Schweizerischer Anwaltsverband (SAV-FSA)
Anwaltskongress 2009 - Medienpreis für Journalisten auf der Suche nach Recht und Gerechtigkeit. Referat zur Strafrechtsreform von Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf
Luzern (ots)
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Hauptgewinner des 11. Medienpreises des Schweizerischen Anwaltsverbands (SAV) ist der Beobachter-Redaktor Dominique Strebel. Anlässlich des Anwaltskongresses 2009 in Luzern wurde dieser durch die Jury unter der Leitung von Alt-Nationalrat Franz Steinegger ausgezeichnet. Justizministerin Widmer-Schlumpf glaubt eine "operative Hektik" in der Strafrechtsdiskussion der Sommersession festgestellt zu haben. Anschliessend diskutierte sie in einem Podium mit Katja Gentinetta, Vize-Direktorin bei Avenir Suisse, Thomas J. Jordan, SNB-Direktionsmitglied und weiteren Teilnehmern. Überdies wählte der SAV mit Brenno Brunoni einen neuen Präsidenten und beschloss erstmals die Durchführung einer schweizweiten Werbekampagne.
Ohne rechtliches Urteil wiesen die Behörden die Jugendlichen in die Strafvollzugsanstalt Hindelbank ein - ein traumatisches Erlebnis für die drei Frauen im Alter von 16, 17 und 19 Jahren. Rund 40 Jahre später verlieh ihnen Dominique Strebel eine Stimme. "Seine Artikel hinterfragen das Funktionieren des Rechts", lobte die Jury die journalistische Leistung des Beobachter-Redaktors und würdigte ihn mit dem Hauptpreis. Der Einspruch gegenüber dem eigenmächtigen Handeln einiger Behörden beeindruckte die Jury unter der Leitung von Jurypräsident Franz Steinegger. Der Preisträger durfte 6'000 Franken und eine Plastik des Basler Künstlers René Küng entgegennehmen.
Krimi-Spannung ohne Voyeurismus
Dieses Jahr vergab der SAV auch zwei mit jeweils 2'000 Franken dotierte Nebenpreise: Im Bereich TV wurde Rundschau-Redaktorin Elvira Stadelmann für den Beitrag "Die Parkhausmörderin" mit 2'000 Franken bedacht. Mit ihrem Film aus der DOK-Serie "Wenn Frauen töten" sei ihr Dramatik gelungen, welche jedoch gänzlich auf voyeuristische Elemente verzichtet. Die Jury lobte die Substanz, welche die Journalistin aufgrund des Einbezugs vieler Informationsquellen wie Polizisten, Psychiater oder hohe Beamte zu vermitteln wusste.
Franz Steinegger: "Radiosendung für Bundesversammlung"
Im Bereich Radio zeichnete die Jury die DRS1-Sendung "100 Jahre ZGB" und damit die Redaktoren Regula Zehnder und Christian Schmid ebenfalls mit einem über 2'000 Franken dotierten Nebenpreis aus. Es sei den beiden Journalisten ausgezeichnet gelungen, die Bedeutung dieses Gesetzgebungswerkes in Erinnerung zu rufen, meinte der Jurypräsident Franz Steinegger und wünschte sich, "der Ablauf der Gesetzesberatung könnte auch für das heutige Bundesparlament Vorbild sein". Die Parlamentarier sollten sich die Sendung doch einmal anhören!
Brenno Brunoni folgt auf Ernst Staehelin
Die anwaltliche Weiterbildung - ein zentrales Anliegen des Verbands - stand im Zentrum des fünften Anwaltskongresses, der vom 11. bis 13. Juni im Kultur- und Kongresszentrum Luzern stattfand. Bereits am Freitag wählte der SAV an der Delegiertenversammlung mit Brenno Brunoni zum dritten Mal in der über 100-jährigen Verbandsgeschichte einen Tessiner zu ihrem Präsidenten. Er wird das Amt von seinem Vorgänger Dr. Ernst Staehelin auf den 1. Juli 2009 übernehmen. Der Basler Anwalt, der durch die Abschlussveranstaltung vom Samstag führte, betonte die Wichtigkeit des absoluten und umfassenden Berufsgeheimnisses.
Anwältinnen und Anwälte werben für sich
Die Delegiertenversammlung des Anwaltsverbands beschloss überdies eine weitere Öffnung ihres Standes und zwar im Rahmen einer Werbekampagne. "Der Gang zum Anwalt fällt nicht jedem leicht und bedarf unter Umständen eines gewissen Masses an Überwindung einer Schwellenangst", erklärte SAV-Präsident Ernst Staehelin. Mit der Kampagne wollen die Schweizer Anwältinnen und Anwälte ebensolche Hemmschwellen abbauen und illustrieren, in welchen Situationen der Beizug eines qualifizierten Rechtsberaters unverzichtbar ist.
