Media Service: Ökonom Ernst Baltensperger: «Euro gibt es in der heutigen Form in 15 Jahren nicht mehr»
Zürich (ots)
«Kurz- und mittelfristig bleibt der Euro erhalten», glaubt der Schweizer Ökonom und Geldtheoretiker Ernst Baltensperger. Er glaubt aber nicht daran, «dass es ihn in der heutigen Form in 15 Jahren noch geben wird», wie er im Interview mit der «Handelszeitung» erläutert. Heute stünden alle wichtigen Politiker hinter dem Euro. Aber die schwerwiegenden Probleme würden nicht verschwinden. «Eine neue Politikergeneration wird möglicherwiese zum Schluss kommen, dass die Bevölkerung - und damit auch sie selber - den Euro in seiner jetzigen Form nicht mehr will.» Man sei nicht bereit, die für die langfristige Stabilität nötige Autonomie an Brüssel abzutreten. «Das nationale Souveränitätsbewusstsein in Europa ist viel zu stark.» Der Weg zu einer politischen Union, wie ihn die Schweiz oder die USA gegangen seien, wollten die Europäer nicht gehen.
Die Untergrenze von 1.20 Franken zum Euro sieht Baltensperger nicht gefährdet, selbst bei einem möglichen Austritt Griechenlands. Diese Risiken würden überschätzt: «Es gäbe sicher Turbulenzen. Aber es könnte durchaus sein, dass es befreiend und entlastend für den Euro wirkt. Ein Hauptproblem wäre ja dann weg.»
Risiken sieht Ernst Baltensperger dagegen bei den Zentralbanken. Er sei «sehr beunruhigt über die Geldpolitik, die jetzt in den USA betrieben wird». Es sei fraglich, ob die Zentralbanken die grosse Liquidität, die sie geschaffen haben, wieder rechtzeitig abschöpfen könnten. Technisch sei das zwar möglich. «Aber die viel wichtigere Frage ist, ob das auch politisch möglich sein wird.» Weil die Zentralbanken als einzige Instanzen in der Krise voll funktionsfähig geblieben seien, erwarte man von ihnen die Lösung aller Probleme. «Ich glaube, darin liegt eine grosse Gefahr. Man überlastet die Zentralbanken mit zu vielen Aufgaben.»
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