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Kein Freibrief, Kommentar zum abgeblasenen Verkauf von Galeria Kaufhof durch Metro, von Annette Becker.

Frankfurt (ots)

Verkehrte Welt? Metro bläst den Verkauf von Galeria Kaufhof ab und erntet Applaus an der Börse. Dabei hatte die in Aussicht gestellte Veräußerung doch Hoffnungen auf eine Sonderausschüttung genährt. Immerhin waren Gebote von 2Mrd. Euro im Gespräch. Grob gerechnet also 6 Euro je Aktie.

Doch mit der Entscheidung, sich beim Verkauf nicht unter Druck setzen zu lassen - schon gar nicht, nachdem die Geschäftsentwicklung der Warenhäuser im vierten Quartal 2011 den Preisverhandlungen nicht eben zuträglich gewesen sein dürfte -, beweist der seit Anfang des Jahres amtierende Vorstandschef Olaf Koch Stärke. Denn die unter Mitwirkung der Medien geführten Verkaufsverhandlungen hatten zuletzt den Eindruck hinterlassen, bei Kaufhof handele es sich um einen Ladenhüter, von dem sich die Düsseldorfer schnellstmöglich trennen müssten - egal zu welchen Konditionen.

Sicher lässt sich trefflich darüber streiten, ob das Geschäftsmodell Warenhaus langfristig eine Zukunft hat. Doch so lange sich mit dieser Vertriebslinie Geld machen lässt - zumindest 2010 verdiente Kaufhof die Kapitalkosten -, sollte von einem Räumungsverkauf abgesehen werden. Dessen unbenommen bleibt die Aussage, dass die Vertriebslinie langfristig nicht ins strategische Konzept der Düsseldorfer passt. Auch das machte Koch unmissverständlich klar, obgleich der Veräußerungszeitpunkt offen ist.

Dass die Entscheidung mit Rückendeckung des größten Einzelaktionärs, des Familienkonzerns Haniel, getroffen wurde, ist evident. Denn nach den monatelangen Personalquerelen muss derzeit allen Beteiligten in erster Linie an einer Beruhigung der Großwetterlage in Vorstand und Aufsichtsrat gelegen sein.

Zwar ist Haniel - nicht zuletzt aufgrund des dramatischen Kursverfalls der Metro-Aktie - auf die Verkaufserlöse angewiesen, um das eigene Rating wieder in den Griff zu bekommen, doch dem frisch gekürten Metro-Chef bei seiner ersten Entscheidung gleich in die Parade zu fahren geht eben auch nicht. Schon gar nicht, da es der Aufsichtsratsvorsitzende Franz Markus Haniel war, der Koch gegen den Willen der Arbeitnehmervertreter mit seinem Doppelstimmrecht an die Konzernspitze hievte.

Metro sei jedoch davor gewarnt, die gestrige Kursreaktion als Freibrief für die Verschleppung des Verkaufs auf den Sankt-Nimmerleins-Tag zu interpretieren. Denn auch wenn ein Kurssprung um in der Spitze 6% eine feine Sache ist, die Aktie ist mit gut 28 Euro nur halb so viel wert wie vor Jahresfrist.

(Börsen-Zeitung, 18.1.2012)

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