBS sollten die Mindeststandards schon in diesem Jahr gelten." Für die Finma steht dies jedoch nicht zur Diskussion. "Die UBS wird aber mit einem strengeren Massstab bewertet", sagt Bichsel. Die Umsetzung des neuen Vergütungssystems werde genau beobachtet. "Wir werden überprüfen, ob die Mindeststandards eingehalten werden", so Bichsel. Wird ein Verstoss gegen die Regeln festgestellt, sollen die Aufsichtsbehörden laut Financial Stability Forum (FSF) "rigorose Massnahmen" ergreifen. CEO HSBC Private Bank Schweiz: «Wir stehen eher auf der Käuferseite» Die grösste Auslandsbank in der Schweiz will den hiesigen Markt aufmischen. "In der Schweiz haben wir sehr wenige Kunden. Hier wollen wir stärker wachsen und sehen noch grosses Potenzial", sagt Alexandre Zeller, CEO von HSBC Private Bank (Schweiz) im Interview mit der «Handelszeitung». Dabei kommen grundsätzlich auch Übernahmen in Frage: "Wir stehen eher auf der Käuferseite." Die Bank will in der Schweiz ein grosser Spieler sein. Und: "Wir wissen, dass der Markt in Bewegung ist. Wir schauen uns um." Heute müssten sich die Kunden entscheiden, ob sie das Vermögen wieder zu sich nehmen oder ob sie sich in einem Land mit tieferen Steuern etablieren. "Es sei die einfachste Variante, seinen Wohnort in ein steuergünstiges Land zu verlagern. "Hier sehe ich eine Riesenopportunität für die Schweiz", sagt Zeller. Das Land sei politisch stabil, biete eine hohe Lebensqualität und könne ein gutes Private Banking anbieten. "Es wird eine Welle von Privatpersonen aus Europa geben, die in steuergünstige Länder ziehen", so Zeller.
Hotelplan: Wird CEO Christof Zuber gestützt oder gestürzt? Hans Lerch (59) wird neuer Vizepräsident des Verwaltungsrates von Hotelplan. Der ehemalige Kuoni-Konzernchef ist damit der prominenteste Top-Manager, der in der Schweizer Reisebranche quasi die Front wechselt. Pikant: Hans Lerch bearbeitet auf Mandatsbasis zudem alle strategischen Themen im Geschäftsfeld Reisen der Migros. Warum? Seine Antwort auf Anfrage: "Ich bin weder CEO noch VRP, daher ist es nicht an mir, dies öffentlich zu kommentieren." Die «Handelszeitung» zeigt die denkbaren Konsequenzen auf - für die Hotelplan-Gruppe im Allgemeinen und für ihre Geschäftsführung im Speziellen.
Migros-Chef Bolliger: "In der Nähe einer Lidl-Filiale sind unsere Umsätze leicht schwächer" Zum Markteintritt von Lidl gibt sich der Migros-Chef Herbert Bolliger gegenüber der "Handelszeitung" gelassen: "Der Effekt ist sehr ähnlich wie nach dem Markteintritt von Aldi: In unmittelbarer Nähe einer Lidl-Filiale sind unsere Umsätze leicht schwächer. Ich bin sicher, dass sie sich jedoch nach nur wenigen Monaten wieder erholen, so wie das in Zusammenhang mit den Aldi-Eröffnungen war." Thomas Hochreutener, Detailhandelsexperte des Markforschungsinstituts GfK Switzerland, untersucht zurzeit den Markteintritt von Lidl. Im Interview mit der "Handelszeitung" stellt er fest: "Lidl nimmt auch Aldi Kunden weg." Hochreutener schätzt, dass die beiden Harddiscounter Aldi und Lidl bis 2010 einen Marktanteil von 5% aufweisen werden. Obwohl der Marktanteil der beiden Harddiscounter gering sei, hätten sie schon viel bewirkt: "Die grossen Detailhändler haben die Sortimente angepasst und Preise gesenkt."
