Das Yuan-Fieber sinkt, Kommentar zur Bedeutung der chinesischen Währung von Norbert Hellmann
Frankfurt (ots)
Eine jährliche Befragung von Großunternehmen über die weltweite Verwendung des chinesischen Yuan bringt eine Überraschung: Die Erhebung der Großbank HSBC zeigt statt des erwarteten Bedeutungsgewinns einen Momentumverlust bei der Verwendung als globale Handelswährung. Denn außerhalb des asiatisch-pazifischen Raums sind Transaktionsabschlüsse in Yuan eher auf dem Rückmarsch, lautet die Botschaft - für Peking keine sonderlich gute. Den chinesischen Yuan als eine führende globale Handels- und Reservewährung zu etablieren ist schließlich eines der erklärten Ziele der chinesischen Reformpolitik.
Das Thema hat an den Märkten breite Resonanz gefunden und in Europa gar eine Art Finanzplatzfieber entfacht. Die Etablierung von Yuan-Offshoreplätzen mit designierten Clearingbanken wurde noch im vergangenen Jahr als Ritterschlag und Bestätigung empfunden, im Finanzplatzwettbewerb der Zukunft oben auf zu sein. Mittlerweile macht sich etwas Ernüchterung breit. Die anhaltende Abkühlung der chinesischen Wirtschaft hinterlässt Spuren. Der Yuan ist außerdem volatiler geworden und von seinem stabilen Aufwertungstrend zum Dollar abgerückt.
Der erwartete Boom bei der Nutzung der neuen Clearingplattformen und die erwartete Anregung von Yuan-denominierten Handels- und Investmentströmen will sich jedenfalls nicht so recht einstellen. Dies liegt zum einen daran, dass sich - bei all dem von Finanzplatzpromotoren entfachten Hype - die tatsächliche Popularisierung von neuen Abwicklungsmechanismen für China-Geschäfte eine schwierige Angelegenheit ist. Zum anderen stellen die Unternehmen laut der HSBC-Erhebung fest, dass sich die von China avisierten Fortschritte bei der Liberalisierung des Kapitalverkehrs und Konvertibilität des Yuan nur schleppend einstellen und die Hindernisse immer noch recht groß sind.
Das ist wohl der eigentliche Knackpunkt, an dem sich auch festmachen wird, ob es China in diesem Jahr gelingen kann, den Yuan beim Internationalen Währungsfonds (IWF) nach Dollar, Euro, Pfund und Yen als fünfte offizielle Reservewährung zu verankern. Die im Fünfjahresrhythmus erfolgende Überprüfung des IWF-Korbes mit dem die sogenannten Sonderziehungsrechte (SZR) gebildet werden, steht für Oktober an. Im Jahr 2010 hatte der IWF befunden, dass die chinesische Währung noch nicht frei genug verwendbar ist, um in den Korb zu gelangen. Und auch diesmal sieht es nach einer Zitterpartie aus.
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