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Abgehoben, Kommentar zum Dax-Rekordhoch von Dieter Kuckelkorn

Frankfurt (ots)

Nun ist also passiert, worauf Anleger schon seit mehreren Tagen gehofft haben: Der Dax hat erstmals in seiner Geschichte die Marke von 9800 Punkten genommen und mit 9810 Zählern ein Allzeithoch markiert. Zu vernehmen waren sogleich zuversichtliche Analystenkommentare, das nun der Weg für weitere Kursanstiege frei sei, die den deutschen Leitindex schon bald über 10.000 Zählern treiben könnten. Ein Analyst warf sogar die Zahl von 30.000 Punkten als längerfristiges Ziel in den Raum. Am Markt sahen die Anleger die Angelegenheit freilich etwas nüchterner: Unmittelbar nach dem Erreichen der Rekordmarke setzten Gewinnmitnahmen an, der Dax rutschte sogar recht deutlich ins Minus.

Für die Rekordfahrt am deutschen Aktienmarkt sind zwei Faktoren verantwortlich: Zum einen hat die Ankündigung einer neuerlichen geldpolitischen Lockerung durch die Europäische Zentralbank (EZB) die Hoffnung auf eine zusätzliche Flutung der europäischen Finanzmärkte mit Liquidität geweckt. Zum anderen haben die Zahlen zum deutschen Wirtschaftswachstum im ersten Quartal positiv überrascht.

Hinsichtlich der Konjunkturdaten stellt sich allerdings die Frage der Nachhaltigkeit. So hat die deutsche Wirtschaft davon profitiert, dass der Winter quasi ausgefallen ist. Mit Blick auf schwache Entwicklung in den anderen europäischen Ländern und in den Schwellenländern ist eher nicht damit zu rechnen, dass die Entwicklung in Deutschland ihr starkes Momentum beibehält.

Die jüngste Rally erscheint zudem deshalb ein wenig abgehoben, weil sie die Risikofaktoren ausblendet. So ist die Ukraine-Krise noch nicht ausgestanden, nach einer gewissen Entspannung sieht es nun eher wieder nach Konfrontation aus. Zudem ist die laufende Quartalssaison keineswegs überragend ausgefallen. Nach Helaba-Zahlen haben nur 46% der Dax-Unternehmen mit ihren Nettoergebnissen die Analystenschätzungen übertroffen. 54% blieben hingegen hinter den Erwartungen zurück. Damit stellt sich die Frage, ob das von vielen Konzernen für das laufende Jahr in Aussicht gestellte starke Gewinnwachstum realistisch ist. Noch ist der Dax mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 13 bis 14 auf Basis der Schätzungen für 2015 nicht teuer, Revisionen der Gewinnschätzungen könnten das Bild jedoch bald anders aussehen lassen.

Zwar erscheint der Dax gut unterstützt, so dass eine größere Korrektur eher nicht in den Karten ist. Für weitere Anstiege ist die Luft aber dünn geworden.

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