Sisyphos, Kommentar zu RWE von Andreas Heitker
Frankfurt (ots)
Dem Vorstand des Energieversorgers RWE ist kein Vorwurf zu machen: Er zieht alle Register, um den arg von der Energiewende getroffenen Konzern zu stabilisieren und in ein ruhigeres Fahrwasser zurückzuführen. Doch Konzernchef Peter Terium muss sich dabei nicht selten vorkommen wie Sisyphos in der griechischen Mythologie: Kaum wurde ein Problem angegangen und ein Felsblock den Berg hinauf gerollt, so steht er schon wieder am Anfang seiner Bemühungen. Ein aktuelles Beispiel hierfür ist der Kampf gegen die drückende Schuldenlast. RWE hat es in den ersten neun Monaten zwar geschafft, die Nettofinanzschulden deutlich um 2,3 Mrd. auf nurmehr 8 Mrd. Euro zu senken. Doch zeitgleich mussten Pensions- und Atomrückstellungen um 1,9 Mrd. Euro erhöht werden, was zu einer Gesamtverschuldung von unverändert über 30 Mrd. Euro führte.
Um endlich von diesem Niveau herunterzukommen, hatte Terium sogar die Trennung vom Öl- und Gasförderer Dea eingeleitet und einen Investor gefunden, der bereit war, über 5 Mrd. Euro auf den Tisch zu legen. Da kommt gleich die britische Regierung mit einem Veto, weil dieser Investor Russe ist - obwohl weder Brüssel noch Berlin Einwände hatten. Wie diese Geschichte ausgeht, ist zwar noch längst nicht ausgemacht. Für Terium könnte es aber auch hier im Endeffekt heißen: Alles zurück auf Anfang.
Das alles ist fatal, da aus dem operativen Geschäft zurzeit keine Impulse zu erwarten sind. Die Konjunktur bringt keine Entlastung, und der Druck auf die Strompreise wird wohl auch mittelfristig nicht kleiner. Selbst wenn sich die Bundesregierung wider Erwarten doch zur Einführung eines Kapazitätsmarktes und damit einem neuen Entlohnungssystem für konventionelle Kraftwerke durchringen würde, hätte RWE wohl eher wenig davon: Die Kohlekraftwerke des Konzerns haben einfach die falschen Standorte. Die Cash-Kuh Braunkohle steht politisch ohnehin stark unter Beschuss.
Wo soll bei RWE noch Wachstum herkommen? So ganz klar wird das heute nicht. Im Erneuerbare-Energien-Geschäft gehen im 2015 zwar zwei große Offshore-Windparks ans Netz - Geld für neue Großprojekte ist aber nicht vorhanden. Und im Vertrieb gibt es zwar zahlreiche neue Ideen. Diese eher kleinteiligen Geschäfte bringen aber kaum Entlastung für den Gesamtkonzern. Es sieht zurzeit so aus, als ließe die Energiewende den Dax-Konzern immer mehr schrumpfen und mache ihn immer ärmer - egal, wie sehr Sisyphos Terium sich auch müht.
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