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Österreichs Wanderdörfer

So geht Wandern ohne Fußabdruck

Villach (ots)

Das war das Wandersymposium 2023 von Österreichs Wanderdörfer

25. Mai 2023: Unter dem Titel “Wandern ohne Fußabdruck - Sinnvoll für die Natur. Sinnvoll für uns.” trafen sich am 24. Mai 2023 Tourismus-Vertreter:innen aus Österreich, Deutschland und Südtirol am Weissensee in Kärnten. Im Rahmen des Wandersymposiums von Österreichs Wanderdörfer suchten sie unter anderem mit Harald Welzer Lösungsansätze für eine umweltfreundliche Zukunft des Wandertourismus.

96 Teilnehmer:innen, 8 Speaker:innen, 1 Thema: “Wie geht umweltfreundliches Wandern?” Am 24. Mai fanden sich Touristiker:innen und Regionalentwickler:innen aus dem In- und Ausland am höchstgelegenen Badesee der Alpen ein, dem Weissensee in Kärnten. Gemeinsam mit Speaker:innen aus Sozialpsychologie, Touristik und Gastronomie diskutierten sie, wie umweltfreundlich Wandern aktuell schon ist, wo optimiert werden kann und was der Vorteil von Zertifizierungen ist.

Veranstalter des Wandersymposiums war der Verein Österreichs Wanderdörfer. Der Verein bildet mit seinen über 40 Mitgliedsregionen die größte Angebotsgruppe für Wandertourismus im deutschsprachigen Raum. Als solche widmen sich die Wanderdörfer stark der Frage, wie das Wandern und der Wandertourismus im Einklang mit seiner Grundlage, der Natur, organisiert werden kann.

Die Wanderdörfer stellen ein Zitat als Ausgangspunkt in den Raum: “Das Zu-Fuß-Gehen ist die ursprünglichste Form der Fortbewegung. Sie ist fast allen Menschen von Natur aus möglich, ist gesund, kostengünstig, siedlungs- und umweltgerecht, platz- und energiesparend und fördert den sozialen Austausch.“ (Quelle: Bundesamt für Strassen (ASTRA) 2015: Kantonale Fachstellen Fussverkehr, Aufgaben und Organisation, Materialien Langsamverkehr Nr. 134, Seite 5)

Nachhaltiger Tourismus in vier Blöcken

In vier Themenblöcken sprachen Speaker:innen und Symposiumsteilnehmer:innen über die sozialpsychologische Dimension von Nachhaltigkeit und das Verhältnis von Mensch und Natur, zukunftsfähige Wanderprodukte, die Rolle von Kulinarik am Berg, sowie über Zertifizierungen, die zu einer nachhaltigen Destinations- und Regionalentwicklung beitragen können.

Was wir vom Gehen lernen können

Harald Welzer eröffnete das Wandersymposium mit seiner Keynote zum Thema “Wandern, um im 21. Jahrhundert anzukommen”. Der bekannte Sozialpsychologe, Autor und Gründer der Stiftung futurzwei sieht die ökologischen Herausforderungen vor allem darin, dass wir unseren Wohlstand einem “Krieg gegen die Natur” zu verdanken haben, der seit der Industrialisierung andauert. Im 21. Jahrhundert geht es darum, Frieden mit unserer Umwelt zu schließen. Dafür können wir laut Welzer viel vom Gehen lernen.“ Im Gehen können wir uns die Welt erschließen, ohne Ressourcen zu verbrauchen oder Zerstörung anzurichten,” so Welzer.

Er zeichnet in seinem Vortrag ein ungeschöntes Bild unseres Umgangs mit der Umwelt: “Seit es engagierte Menschen gibt, die sich um das Klima Gedanken machen, fährt der Zug ungebremst in die falsche Richtung.” Harald Welzer sieht das Grundproblem darin, dass unsere Kultur auf permanenter Steigerung und höherer Leistung basiert und deshalb einen höheren Verbrauch von Ressourcen als besser eingeschätzt.

Kommunikation ist alles

Bei all dem nüchternen Realismus postuliert Welzer, dass “die Form der alarmistischen Sprache in der Kommunikation der Klimakrise verbraucht ist”. Für Veränderungen brauchen wir positive Begründungen und müssen positive Geschichten erzählen. Als Menschen verstehen wir uns nämlich in Geschichten und nicht in CO²-Diagrammen. “Der Motor der Transformation und Veränderung zu einer nachhaltigen Gesellschaft ist jeder Einzelne von uns”, erklärt der Sozialpsychologe.

Und genau derlei Geschichten erzählten die weiteren Vortragenden, die allesamt aus ihrer gelebten Praxis erzählten.

Wie wir gehen werden

Ambros Gasser sprach über Wanderprodukte der Zukunft. Der Geschäftsführer von ASI Reisen und Wedesign Trips erklärte in seinem Vortrag, warum das Thema Nachhaltigkeit für ihn so einen hohen Stellenwert hat und was er darunter versteht. Sein Unternehmen ASI Reisen ist eine der führenden Anbieterinnen von nachhaltigen Wanderreisen. Die Angebote des Unternehmens stehen im Gegensatz zu leicht konsumierbaren All-inclusive-Urlauben oder Kreuzfahrten, die laut Gasser “die Ausgeburt Satans sind.” “Es gehe nur darum, an Bord zu essen. Hunderte von Gästen werden dann nach Venedig geschippert und das einzige, was an Wertschöpfung bei den Einheimischen bleibt, ist vielleicht ein Eis.”

