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Bondrally, ein Marktkommentar von Kai Johannsen

Frankfurt (ots)

Die Bundesanleihen sind mit ihren Renditen fast auf dem Rekordtief angekommen. Mit den 1,168%, die in der gerade abgelaufenen Woche erreicht wurden, trennten die zehnjährige Bundrendite gerade noch rund 4 Basispunkte oder 0,04 Prozentpunkte von ihrem Rekordtief von 1,126%, das am 23. Juli 2012 markiert wurde. Entlang der Kurve der Bundesanleihen sieht der Anleger über weite Strecken derzeit sowieso nur noch eine Null vor dem Komma. Denn Bundesanleihen mit (Rest-)Laufzeiten von einem bis acht Jahren werfen nur noch Renditen im Nullkommabereich ab.

Bei einem Jahr Laufzeit sind es am Freitag noch 0,01% gewesen - aber nur wenn der Anleger Glück hatte, denn es wurden zum Wochenausklang in diesem Laufzeitenbereich auch schon wieder negative Renditen gesehen, allerdings nur knapp unterhalb der Nulllinie. Zweijährige Papiere werfen immerhin schon das Doppelte der einjährigen Titel, also 0,02% ab. Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis auch hier wieder das Minuszeichen zu sehen ist. Bei fünf Jahren sind es Renditen von um die 0,3%. Bei acht Jahren lassen sich um die 0,85% verdienen. Nur bei neun Jahren Laufzeit bekommt der Anleger noch einen Satz mit einer Eins vor dem Komma, und zwar 1,05%.

Angetrieben wird die Flucht in Sicherheit und damit der Renditeabstieg der Bundesanleihen durch Krisenentwicklungen - wie so oft in der Vergangenheit. Die Ukraine-Krise, aber auch die Entwicklungen im Irak trugen schon zum Großteil der Umschichtungen - raus aus risikobehafteten Assets, rein in sichere Anlagen wie Bundesanleihen und US-Treasuries - und damit zu den fallenden Renditen bei. Aktuell sind es die Sorgen um den portugiesischen Bankensektor, die die Anleger den sicheren Hafen Bund und auch die US-Staatsanleihen ansteuern lassen. Zu schaffen machen den Anlegern in diesen Tagen Spekulationen über Zahlungsprobleme der portugiesischen Bankiersfamilie Espírito Santo.

Gegen die Espírito Santo International ermitteln die Behörden wegen angeblicher "erheblicher Unregelmäßigkeiten". Mit dieser Krisenentwicklung in Portugals Bankenbereich taucht auch ein altes Muster an den Anleihemärkten wieder auf. Anleihen der Eurozonenperipherieländer werden zum Verkauf gestellt, Anleihen des Bundes werden gekauft. Das war bei anderen Krisenentwicklungen so nicht zu sehen. Als sich etwa die Entwicklungen in der Ukraine zuspitzten oder als die Schwellenländer unter Druck gerieten, griffen die Anleger zwar ebenfalls bei den Bundesanleihen zu. Aber es wurden auch Anleihen Spaniens, Italiens oder Portugals gekauft: Die Eurozone insgesamt galt bei diesen Krisen als Zufluchtsort.

Doch es sind nicht nur die Krisenentwicklungen, die die Renditen der Bundestitel immer weiter gen Süden treiben. Auch schwache Konjunkturdaten wie zuletzt die eingebrochenen Aufträge für die japanischen Maschinenbauer oder die hinter den Erwartungen zurückgebliebenen Ausfuhren der chinesischen Wirtschaft wirkten in die gleiche Richtung: Investoren befürchten, dass der Konjunkturmotor wohl doch nicht so rund laufen könnte, wie das vor einigen Monaten noch erhofft oder erwartet wurde.

Anleger, die zu Jahresanfang den zu beobachtenden Konjunkturoptimismus skeptisch beurteilt haben, sich von der Zinswendediskussion nicht in die Irre leiten ließen und deshalb auch Bondpositionen nicht reduzierten, konnten an den Bondmärkten im Halbjahr richtig absahnen, denn die Märkte haben eine enorme Rally hingelegt. Wer sich einfach ein paar langlaufende (über zehn Jahre) Anleihen aus dem Euroraum ins Portfolio gelegt hat, freut sich heute über stattliche Gewinne. Der iBoxx Euro Overall erzielte bei den langen Laufzeiten bis Anfang Juli einen Ertrag (Total Return aus Kursgewinn und Zins) von 13%. Im "BBB"-Segment waren es fast 15%.

Investoren, die Anleihen von Finanzinstitutionen bevorzugten, kommen im "AA"-Segment immerhin auf gute 11%. Auf den gleichen Ertrag kommen diejenigen Anleger, die auf über zehn Jahre laufende Senior-Anleihen von Unternehmen setzten, wie am Plus von guten 11% des iBoxx Corporates Senior abzulesen ist. Die Staatsanleihen aus der Eurozone brachten es im langlaufenden Bereich (über zehn Jahre) auf einen Ertrag von mehr als 13%. Mit entsprechenden Langläufern aus Deutschland heimsten die Anleger fast 11% ein. Mehr bekam derjenige, der in die Peripherie ging. So zum Beispiel in Irland (14%), Spanien (16%) oder Italien (14,5%). Aber auch die US-Treasuries mit langen Laufzeiten (mehr als zehn Jahre) waren kein schlechtes Investment in diesem Jahr. Bislang weist der iBoxx Dollar Treasuries ein Plus von guten 12% aus.

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