Quandtifizierte Minderheit, Kommentar zur Platzierung eines Continental-Aktienpakets durch den Großaktionär Schaeffler, von Walther Becker.
Frankfurt (ots)
Was sind schon 3,9%? Eine ganze Menge. Jedenfalls dann, wenn es um den Abverkauf eines Pakets an Continental geht. Und mehr als die Milliarde Euro, die jetzt mit der Platzierung eingespielt worden ist. Denn Großaktionär Schaeffler kündigt an, es bei dieser Quote an dem Dax-Konzern belassen zu wollen. Was BMW für die Familie Quandt ist, die 46,9% an dem weiß-blauen Autobauer hält, das soll Conti für Schaefflers sein, die 46% als Niveau betrachten, auf dem sie sich langfristig bewegen wollen.
Doch der Vergleich mit dem Quandt-Imperium hinkt in einem entscheidenden Punkt: Während dieses sein Vermögen maßgeblich in börsennotierten Gesellschaften angelegt hat, sind Mutter und Sohn Schaeffler auch Alleingesellschafter der operativ tätigen Schaeffler AG. Doch das muss nicht so bleiben.
Denn nach der Aktienplatzierung hat der fränkische Zulieferer die nächste Stufe der Entschuldung erreicht und damit ein Level, das es erlaubt, neue Optionen zur Optimierung der Kapitalstruktur anzugehen. Und das bedeutet, Investoren auch ins Eigenkapital hineinzunehmen. Vertrauen bei internationalen Institutionellen hat sich Schaeffler mit ihrer bilanziellen Restrukturierungsstory, Auftritten am Bondmarkt und operativer Profitabilität ja erarbeitet.
Mit der dank Liquiditätsschwemme an den Märkten von einem außerordentlich günstigen Umfeld getragenen und von der rasanten Entwicklung Contis enorm unterstützten Politik der kleinen Schritte hat Schaeffler ein Niveau erreicht, das die Vergangenheitsbewältigung in den Hintergrund treten lässt. Die Faszination liegt in der Frage: Was machen sie in Zukunft? Beide Seiten sind bei ihren Bemühungen, aus dem Schuldenturm rauszukommen, schon weit fortgeschritten. Zwar ist immer wieder von strategischer Logik einer Verbindung die Rede, doch worin diese bestehen soll, erschließt sich nicht.
Nun geht es darum, in der Weiterentwicklung der Kapitalstruktur den Wert, der in der Gesamtkombination steckt, auch zur Geltung zu bringen. Dass dies auch nicht von heute auf morgen passiert, ist klar. Und Investoren scheinen einen anderen Manager an der Spitze zu verlangen, der unbefleckt von der Vergangenheit zu neuen Ufern führt.
Schaeffler muss nun vor allem daran arbeiten, die "strategische Logik" zu verdeutlichen und zu zeigen, wie diese Werte schaffend realisiert werden soll. Das verlangen die Mitaktionäre von Conti und das wollen auch potenzielle Schaeffler-Investoren wissen.
(Börsen-Zeitung, 18.9.2013)
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