Demgegenüber steht Gassers Überzeugung, dass seine angebotenen Reisen für die lokale Bevölkerung des bereisten Landes genauso viel Sinn ergeben müssen wie für die Reisenden selbst. Außerdem reduziert er den ökologischen Impact seiner Reisen, indem beispielsweise keine Inlandsflüge mehr Teil seiner Angebote sind. Gemäß des Ansatzes von ASI Reisen “messen, Ziele definieren und verbessern” legt ASI die CO²-Bilanz jeder angebotenen Reise offen und trachtet danach, diese zu verbessern.

Gasser ist überzeugt, dass Tourismus die Welt besser macht, wenn er lokale Wertschöpfung in entlegene Gebiete der Welt bringt. Und genauso sollte es eine Prämisse des Tourismus sein, die Wertschöpfung in der Region zu halten.

Kulinarik - Wohin des Weges?

Im dritten Themenkomplex drehte sich kurz vor der Mittagspause alles ums Essen. Tom Burger von der ersten vegan-vegetarischen Hütte der Alpen und Hannes Müller vom Genießerhotel “die Forelle” erzählten in ihren Vorträgen von ihrer Einstellung zur Kulinarik am Berg und in Tourismusgebieten.

In Österreich macht Ernährung 23% des CO²-Fußabdrucks aus, erklärt Tom Burger. Während Tom und Evelyn von der Franz-Fischer-Hütte fast ganz auf pflanzenbasierte Ernährung setzen und so die CO²-Bilanz ihrer Hütte und ihrer Gäste senkt, geht bei 4-Hauben-Koch Hannes Müller nichts über Saisonalität und Regionalität seiner Küche . Wenn in seiner Küche gegessen wird, soll die Jahreszeit auch mit verbundenen Augen geschmacklich erlebbar sein.

Beide Ansätze werden von den Gästen ausgezeichnet angenommen und setzen Impulse für die heimische Gastronomie.

Mit Struktur zu umweltfreundlichem Tourismus

Den letzten Themenblock eröffnete die Expertin für alpinen Tourismus und Nachhaltigkeit, Michaela Hölz. Sie ist eine anerkannte Auditorin für Destinationen für die Zertifizierungssysteme von „Green Destinations“ und das „Österreichische Umweltzeichen“, sowie die erste und einzige GSTC-Trainingspartnerin in Österreich.

Für sie sind Zertifizierungen für Regionen ein wertvolles Werkzeug für mehr Nachhaltigkeit in einer Region oder einem Betrieb. “Der multidimensionale Charakter von Nachhaltigkeit lässt uns leicht im Meer der Möglichkeiten verloren gehen”, erklärt Hölz. Zertifizierungen mit klaren Kriterien bieten Struktur und machen im besten Fall Gutes sichtbar, das ohnehin schon da ist. Und sie leiten dazu an, Positives zu maximieren, Negatives zu minimieren.

Wagrain-Kleinarl - Die erste “Green Destination im Alpenraum”

Das war auch eine frühe Erkenntnis von Stefan Passrugger und Nicole Nell vom Wagrain-Kleinarl Tourismus. Sie übernahmen nach Michaela Hölz das Podium und erzählten aus der anderen Perspektive einer Regionszertifizierung. Passrugger und Nell fanden am Beginn ihrer Green Destinations Zertifizierung heraus, dass ihre Region bereits einige Kriterien erfüllte. Durch diesen Aufwind zu Beginn des Prozesses konnten sie die Bevölkerung für ihr Vorhaben begeistern. Und genau darum geht es auch laut Michaela Hölz: “Die Aktivierung aller Beteiligten ist das Um und Auf, denn nur so wird Nachhaltigkeit authentisch und wirksam.”

Die nachhaltigste Region Österreichs

Um Authentizität geht es auch Christopher Gruber, Geschäftsführer der Tourismusregion Nassfeld-Lesachtal-Weissensee. Er ist der Meinung, die Touristiker:innen müssen sich “von einer Marketinggesellschaft zu einer Produktgesellschaft” entwickeln. “Es ist wichtiger, am Produkt zu arbeiten als an der Kommunikation”, so Gruber.

Seine Region hat bereits die GSTC-Zertifizierung für Regionen erlangt und strebt das Österreichische Umweltzeichen für die gesamte Dienstleistungskette an. So möchte Gruber die Destination Nassfeld-Lesachtal-Weissensee enkeltauglich machen, wie er sagt.

Wie geht umweltfreundliches Wandern?

Nachhaltigkeit folgt den drei Dimensionen Ökologie, Ökonomie und Soziales. Wenn der heimische Tourismus konsequent richtige Schritte in diesen Dimensionen setzt, wird das Ziel des umweltfreundlichen Wanderns immer näher rücken. Doch gefragt ist nicht nur der Tourismus, wie Harald Welzer sagt. Denn “Veränderung kann nicht delegiert werden - sie beginnt bei jedem einzelnen von uns.”

Pressekontakt:

Martin Maria Tändl
+43 (0) 4242 / 25 75 30 203
martin.taendl@wanderdoerfer.at

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