Tous Actualités
Suivre
Abonner Börsen-Zeitung

Börsen-Zeitung

Im Geist der Melisse, Kommentar zur KfW von Bernd Wittkowski

Frankfurt (ots)

Die gut 2000 deutschen Banken und Sparkassen können dichtmachen. Sparen bringt's eh nicht mehr, und das bisschen Kreditgeschäft macht die KfW alleine. Dann wäre praktischerweise gleich das Problem mit dem ruinierten Ruf der Branche gelöst, und die lästige Regulierung könnte man sich weitgehend schenken, schließlich beansprucht die drittgrößte deutsche Bank auch als künftig von BaFin und Bundesbank beaufsichtigtes Institut einen Sonderstatus; unter die Fuchtel der EZB will die Förderbank schon gar nicht geraten.

Okay: Der erste Satz dieses Kommentars mag eine leichte Übertreibung sein. Aber wirklich nur eine leichte, sieht KfW- Chef Ulrich Schröder doch weit und breit so gut wie keine Bank, außer der eigenen, mit funktionierendem Geschäftsmodell. Dementsprechend kommt die "Bank aus Verantwortung", die ihren Auftrag als "weltweite Förderung" definiert und mit einem Budget von fast 10 Mill. Euro allein für Fernsehwerbung auf den "informierten Verbraucher" zielt, schon heute auf hohe zweistellige Marktanteile: in der kommunalen Infrastrukturfinanzierung gut 20%, in der Mittelstandsfinanzierung 30%, im Bereich Umwelt 50 bis 80%. Da ist noch Luft nach oben, zumal wenn man bedenkt, dass die KfW im Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD 11-mal Erwähnung findet, nicht zuletzt im Kontext mit der Auflegung neuer und der Erweiterung bestehender Programme. Das nennt man dann "Subsidiarität" und versichert, dass man eigentlich gar nicht wachsen wolle, aber gerne zur Verfügung stehe, wenn man gebraucht werde, weil die Geschäftsbanken ihre Aufgaben nicht wahrnehmen.

Sehen wir es positiv! Dann gilt für die KfW das Gleiche wie für Klosterfrau Melissengeist: Nie war sie so wertvoll wie heute. Dass viele Geschäftsbanken sich zum Beispiel aus der langfristigen Export- und Projektfinanzierung, einer Domäne der KfW bzw. ihrer Tochter Ipex-Bank, zurückziehen (müssen), um ihr Eigenkapital zu schonen oder weil sie die Refinanzierung nicht gebacken kriegen, ist ja leider eine Tatsache. Insofern muss man wirklich froh sein, dass die KfW und andere Förderbanken in die Bresche springen.

Diese Institute werden in Zukunft sogar noch stärker gefordert sein, weil absehbar ist, dass die Sparneigung der Deutschen weiter nachlassen wird und dadurch die Probleme der Banken auf der Passivseite zunehmen. Das alles sind ziemlich unerfreuliche Nebenwirkungen der Bankenregulierung und der Niedrigzinsen. Auf Dauer könnte das schon auf etwas viel Staatsbankwesen und etwas wenig Marktwirtschaft hinauslaufen.

Kontakt:

Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de

Plus de actualités: Börsen-Zeitung
Plus de actualités: Börsen-Zeitung
  • 11.02.2014 – 20:50

    Beruhigungspille, Kommentar zur US-Notenbank von Peter de Thier

    Frankfurt (ots) - Mit großen Überraschungen hatte zwar niemand gerechnet. Bei ihrem ersten Auftritt vor dem Kongress seit dem Amtsantritt als neue US-Notenbankvorsitzende hat Janet Yellen aber doch ein paar Akzente gesetzt, welche die Geldpolitik der Fed in ein etwas anderes Licht tauchen. Zunächst ging es ihr aber offenkundig darum, den Märkten wieder etwas Halt zu geben nach den Turbulenzen der vergangenen Wochen. ...

  • 10.02.2014 – 20:45

    Angstschweiz, Kommentar zur EU-Freizügigkeit von Detlef Fechtner

    Frankfurt (ots) - Die Schweizer haben, wenn auch denkbar knapp, dafür votiert, dass der Zuzug von EU-Bürgern beschränkt werden soll. EU-Politiker waren eilig bemüht zu behaupten, dass sich die Schweiz damit vor allem selbst schade. Das ist insofern richtig, als gerade eine vom Außenhandel so abhängige Volkswirtschaft wie die schweizerische ein hohes Risiko ...

  • 07.02.2014 – 20:50

    Nerven behalten! Marktkommentar von Dieter Kuckelkorn

    Frankfurt (ots) - Die Aktienmärkte, denen von den meisten Anlagestrategen weiter steigende Kursniveaus vorausgesagt worden sind, haben einen Fehlstart ins neue Jahr hingelegt. Der Dax liegt um 2,7% unter seinem Stand von Ende 2013. Der EuroStoxx50 ist um 2,3% zurückgefallen - trotz der Erholung in der zweiten Hälfte der abgeschlossenen Woche. Beim Dow Jones beträgt das Minus sogar rund 5%. Den Vogel hat jedoch der ...