Hoffnungsloser Fall, Kommentar zur HSH Nordbank von Bernd Wittkowski
Frankfurt (ots)
Der Nächste, bitte! Am Dienstag verlässt CEO Vikram Pandit die Citigroup, am Mittwoch - sicher: ein, zwei Nummern kleiner - haut Paul Lerbinger als Vorstandsvorsitzender der HSH Nordbank in den Sack, und heute ist ein neuer Tag. Im Fall der HSH - die Firma wurde außer für Hamburg-Schleswig-Holstein bei Gründung auch schon mal als Kürzel für "Heide Simonis' Hausbank" gedeutet - sind Eigentümerkreise nun schnell dabei, Lerbinger Versäumnisse vorzuwerfen. Unter den beiden Bundesländern als Hauptaktionären (gut 85%) grassiert offenbar die Panik, alsbald doch noch aus den milliardenschweren Garantien in Anspruch genommen zu werden. Da kann man ja mal versuchen, frühzeitig andere Schuldige auszugucken. Aber vielleicht ist die Bank, die noch vor wenigen Jahren von ihrem Börsengang träumte, schlicht unsanierbar? Immerhin ist Lerbinger nach Alexander Stuhlmann, Hans Berger und Dirk Jens Nonnenmacher schon der Vierte, der sich in der erst neunjährigen Geschichte dieser Landesbank an deren Spitze versuchen durfte.
Als Ex-Deutsche-Bank-Chef Hilmar Kopper 2009 den Aufsichtsratsvorsitz bei der HSH übernahm, wurde gelästert, da trete der Papst beim Evangelischen Kirchentag auf. Eine Einschätzung, die Kopper übrigens selbst bestätigte. Für den Investmentbanker Lerbinger, den Kopper vor gut eineinhalb Jahren mit Vertrag bis 2014 aus dem Ruhestand nach Hamburg holte, galt Ähnliches: ein Kampf der Kulturen schien programmiert. Aber gerade die frischen Impulse von außen, die unvoreingenommene Sicht anerkannter und nicht vorbelasteter Experten waren es ja, die das als Folge von Gier und Dummheit metertief im Schlamassel der Finanzkrise steckende Institut dringend brauchte, um allmählich Stabilität zurückzugewinnen und vor allem um das EU-Beihilfeverfahren zu bestehen.
Das ist gelungen. Die Brüsseler Auflagen waren zwar die brutalstmöglichen, und doch eröffneten sie der Bank eine neue Perspektive. Der damit verbundene radikale Umbau des Geschäftsmodells wäre freilich schon unter halbwegs normalen Bedingungen eine Sisyphosaufgabe. Die Bedingungen sind aber alles andere als normal: Staatsschuldenkrise, Desaster der Schifffahrt und jede Menge Altlasten, von denen jeder Sanierer oder Restrukturierer immer wieder eingeholt wird, ob er nun Paul Lerbinger heißt oder demnächst Constantin von Oesterreich, der fünfte HSH-Chef. Eigentümer und Steuerzahler sollten sich vorsorglich wohl mit dem Gedanken vertraut machen, dass diese Bank ein hoffnungsloser Fall sein könnte.
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