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Media Service: Domenico Scala: ««Wechsel des Präsidenten ist nicht genug.»»

Zürich (ots)

Hat Sie der Rücktritt von Sepp Blatter überrascht?

Domenico Scala: Ja.

Was wird als seine Legacy bleiben?

Es gibt viele, die das besser beurteilen können als ich. Aus meiner Sicht hat er den Fussball globalisiert und die Fifa erfolgreich gemacht. Der Fussball ist die Weltsportart Nummer eins und dieser Sport verbindet Menschen. Auf der anderen Seite aber sind die Führungsgremien dem Wachstum nicht angepasst worden. Durch die personelle Verflechtung mit den Konföderationen und Länderverbände entstehen Interessenskonflikte. Zudem führt diese Verflechtung dazu, dass deren Fehlverhalten in den Verbänden sich direkt auf die Reputation der Fifa durchschlägt.

Ist es sein Versäumnis, dass er den Reformprozess angestossen, aber nicht mit Vehemenz vorangetrieben hat?

Der Präsident ist abhängig vom Exekutiv-Komitee und vom Kongress. Dies gilt insbesondere für seine Wiederwahl. Es gab im Exekutiv-Komitee früh Widerstand gegen wichtige Reformpunkte, insbesondere gegen die Amtszeitbeschränkungen. Dabei sind überlange Amtszeiten Ursache von Filz und letztlich Korruption.

Sie haben sich als Präsident der Audit-und Compliance-Kommission stets auf grundlegende Reformen gepocht. Einiges wurde umgesetzt, vieles nicht. Sind Sie zufrieden mit Ihrer Arbeit?

Auf der administrative Ebene kann man heute von einem sehr hohen Standard sprechen: professionelle und seriöse Buchhaltung mit den notwendigen Kontrollen, eine Finanzberichterstattung nach internationalen Standards, ein modernes Compliance-System, ein sehr modernes Datenmanagement. Es ist vielleicht Ironie der Geschichte, dass man dadurch nun auch in der Lage war, der Staatsanwaltschaft in sehr kurzer Zeit eine grosse Datenmenge zu übergeben.

Gemäss Ihrer Rede von gestern sind Sie nicht zufrieden mit dem Erreichten. Was muss umgesetzt werden?

Die grossen Risiken liegen nicht im administrativen Bereich sondern bei Exekutiv-Komitee. Aus meiner Sicht gehört dieses Gremium verkleinert und es braucht eine zentrale Integritätsprüfung, so wie das auch Professor Pieth vorgeschlagen hatte.

Es ist vor allem die Uefa und ihre Vertreter, die sich immer wieder gegen Refomrschritte - Amtszeitbeschränkung, Check der Topkader in den Konföderationen - gestemmt hat. Weshalb?

Wahrscheinlich, weil man fälschlicherweise der Meinung war, dass es ausreicht, den Präsidenten auszuwechseln. Dem ist aber nicht so. Die Anzahl der mit Korruption in Verbindung gebrachten Exco-Mitglieder ist lang. Und drei der erst kürzlich Zugewählten sind bereits wieder suspendiert worden. Da soll mir einer erklären, weshalb eine zentrale Integritätsprüfung nicht angemessen sein soll.

Uefa-Präsident Michel Platini hat in den letzten Monaten ein unwürdiges Spiel getrieben - Widerstand gegen Reformen und gleichzeitig den Präsidenten zu einem Whiskey eingeladen, um ihn zum Rücktritt zu überreden. Die Art der Personalpolitik in der Fifa?

In diesem Geschäft werden zu viele Dinge über die Medien kommuniziert. Zudem vergessen einige Mitglieder des Exekutiv-Komitees, dass sie als Vorstandsmitglied auch Verpflichtungen haben. Dazu gehört es auch, alles zu unterlassen, was dem Verein schadet. Leider führen aber die personelle Verflechtungen mit den Verbänden und Konföderationen zu Loyalitäts- und Interessenskonflikten.

Sie plädierten gestern für einen fundamentalen Wandel in der Art, wie die Fifa strukturiert ist. Was meinen Sie damit?

Es ist zu früh dazu mehr zu sagen. Aber nur soviel: Die Reform muss auch und gerade das Exekutiv-Komitee betreffen. Leider sind die allermeisten Vergehen auf Personen zurück zu führen, die in diesem Gremium sassen.

Das 24-köpfige Exekutivkomitee der Fifa hat sich immer wieder gegen Reformen gestemmt, zudem stehen einige Mitglieder im Ruf, nicht vertrauenswürdig zu sein. Wie soll die Qualität des Komitees verbessert werden?

Die Grösse des Gremiums ist klar ein Thema. Ein kleineres Gremium würde effizienter und professioneller Arbeiten. Eine geringere Anzahl von Personen würde auch das Risiko von einzelnen Fehlverhalten verringern. Aber nochmals: Ich kann nur auf solche Punkte hinweisen, die Kompetenz für deren Umsetzung liegt beim Exekutiv-Komitee selbst, respektive bei dessen vorgesetzter Stelle, dem Kongress.

Soll das Kompensationspaket des Präsidenten in den nächsten Jahren publiziert werden?

Ja.

Soll es Amtszeitbeschränkungen für sämtliche Topkader geben?

Für alle gewählte Organe. Das gilt übrigens auch für die Ethikkommission und die Audit-und Compliance-Kommission.

Sie kennen die Privatwirtschaft a fonds. Wie viele Jahre hinkt die Fifa hinter den Standards der Privatwirtschaft hinterher?

Die Administration ist auf der Höhe dieser Standards. Das Exekutiv-Komitee hinkt weit hinter her. Ich mag da keine Zahl nennen.

Kontakt:

newsdesk@axelspringer.ch
043 444 5777

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