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2012 drohen Käuferstreiks, Kommentar zu den Aussichten bei Staatsanleihen, von Kai Johannsen.

Frankfurt (ots)

Im Jahr 2011 hat auch der letzte Fixed-Income-Investor eines mit Sicherheit gelernt: Staatsanleihen sind nicht sicher, nur weil es Staatsanleihen sind. Extreme Spread-Ausweitungen, d.h. Kursverluste, von Staatspapieren verschiedener Länder standen auf der Tagesordnung. Als sicher gelten derzeit nur noch staatliche Schuldtitel der Deutschen, der Niederländer, der Luxemburger und der Finnen - vielleicht auch noch der Österreicher. Bei allen anderen Staaten darf ein Fragezeichen hinter der Sicherheit ihrer Schuldverschreibungen gesetzt werden.

Diese Einsicht hat sich in breiten Anlegerkreisen durchgesetzt, und sie hat logischerweise Konsequenzen. Zurückhaltung ist angesagt. Denn wer verunsichert ist, investiert nicht kräftig, sondern wartet ab. Das zeigt sich insbesondere bei vielen der sogenannten Real Money Accounts, d.h. Pensionsfonds, Stiftungen oder Asset Manager in Unternehmen. Sie haben Staatsanleihen den Rücken gekehrt, Portfolioanteile in diesen Assets heruntergefahren. Mancher hat sich komplett verabschiedet - selbst aus sicheren Titeln. Und eine derartige Entscheidung wird nicht schnell rückgängig gemacht, nur weil es vielleicht auch mal ein positives Zeichen in Sachen Lösung der Staatsschuldenkrise und damit einhergehend an den Märkten ein kurzzeitiges Aufatmen gibt.

Für 2012 zeichnet sich kein rosiges Bild für die Staatsanleihemärkte der Eurozone ab. Derzeit sieht es nicht danach aus, als werde die Politik ein langfristig tragfähiges Lösungskonzept für die Schuldenkrise liefern. Vielmehr sieht es danach aus, als würden weiterhin Trippelschritte gemacht, die zum einen zu spät kommen, zum anderen eben nicht ausreichen. Das hat nur eines zur Folge: Die Unsicherheit an den Märkten nimmt nicht ab. Die Zurückhaltung bleibt bestehen, sie kann sogar noch größer werden. Damit droht die Gefahr von Käuferstreiks, die sogar die sicheren Emittenten zu spüren bekommen können.

Doch die Staaten müssen emittieren, sie müssen auslaufende Schuldpapiere ersetzen, neue Schulden werden gemacht. Wenn sich nicht mehr genügend Käufer finden, muss ein anderer einspringen. Man muss nicht lange überlegen, wer das wohl sein könnte. Die Gefahr ist groß, dass das Mandat der Europäischen Zentralbank in Sachen Bondkäufe immer mehr ausgeweitet wird. Vielleicht greift sie sogar irgendwann direkt in den Auktionen zu, weil es schlichtweg nicht mehr anders geht.

Und wo investieren die Real Money Accounts? Soliden Unternehmensanleihen und Hypothekenpfandbriefen könnte eine gute Nachfrage bevorstehen.

(Börsen-Zeitung, 29.12.2011)

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