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Media Service: Heute in der "Handelszeitung" vom 3. März 2010

Zürich (ots)

KOF-Leiter Jan-Egbert Sturm: "Die Schweiz  steht
viel besser da"
Die jüngsten Konjunkturdaten für die Schweizer Wirtschaft sind 
ermutigend. "Sie sind sogar etwas erfreulicher, als wir erwartet 
haben", sagt Jan-Egbert Sturm, Leiter der KOF 
Konjunkturforschungsstelle, im Interview mit der "Handelszeitung." 
Die Schweizer Wirtschaft stehe viel besser da als die der umliegenden
Länder. So ist es laut Sturm gut möglich, dass die KOF ihre 
BIP-Prognose für 2010 etwa auf 1% von bisher 0,6% erhöhen wird. 
Korrekturbedarf nach oben sieht Sturm vor allem bei den Prognosen für
den Arbeitsmarkt, der sich robuster zeigt als erwartet. Der Grund: 
"In der Schweiz wurde vor allem die Exportindustrie von der Krise 
getroffen". Im Exportsektor seien viele kleinere Firmen tätig, die 
bis jetzt vorsichtig waren mit Entlassungen. "Sie versuchen aus 
sozialen Gründen, ihre Mitarbeiter so lange wie möglich weiter zu 
beschäftigen." Dass der Höchststand bei der Arbeitslosigkeit erreicht
ist, glaubt er nicht. Die Marke von 5% dürfte in der Schweiz aber 
nicht erreicht werden. Auch wenn die Vorzeichen für die weitere 
Entwicklung gut sind, schliesst Sturm einen erneuten Dämpfer nicht 
aus. "Die US-Wirtschaft hat noch immer mit strukturellen Problemen zu
kämpfen". Und weltweit seien viele faule Kredite nicht abgeschrieben.
"Das Risiko wird aber glücklicherweise immer geringer."
Steueroasen: Die grössten Sünder sind die EU und die USA
Knapp 70 Offshore-Zentren hat die internationale 
Nichtregierungsorganisation Tax Justice Network akribisch 
aufgelistet. Dabei zeigt sich: Gerade die lautstarksten Feinde des 
Schweizer Bankgeheimnisses stecken knietief im Steueroasen-Sumpf. 
Grösster Sünder ist gemäss der Studie die USA, insbesondere wegen 
ihrem Briefkastenfirmen-Eldorado Delaware. Eine unrühmliche Rolle 
spielt auch Grossbritannien. Zwar wird der Finanzplatz London als 
einigermassen sauber taxiert. Doch das hat einen Grund: "London 
benutzt seine Satelliten wie Jersey oder die Cayman Islands für die 
Schmutzarbeit", erklärt John Christensen, der Direktor des Tax 
Justice Networks, in der "Handelszeitung". Auf Christensens Liste 
figuriert auch die Schweiz prominent: Sie liegt auf Rang 3 der 
verschwiegenen Offshore-Zentren der Welt. Christensen hält das 
Bankgeheimnis für überholt, doch anerkennt er: "In der Schweiz findet
eine fantastische Debatte um das Thema Steuerflucht statt. Ich 
wünschte mir, es gäbe in den USA oder in Grossbritannien eine 
ähnliche Diskussion". Doch dies interessiert die Schweiz-Kritiker 
wenig. "Die EU versucht, die "böse Schweiz" weich zu klopfen und den 
automatischen Informationsaustausch durchzusetzen", sagt Jörg Walker,
Leiter Steuern von KPMG Schweiz. Die EU nutze aus, dass sich die 
Schweiz in die Rolle des Angeklagten hineinmanövriert habe.
Bär-CEO Boris Collardi: "Wir können jederzeit Akquisitionen 
tätigen"
Die Privatbank Julius Bär will weiter wachsen. "Mit den bereits 
getätigten Übernahmen haben wir genügend Know-how im Integrieren 
neuer Einheiten erworben", sagt Julius-Bär-CEO Boris Collardi zur 
"Handelszeitung". Das heisse, dass Julius Bär jederzeit Akquisitionen
tätigen könne. "Heute gibt es mindestens zehn Banken auf dem 
Bankenplatz Schweiz, die zum Verkauf stehen." Ein Hauptfokus von 
Julius Bär liege im Schweizer Markt. "Es ist unser Ziel, dass wir 
hier noch weitere Marktanteile gewinnen." Weitere Prioritäten setzt 
Collardi in Asien sowie in Italien, Deutschland, Frankreich, Spanien 
und England. Collardi betont, dass die Neukunden seiner Bank ihre 
Gelder versteuert haben. Im Steuerstreit mit dem Ausland versprüht 
Collardi darum Zuversicht: "Ich bin sehr optimistisch, dass wir mit 
Europa einen guten Kompromiss finden werden", meint Collardi.
Lidl-Chef Andreas Pohl: In der Schweiz sind 200 Filialen geplant
Vor knapp einem Jahr ist die erste Lidl-Filiale in der Schweiz 
aufgegangen. Jetzt legt Lidl-Chef Andreas Pohl die weitere 
Expansionsstrategie für die deutsche Discounter-Kette dar: "Unser 
langfristiges Ziel ist es, flächendeckender Nahversorger in der 
Schweiz zu sein. Dafür braucht es rund 200 Filialen in der Schweiz", 
sagt er gegenüber der "Handelszeitung". 30 Filialen führt Lidl 
derzeit. Bis Ende Jahr sollen weitere 30 Läden dazukommen. Und die 
Expansion macht an den Sprachgrenzen nicht halt: Im Spätsommer soll 
laut Pohl der erste Standort in der Romandie aufgehen. fünf bis sechs
Filialen sollen dieses Jahr in der Westschweiz eröffnet werden. Und: 
"Wir wollen unbedingt auch ins Tessin", bestätigt Pohl. Erste 
Standorte habe sich der Discounter bereits gesichert.
Fastweb: Druck auf Swisscom-Chef steigt
Der Kauf der italienischen Breitbandfirma Fastweb sollte das 
Meisterstück von Swisscom-Konzernchef Carsten Schloter werden. Nun 
werfen die italienischen Behörden Fastweb Mehrwertsteuerbetrug und 
Geldwäscherei vor. Und die Swisscom-Führungscrew muss sich die Frage 
gefallen lassen: Hat man Fastweb vor dem Kauf genügend durchleuchtet?
Swisscom-Sprecher Sepp Huber wehrt sich gegenüber der 
"Handelszeitung": "Es gab eine detaillierte Due Diligence. Damals 
lagen auch die beiden Gutachten bezüglich des laufenden Verfahrens 
rund um die angeblichen Mehrwertsteuer-Verstösse vor."

Kontakt:

Nähere Auskunft erteilt Ihnen gerne Herr Martin Spieler, Chefredaktor
"Handelszeitung" Zürich, Tel. 043 444 59 00

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