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Comdays 2009: Wege aus der Medienkrise

Biel (ots)

Veränderungen in der Medienbranche standen im Zentrum
des zweiten Tages der 8. Comdays in Biel. Manche Branchenkenner 
bezeichneten diesen Wandel als Krise, andere sehen positive 
Entwicklungen dank neuen Modellen. Die Comdays-Organisatoren zeigten 
sich über die rund 650 Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der 
zweitägigen Veranstaltung zufrieden.
Krise oder neue Realität in den Medien?
"Wir befinden uns in einer gigantischen Krise", so Marc Walder von
Ringier. Die neue Mediennutzung der Konsumentinnen und Konsumenten 
und die Konjunkturkrise hätten die Branche getroffen. Medienhäuser 
müssten sich auf starke Marken fokussieren, ihre Unternehmen 
effizienter gestalten und neue Geschäftsbereiche erschliessen. "Es 
gibt keine allgemeine Medienkrise, sondern eine neue Realität", sagte
hingegen Professor Otfried Jarren von der Universität Zürich. Es gäbe
wohl aber eine "hausgemachte Krise" der Tageszeitungen und des 
Verlagsmanagement. Mit hoher Qualität sollten die Medien einen 
publizistischen Wert schaffen, für den die Konsumentinnen und 
Konsumenten gerne bezahlen. Die Branche allein sei in der Lage, das 
Blatt zu wenden. Hans Peter Rohner von Publigroupe erklärte, dass die
Zukunft "klug kalkulierenden und innovationsfreudigen 
Medienunternehmen" gehöre. Tradition und Grösse könnten dabei 
hilfreich, aber auch ein Hindernis sein.
Wege aus der Krise
Ist Online-Journalismus ein Weg aus der Krise? Er sei 
"leichtfüssig, flexibel und unmittelbar" und biete beste 
Voraussetzungen für aktuelle und hintergründige Information, 
schilderte Peter Knechtli von Online Reports. Die Online-Gemeinde 
wünsche sich eben Nachrichten in "real time". Die Werbeeinnahmen 
hätten sich positiv entwickelt, die Werbekrise hätten sie kaum 
gespürt.Die Gratis-Zeitung 20 Minuten sei nur leicht davon betroffen,
sagte Geschäftsleiter Marcel Kohler. Auf dem Lesermarkt herrsche 
hingegen keine Krise, im Gegenteil: Die Leserzahlen würden zunehmen, 
insbesondere dank der für Werbekunden wichtigen Zielgruppe der 14- 
bis 19-Jährigen. Sinkende Leserzahlen machten hingegen der 
Schwedischen Zeitung "Svenska Dagblat zu schaffen, bedauerten Ann 
Axelsson und Magnus Gylje. Um den Lesern die Informationen 
bedürfnisgerecht zu vermitteln, haben sie die Ausgaben gestrafft und 
komplexe Themen mit informativen Grafiken vereinfacht. Am Wochenende 
erscheint ein Magazin, das ausführlicher über bestimmte Themen 
berichtet. Die Bilanz sei erfreulich: Die Zeitung habe für ihr Layout
einige Preise gewonnen, die Leserzahlen steigen.
Leidet die Qualität?
"Ich kann Ihnen wenig Katastrophales über die Gefährdung der 
Qualität unseres Journalismus berichten", ermutigte Hanspeter 
Lebrument, Präsident des Verbandes Schweizer Presse, die 
Comdays-Teilnehmenden. Wenn wir von Krise sprechen, handle es sich um
wenige Titel und wenige Leute. Lokale und regionale Medien erlebten 
einen Aufschwung durch ihre lokale Berichterstattung und ihre 
professionelle Arbeit. Dies sei der Grund, weshalb die Schweiz medial
hervorragend ausgerüstet sei, und sich die Medien qualitativ 
verbessert hätten. Online-Journalismus sei hingegen ein "klassischer 
Abbau an Qualität", weil der Zeitdruck eine genauere Recherche nicht 
zulasse.In den USA sei Online-Journalismus der Grund, weshalb der 
amerikanische Qualitätsjournalismus akut gefährdet sei. "Zeitungen 
befinden sich in der Todesspirale", bedauerte Stephan Russ-Mohl von 
der Universität Lugano. Bereits seien traditionsreiche Titel 
verschwunden. Damit die journalistische Qualität nicht weiterhin 
leide, sollen die Leserinnen und Leser bezahlen. Möglich dafür seien 
Flatrates und Online-Abonnements.Für qualitativ hoch stehenden 
Journalismus müssten auch die Arbeitsbedingungen stimmen. Aus- und 
Weiterbildung seien unerlässlich, so Philipp Cueni von der Schweizer 
Mediengewerkschaft SSM. Zudem dürfe der bisherige Stellenabbau nicht 
vernachlässigt werden. Er sei verhältnismässig hoch und führe zum 
Verlust von spezialisiertem Wissen.
Nicht Inserate sondern Informationen verkaufen
An einem Panel waren Medienvertreter einig, dass man umdenken 
müsse: Die Leser seien die Kunden - nicht die Inserenten. Man müsse 
zukünftig die Leserinnen und Leser ernst nehmen und Informationen, 
nicht Werbeflächen verkaufen, sagte Markus Somm von der Weltwoche. 
Publizist Roger de Weck forderte auch mehr Leserbindung: Eine gute 
Zeitung sei wie ein Dialog; der Leser möchte einen guten 
Gesprächspartner. Dies sei das Erfolgsmodell des Bieler Tagblatts, 
erläuterte Chefredaktorin Catherine Duttweiler. Ihre Zeitung zeichne 
sich durch lokale Berichterstattung aus, berichte über Ereignisse, 
die die Leser bewegen und einen Dialog ermöglichen. Einig waren sich 
die Diskussionsteilnehmenden, dass Qualität weiterhin gefragt sei und
Printmedien nicht aussterben würden. Derzeit würden aber alle Medien 
über dasselbe berichten, bedauerte Dominique von Burg, Präsident des 
Schweizer Presserat. Es sei deshalb an der Zeit umzudenken.
Mediale Zukunft?
Erweiterung der Realität sei die mediale Zukunft, prophezeite Nils
Müller von TrendONE zum Schluss der Comdays. Mit multifunktionalen 
mobilen Geräten könne bald von einer Welt in die andere springen. So 
könne man zum Beispiel bereits 2010 virtuell einkaufen gehen und 
online Kleider anprobieren. Wir werden immer online sein: "Always on,
always connected" laute die Devise.
Weitere Informationen:
www.comdays.ch
Comdays-Blog:
http://www.comdays.ch/de/blogs.php

Kontakt:

Andreas Sutter
Stiftungsrat Bieler Kommunikationstage
Mobile: +41/79/356'19'10

Bieler Kommunikationstage
Postfach
2501 Biel
Tel.: +41/32/327'57'90
Fax: +41/32/327'56'69

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