Media Service: Schweizer Fonds im Sog der Mikrofinanz-Krise
Zürich (ots)
Die hochgelobten Helfer der Ärmsten stehen am Pranger: In Indien kam es Ende letzten Jahres zu einer Selbstmordserie von Bauern - weil diese die Schuldzinsen auf ihren Kleinkrediten nicht zurückzahlen konnten. Die Behörden in der Provinz Andhra Pradesh reagierten mit Verhaftungen und neuen Regeln für Mikrofinanzgeber. Das stürzte die dortige Branche in eine schwere Krise
Das hat nun auch direkte Folgen für Schweizer Anbieter von Mikrofinanzinvestments: Sie müssen mit Rufschädigungen und Abschreibern rechnen. So ist die Zürcher Responsability über Beteiligungen mit der in Andhra Pradesh tätigen Mikrofinanzfirma Spandana Sphoorty verbunden. Deren Agenten wurden kürzlich wegen Druckversuchen gegen Schuldner verhaftet. Eine Anzeige einer Schuldnerin gab Medienberichten zufolge auch gegen Asmitha Microfin. Wie Recherchen der «Handelszeitung» zeigen, sitzt die Genfer Mikrofinanz-Fondsverwalterin Blue Orchard im Verwaltungsrat von Asmitha. Blue Orchard äussert sich nicht zu einzelnen Investments. Responsability-Geschäftsführer Klaus Tischhauser verurteilt dagegen die Vorfälle bei Spandana. «Solche Dinge sind nicht tolerierbar.» Trotz sehr sorgfältigen Abklärungen gebe es aber keine 100-prozentige Sicherheit.
Betroffen sind auch die an Responsability beteiligten Banken, die ihren Kunden teils Fonds des Anbieters verkauft haben. So Raiffeisen und die Credit Suisse. «Das Engagement der Bank im Mikrofinanz-Sektor in Indien ist gering. Wir verfolgen die Entwicklung in Andhra Pradesh aber aufmerksam», heisst es bei der CS. Das Geschehen in Indien ruft nun auch den Bund auf den Plan. Das Staatsekretariat für Wirtschaft mahnt: «Das starke Wachstum des Mikrofinanzsektors hat gezeigt, dass strukturellen sowie regulatorischen Aspekten oft zu wenig Beachtung geschenkt wurde.»
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