Vertrauen ins Wirtschaftssystem?
Das Thema "Vertrauen" wurde auch im Rahmen eines Podiums diskutiert. Befinden wir uns in einer Systemkrise? Leidet die Gesellschaft nach dem Finanzdebakel an einem Vertrauensmangel in die Marktwirtschaft? Moderator Stephan Klapproth warf diese Fragen auf, welche von der eigens angereisten Bundesrätin Eveline Widmer Schlumpf zusammen mit Dr. Toni Bühlmann, dem ärztlichen Direktor und Chefarzt der Privatklinik Hohenegg, Dr. Katja Gentinetta, stellvertretender Direktorin und Leiterin Strategie und Planung von Avenir Suisse, mit Professor Thomas J. Jordan, designiertem Vizepräsidenten der Schweizerischen Nationalbank (SNB), sowie mit dem Benediktinerpater Markus Muff und dem ehemaligen Bundesgerichtspräsidenten Professor Hans Peter Walter reflektiert wurden.
Forderung nach Recht und Ethik
Finale Antworten wurden zwar nicht gefunden - die Diskussion jedoch mit grossem Engagement geführt. So äusserte die Bundesrätin mit Blick auf das Aktienrecht den Bedarf von Regulierungen des "pervertierten Systems" - eine Kritik insbesondere an die Adresse neoliberaler Denkansätze. SNB-Direktionsmitglied Thomas J. Jordan ortete das Problem indes nicht in der fehlenden, sondern in der falschen Regulierung des Marktes. Die zentrale Bedeutung des Rechts und der Justiz, das sich durchaus mit der Ethik verbinden lasse, wurde dabei vom ehemaligen Bundesrichter Professor Hans Peter Walter hervorgehoben.
Bundesrätin Widmer-Schlumpf zur Strafrechtsdiskussion
Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf sprach in ihrem Referat vor dem Hintergrund der gestern zu Ende gegangen Sommersession. Dabei ging sie insbesondere auf Strafbehördenorganisationsgesetz, Aktienrecht und Strafrecht ein und ortete Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit mit dem Parlament: "Nach der Verabschiedung eines Gesetzes wird häufig schon wieder die Revision dieses Gesetzes verlangt!" und nannte als Beispiel dafür die Jugendstrafprozessordnung, für welche bereits drei Monate nach der Verabschiedung wieder eine Revision verlangt wurde. Bezüglich der Strafrechtsreformbemühungen äusserte die Justizministerin Verständnis für mehr Härte. Jedoch wehre sich der Bundesrat gegen die "operative Hektik" des Parlaments.
Der Schweizerische Anwaltsverband
Der Schweizerische Anwaltsverband (SAV) ist die nationale Berufsorganisation der freiberuflich tätigen Anwältinnen und Anwälte in der Schweiz. Bereits seit 1898 setzt sich der SAV für das Ansehen, die Rechte und die Interessen des schweizerischen Anwalts¬standes sowie für die Unabhängigkeit des Anwaltsberufes ein. Der Verband zählt rund 8'500 Mitglieder. Alle Mitglieder der 24 kantonalen Anwaltsverbände sind Mitglieder des nationalen Dachverbandes. Der SAV setzt sich insbesondere für die Weiterbildung seiner Mitglieder ein, unter anderem durch die Organisation des zweijährlich stattfindenden Fachkongresses. Darüber hinaus verschafft sich der SAV als offizielle Vertretung des schweizerischen Anwaltsstands im In- und Ausland politisch Gehör. Ein grosses Anliegen ist dem Schweizerischen Anwaltsverband das Engagement für die Vervollkommnung des Rechts und der Rechtspflege. Der Verband tut dies im Interesse der Rechtssuchenden und unter Achtung der Menschenrechte, für deren Wahrung er sich einsetzt.
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Medienunterlagen:
Download von Medienmitteilung, Factsheet, Reden, Lebensläufe der Preisträger, des aktuellen sowie des designierten Präsidenten und Bildmaterial unter: http://www.anwaltskongress.ch
KONTAKT: Dr. Michael Hüppi Ressortchef Kommunikation SAV E-Mail: michael.hueppi@schochauer.ch Telefon: +41/71/227'84'84
Dr. Ernst Staehelin Präsident SAV E-Mail: ernst.staehelin@staehelin-law.ch Telefon: +41/61/206'60'60