Beruhigungspille, Kommentar zur US-Notenbank von Peter de Thier
Frankfurt (ots)
Mit großen Überraschungen hatte zwar niemand gerechnet. Bei ihrem ersten Auftritt vor dem Kongress seit dem Amtsantritt als neue US-Notenbankvorsitzende hat Janet Yellen aber doch ein paar Akzente gesetzt, welche die Geldpolitik der Fed in ein etwas anderes Licht tauchen. Zunächst ging es ihr aber offenkundig darum, den Märkten wieder etwas Halt zu geben nach den Turbulenzen der vergangenen Wochen. Daher ihr Bekenntnis zu mehr Transparenz und zu einer Fortsetzung der Nullzinspolitik, die auch dann für einige Zeit beibehalten werden soll, wenn der Ausstieg aus den Anleihenkäufen einmal vollzogen ist. Auch mit der Reduzierung der Kauforders eilt es ihr nicht. Ein klares Signal an die Marktteilnehmer, dass sie nicht mit Überraschungen rechnen müssen.
Im Kern aber widmete sie sich vor allem dem dualen Mandat der Notenbank: Auf geldpolitischem Weg soll die höchstmögliche Beschäftigung unter Wahrung der Preisstabilität gesichert werden. Diesbezüglich zeigte sich Yellen weder zufrieden mit der Entwicklung der Arbeitslosigkeit noch mit der Teuerungsrate, die nach ihrer Einschätzung noch zu weit unter dem Inflationsziel von 2% liegt. Zwar weiß die Notenbankchefin die bereits erfolgte Wende am Arbeitsmarkt zu schätzen, betont aber gleichzeitig, dass die Zahl der Langzeitarbeitslosen noch viel zu hoch sei und zu viele Personen die Jobsuche aufgegeben hätten. Zudem ließ Yellen durchblicken, dass sie das duale Mandat sogar noch etwas weiter interpretiert: Deutlich mehr Raum als jeder ihrer Vorgänger widmete sie dem Problem des immer größeren Wohlstandsgefälles in den USA. Außerdem müsse vor allem auch die ungewöhnlich hohe Arbeitslosigkeit unter Minderheiten bekämpft werden. Inwieweit die Geldpolitik hier das richtige Instrumentarium zur Bekämpfung dieser Missstände ist, darf bezweifelt werden.
Letztlich zeigte sich die Notenbankchefin aber überschäumend optimistisch, was die weiteren konjunkturellen Aussichten für die USA anbelangt. Der weltgrößten Volkswirtschaft prophezeit sie moderates, aber beständiges Wachstum, dem Arbeitsmarkt eine fortgesetzte Erholung, und das bei stabilen Preisen. Die Voraussetzungen für die Beendigung außergewöhnlicher geldpolitischer Maßnahmen, die schon seit Jahren das herkömmliche Instrumentarium einer Notenbank sprengen, sind damit eigentlich gegeben. Doch sie will an der lockeren Geldpolitik festhalten. Ein Widerspruch, der auf lange Sicht die Glaubwürdigkeit der Fed untergräbt.
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