Medienunternehmer Michael Ringier: "Ich kann den Job noch lange machen" Abtreten? Sicher nicht. "Auch mit 70 kann man noch vernünftige Entscheidungen treffen", sagt der 60-jährige Michael Ringier, Aktionär und Verwaltungsratspräsident des gleichnamigen Medienkonzerns, im Interview mit der «Handelszeitung». Klammern will er aber nicht: Er kann sich vorstellen, Ringier zu fusionieren. "Ergibt sich eine tolle Gelegenheit, prüfen wir das", erklärt Ringier. "Einen Zusammenschluss unter Gleichen mit einem attraktiven Partner können wir uns vorstellen. Da sind wir sehr offen." Aber ein solcher Schritt müsse für die Firma sehr sinnvoll sein. Zudem stellt Michael Ringier Bedingungen an einen Partner: "Die Familie will die Mehrheit oder zumindest die dominierende Rolle als Aktionärin innerhalb einer börsenkotierten Firma nicht aufgeben", betont er. "Warum sollten wir uns mit einer Minderheitsbeteiligung zufrieden geben, wenn wir vorher das Unternehmen zu 100% kontrolliert haben?" Die Familie begreife sich als unternehmerisch handelnde Inhaberin, nicht als Finanzinvestorin. "Deshalb würden wir auch weiterhin entsprechende Mitspracherechte haben wollen", so Ringier. In der Vergangenheit gab es unter anderem Gespräche mit dem Axel-Springer-Konzern, zu dem auch die «Handelszeitung» gehört. Bedeutende Wachstumsmöglichkeiten für Ringier ortet der Unternehmer im E-Commerce-Bereich, also mit Internet-Plattformen für den Warenhandel. "Der Versandhandel ist ein gutes Geschäft", sagt Ringier. "Hubert Burda verkauft ja auch Schirmständer - was solls, solange das Geschäftsmodell erfolgreich ist?" Zudem gehe es ja auch im Versandhandel um Inhalte - "Betty Bossi gibt es auch als Fernsehsendung, übrigens eine der erfolgreichsten, die das Schweizer Fernsehen im Programm hat", hält Ringier fest. Er habe "nichts dagegen, Gemüseschneider zu verkaufen und diese in unseren Print-Produkten zu bewerben".
Ypsomed-CEO Fritschi: "Mit fast allen grossen Pharmaunternehmen in Kontakt" Im Gespräch mit der «Handelszeitung» kündigt der CEO von Ypsomed an, dass den bereits bekannt gegebenen Deals mit grossen Pharmaunternehmen weitere folgen werden. Ausserdem sagte Richard Fritschi, die Verbindung mit der taiwanesischen Bionime, an der Ypsomed bereits 10% hält, sei strategisch sehr bedeutsam: "Wir nehmen an, dass das Blutzuckersystem Pura, das wir in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen betreiben, in ein paar Jahren 20 bis 30% unseres Umsatzes ausmachen wird". Ypsomed will sich mit dem neu aufzunehmenden Kapital bereithalten, den Anteil an Bionime gegebenenfalls zu erhöhen.
Galenica-CEO Etienne Jornod hält bei Ferinject-Erfolg eine Aufspaltung für möglich Etienne Jornod, CEO und VR-Präsident von Galenica, schliesst eine spätere Aufspaltung seines Unternehmens nicht aus: "Wenn der Umsatz von Ferinject sehr gross sein wird, macht diese Frage Sinn"", sagt er gegenüber der "Handelszeitung". In nächster Zeit sei damit allerdings noch nicht zu rechnen: "Im Moment und in den nächsten Jahren stellt sie sich nicht". Auch zu seiner Nachfolge auf dem CEO-Posten hat Jornod Stellung bezogen: "Der neue CEO soll im Jahr 2010 das Budget für 2011 vorbereiten und ab der GV 2011 im Mai den Posten übernehmen".
Biotreibstoffe: Moratorium gefährdet flotte Fahrt von Agrotreibstoff-Autos Das drohende Moratorium, das die Einfuhr von Biotreibstoffen für fünf Jahre verbieten soll, stellt den jungen Biosprit-Markt in Frage. Weil die einzige bedeutende Schweizer Bioethanol-Produktionsstätte, Borregaard Schweiz AG, letztes Jahr geschlossen wurde, ist der marktführende Anbieter von Biosprit, IG BioE, auf die Einfuhr angewiesen. Der Geschäftsführer von IG BioE, Felix Stockar, hofft, dass das aus Holzabfällen hergestellte Ethanol, das er aus Schweden importiert, vom Moratorium ausgenommen wird. Vehement gegen das Moratorium, das Treibstoffe auf Kosten von Nahrungsmitteln verhindern will, wehren sich die Investoren von zwei neuen geplanten Biosprit-Fabriken in der Schweiz. Ihr Projekt ist gefährdet, weil das Moratorium die Einfuhr der benötigten Rohstoffe, Zuckerrohre und Jatropha-Pflanzen, verbieten würde.
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Chefredaktor "Handelszeitung" Zürich. Tel. 043 444 59 00