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Stammzellen können die Nebenwirkungen einer Strahlentherapie reduzieren

Leipzig (ots)

Eine Behandlung mit adulten Stammzellen kann bei
Mäusen und Ratten die Nebenwirkungen einer Strahlentherapie
reduzieren. Zahlreiche Präsentationen auf dem 25. Jahreskongress der
Europäischen Gesellschaft für Radioonkologie  (ESTRO) zeigen, dass
strahlengeschädigtes Gewebe nach einer Stammzelltherapie schneller
heilt.
»Die Stammzellforschung wird zahlreiche Auswirkungen auf
verschiedene Bereiche der Medizin haben«, prophezeit Catherine
Verfaillie, die Direktorin des Stammzell-Instituts der Universität
Leuven (Belgien) bei einem Übersichtsvortrag während des
Präsidentensymposiums der ESTRO-Tagung am 9. Oktober. Beispielsweise
könnten Stammzellen, die in den Organsystemen siedeln, stimuliert
werden und so Gewebeschäden reparieren. Diese Spur verfolgen
Strahlentherapeuten seit einiger Zeit in verschiedenen Projekten, die
auf der ESTRO-Tagung präsentiert werden.
INTERNATIONALES PROJEKT. Rob Coppes von der Universität Groningen
(Niederlande) präsentiert auf der Tagung ein von der EU gefördertes
internationales Vorhaben, das kurz "FIRST-Projekt" genannt wird.
(FIRST steht für "further improvement of radiotherapy through side
effect reduction by stem cell transplantation"). Die Forscher haben
herausgefunden, dass die Nebenwirkungen einer Strahlentherapie an
verschiedenen gesunden Geweben, etwa an Haut und Schleimhäuten, durch
eine Behandlung mit adulten Stammzellen reduziert werden können. Die
Stammzellen wandern in das bestrahlte Gewebe ein und fördern dort
dessen Regeneration. Wenn Untersuchungen bestätigen, dass dieser
Effekt der Stammzellen auch bei Menschen auftritt, würde dies die
Behandlungsmöglichkeiten von Tumoren erweitern, da bisher gültige
Grenzen der Strahlendosis überschritten werden könnten.
So berichtet beispielsweise eine strahlenbiologische
Forschergruppe um Wolfgang Dörr von der Klinik für Strahlentherapie
und Radioonkologie der Technischen Universität Dresden, dass adulte
Stammzellen bei Mäusen die Nebenwirkungen einer Strahlentherapie auf
die Mundschleimhaut reduzieren kann. Die Wissenschaftler
beobachteten, dass die Strahlentoleranz der Schleimhaut deutlich
erhöht war, wenn die Tiere vor oder während einer fraktionierten
Bestrahlung eine Knochenmarktransplantation erhielten  - bei der
quasi automatisch auch adulte Stammzellen übertragen werden.
Einen vergleichbaren Effekt beobachteten die Wissenschaftler auch,
wenn sie die Stammzellen aus dem Knochenmark der bestrahlten Tiere
durch die Injektion eines Wachstumsfaktors, der kurz G-CSF genannt
wird, in den Blutkreislauf  lockten.
MESENCHYMALE STAMMZELLEN SCHÜTZEN. Eine Arbeitsgruppe um Dr.
Michèle Martin vom Service de Génomique Fonctionnelle aus Evry
(Frankreich) berichtet ebenfalls über Untersuchungen an Mäusen. Die
Forscher hatten die Tiere mit einer Strahlendosis behandelt, die
binnen drei Wochen zu Gewebeschäden der Haut führten. Unbehandelt
dauerte es acht Wochen, bis diese Schäden geheilt waren. Einem Teil
der Mäuse injizierten die Forscher 20 Stunden nach der Bestrahlung
menschliche mesenchymale Stammzellen. Dabei handelt es sich um adulte
Stammzellen, etwa aus dem Knochenmark, die sich in Fett-, Knorpel-,
Sehnen-, Haut- oder Muskelzellen differenzieren können.
Die Wissenschaftler beobachteten, dass die Hautschäden bei den
behandelten Tieren schneller und besser heilten als bei den
unbehandelten. Darüber hinaus untersuchten die Wissenschaftler
Gewebeproben aus den geschädigten Hautarealen. Die Stammzellen - so
das Ergebnis - waren tatsächlich in die bestrahlten Hautregionen
eingewandert. Wie Martin berichtet, ähnelte ihre Morphologie
derjenigen von Deckgewebe (Epithel).

Pressekontakt:

Prof. Dr. med. Marie-Luise Sautter-Bihl · Direktorin
der Klinik für Strahlentherapie · Städt. Klinikum Karlsruhe ·
Moltkestr. 90 · 76133 Karlsruhe ·
strahlentherapie@klinikum-karlsruhe.de
Während der Tagung: Pressestelle im Raum B3, Ebene 0 des Congress
Centers Tel.: +49 (0)341 4145-5511

ProScience Communications · Barbara Ritzert · Andechser Weg 17 ·
82343 Pöcking
Tel.: +49 (0)8157 9397-0 · ritzert@proscience-com.de

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