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Harte Landung, Kommentar zur Stimmungslage in der deutschen Wirtschaft, von Ulli Gericke.

Frankfurt (ots)

Die Unken haben Hochkonjunktur. Immer mehr Wirtschaftsforscher rechnen mit einer kurzen, dafür aber umso heftigeren Rezession in Euroland Anfang 2012. Christine Lagarde, die Chefin des Internationalen Währungsfonds, sieht dadurch die globale Wirtschaft in einer gefährlichen Lage. Passend dazu berichtet die Europäische Zentralbank (EZB), dass die "Vorsichtskasse" der Banken bei der Notenbank zu Beginn der letzten Woche 2011 auf einen Rekordwert geklettert sei. Die bei der EZB geparkten Einlagen waren mit 412 Mrd. Euro so hoch wie noch nie - trotz eines Abschreckungszinssatzes von mageren 0,25%.

Kein Zweifel, die Lage ist angespannt, die Stimmung schlecht. Das berichtet auch das Institut der deutschen Wirtschaft Köln in der alljährlichen Verbandsumfrage zum Jahreswechsel. Doch gleichzeitig erwartet die Mehrheit der Branchen hierzulande für das neue Jahr 2012 leicht wachsende Produktionszahlen, Umsätze und Gewinne. Wie geht das zusammen? Leben wir Deutschen auf einer Insel der Glückseligen mit Wachstumsgarantie und chinesischen Verhältnissen?

Die Diskrepanz zwischen gefühltem Horror und der Zuversicht großer Teile der Wirtschaft ist schwer unter einen Hut zu bekommen. Dabei spiegelt der Optimismus der sogenannten Realwirtschaft nur die Auftragslage der Firmen wider. Und die garantiert bei der wichtigen Autoindustrie eine Auslastung der Produktionsstraßen bis weit in das Frühjahr hinein. Mancher Maschinenbauer hat die Bücher sogar noch deutlich länger voll. Wer sollte bei diesen glänzenden Auspizien Trübsal blasen?

Wenn da nicht die drückende Staatsschuldenkrise wäre mit all ihren tiefen Einschnitten. Die Unwägbarkeit, ob der Euroraum auseinanderbricht, und die regulatorischen Anforderungen an Banken, die eine Kreditklemme befürchten lassen. Kein Wunder, dass die Finanzindustrie eher mit Sorge auf das Jahr 2012 blickt - und zwar egal, ob Großbank oder kleine Sparkasse vor Ort.

Die Frage lautet, wie immun die produzierende Wirtschaft gegen die Ansteckungsgefahr der Finanzbranche ist und bleibt. Zweifel sind angebracht. Genauso wie bei der Vorstellung, die hiesige Industrie könne produzieren auf Teufel komm raus, wenn die Absatzmärkte wegbrechen. Mit jedem Tag, an dem die deutsche Wirtschaft weiter unter Volllast produziert, nähert sie sich der Vollbremsung, weil das Orderbuch abgearbeitet ist und keine Folgeaufträge eingeworben werden können. Die gewünschte sanfte Landung sieht anders aus.

(Börsen-Zeitung, 28.12.2011)

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