Rückwärtsrolle, Kommentar zur Kapitalerhöhung der Deutschen Bank, von Bernd Neubacher.
Frankfurt (ots)
Diese Überraschung ist gelungen: Die Deutsche Bank stockt ihr Kapital um 2,8 Mrd. Euro auf und kündigt sogleich die Emission von Nachrangkapital von bis zu 2 Mrd. in den kommenden zwölf Monaten an. Sinn hat dies zweifelsohne. Das Institut stärkt die Kapitaldecke zu einem Zeitpunkt, an dem die Eigenmittelausstattung bei Regulierern und Anlegern gleichermaßen im Blickpunkt steht: Die Aktienemission bringt die Gesellschaft im branchenweiten Wettbewerb um raschen Eigenmittelaufbau mit Blick auf die neuen Kapitalregeln Basel III deutlich nach vorne.
Mit Ankündigung der Emission von Nachrangkapital wiederum baut die Bank schon einmal vor für den Zeitpunkt, an dem die Regulierung ihre Anforderungen ans Gesamtkapital geklärt hat. Nicht zuletzt droht der US-Tochter des Instituts die Verpflichtung auf eine verbindliche Schuldenobergrenze. Da dürfte es die Aufsicht hierzulande gerne sehen,wenn sich die US-Tochter im Fall des Falles ihrer Verbindlichkeiten entledigt und diese nicht umgehend den Schuldenhebel der Mutter verlängern.
Die Kapitalerhöhung hat so viel Sinn, dass man sich fragen darf, warum die Führung um die Co-Chefs Jürgen Fitschen und Anshu Jain sie nicht schon weitaus früher angegangen ist, zum Beispiel gleich nach Amtsantritt im Juni vergangenen Jahres. Am Markt wird der Deutschen Bank schon seit geraumer Zeit eine im Vergleich zur Konkurrenz recht schmale Kapitaldecke vorgehalten - immer wieder aber beteuerte das Management, den Kapitalaufbau aus eigener Kraft zu schaffen. Auch wenn die erste Reaktion der Akteure an Wall Street am Montagabend zunächst nicht eben einen nachhaltigen Vertrauensschaden signalisierte. Die Ankündigung der zweiten Kapitalerhöhung in drei Jahren ist eine bemerkenswerte Rückwärtsrolle in der Kommunikation mit dem Kapitalmarkt.
Überrascht sein dürfte nun unter anderem die Commerzbank. Gerade hat ihre Hauptversammlung für die kommenden Wochen eine Aktienemission durchgewunken, da kommt ihr die Deutsche Bank mit einer Privatplatzierung im Schnellverfahren zuvor - wie schon im Herbst 2010, als die Deutsche Bank wenige Monate vor dem gelben Institut einen zweistelligen Milliardenbetrag einwarb.
Überrascht sein dürften nun aber auch die Aktionäre der Deutschen Bank: Platziert werden die neuen Stücke nun wenige Tage nach einem vorläufigen Jahrestief. Das Lehrbuch für großartige Aktienemissionen sieht das Gegenteil vor: im Kurshoch platzieren, den Erlös maximieren und die Verwässerung minimieren.
(Börsen-Zeitung, 30.4.2013)
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